Heißes Eis
alten Steinbruchs aufgewachsen und habe mit einer Bande von Jungs dort oft gespielt, um Tiere zu fangen – bevorzugt Kreuzottern. Davon wimmelte es dort nur so. Unter jedem zehnten Stein, den wir hochhoben, fanden wir so ein Vieh.»
Am Strand herrscht jetzt relativ viel Betrieb und wir gehen barfuß in den auslaufenden Wellen am Meeresufer entlang. Wie herrlich das Wasser jetzt meine müden Füße umspült!
Die Sonne steht schon so tief, dass sie nicht mehr brennt und das Meer abendlich leuchtet, als wir das Hotel fast erreicht haben. Bevor ich dahin zurück kehre, muss ich unbedingt noch im Meer schwimmen – als erfrischende Belohnung für die Strapazen. Ich schmeiße meinen Rucksack einfach in den Sand und ziehe mich aus. Ben sieht mir mit weit geöffneten Augen zu.
«Was machst du da, Sanne?»
«Striptease natürlich! Oder wonach sieht es aus?»
Mein Bikini, den ich bereits unter der Kleidung trage, kommt zum Vorschein. Das war beim Wandern zwar unbequem, aber jetzt bin ich froh darüber. Ohne ein weiteres Wort renne ich ins Meer. Das Wasser spritzt um meine Beine und dann schmeiße ich mich in die Wellen. Ich tauche ein paar mal im Delfin unter und schmecke das salzige Wasser zwischen meinen Lippen. Das kühle Nass umspielt leicht und erfrischend meine Haut. Dann kraule ich im Auf- und Ab der sanften Wellen. Es fühlt sich herrlich an, wie das Wasser meine müde Haut streichelt und belebt. Ich gleite in kräftigen Zügen vorwärts und dann drehe ich mich auf den Rücken, blicke in den tiefblauen Himmel, dem die Sonne inzwischen einen dunkelroten Schimmer verpasst hat, während ich mich von den Wellen schaukeln lasse. Ich kraule auf dem Rücken weiter bis zum Haifischnetz. Gerade, als ich dort wenden will, taucht ein Kopf neben mir auf und ich fahre erschrocken zusammen. Ben! Er muss ganz schön schnell geschwommen oder getaucht sein, dass er mich noch eingeholt hat.
Ich wende, schwimme zurück und immer wieder taucht Bens Kopf neben mir aus dem Wasser. Kurz bevor ich das Ufer erreicht habe, bemerke ich, wie er unter mir hinweg gleitet. Plötzlich schnellt er vor mir an die Oberfläche und spritzt mir eine kräftige Ladung Salzwasser ins Gesicht. Ich kreische und paddle aufrecht mit den Füßen, die nun den sandigen Untergrund durchpflügen. Diese Aktion schreit nach Rache, doch in dem Moment, als ich zurück spritzen will, ist Ben schon wieder abgetaucht. Ich suche das Wasser nach ihm ab, aber die Sonne wirft ihre rötlichen Strahlen bereits so flach auf die Oberfläche, dass es darunter zu dunkel ist, um etwas zu erkennen. Auf einmal höre ich ihn hinter mir auftauchen und bevor ich noch reagieren kann, landet wieder eine Ladung Wasser über meinem Kopf. Da hilft nur eins, ich muss ebenfalls abtauchen. Rötliches Licht schillert durch die Wellen, als ich mich unter Wasser umsehe. Die Sichtweite beträgt etwa einen Meter, aber ich kann Ben nicht finden. Ich gleite weiter Richtung Ufer – ein Schwarm winziger Fische weicht mir aus. Jetzt reicht mir das Wasser nur noch bis zu den Knien, als ich mich hinstelle. Ein dunkler Schatten gleitet auf mich zu, zieht mir die Füße weg und bringt mich zu Fall. Ich kreische laut auf, als ich in die Wellen platsche.
Na warte!
Ohne weiter zu überlegen, mache ich einen Satz und werfe mich auf die Silhouette, die sich gerade wieder von mir entfernt. Ich bekomme Bens Hüfte zu fassen und umklammere ihn. Er dreht sich um, wobei er sich aus meinen Armen windet, stellt sich auf und saugt frische Atemluft ein.
Jetzt ist meine Rache gekommen. Ich bücke mich und schaufle mit beiden Händen eine volle Ladung Wasser in sein triefendes Gesicht. Ich lache schadenfroh auf und bevor sich Ben dafür revanchieren kann, renne ich durch die sich brechenden Wellen zum Strand.
«Na warte!», ruft Ben, während ich lachend fort renne.
Ich habe noch nicht den trocken Sand erreicht, da holt Ben mich ein, packt meinen Arm und wirft sich über mich. Wir fallen gemeinsam in den nassen Sand und Ben landet auf mir drauf. Er stützt sich noch rechtzeitig mit den Ellenbogen ab, so dass mich nicht sein volles Gewicht trifft. Dennoch liegt er mit seiner nackten, nassen Haut auf mir und die Schmetterlinge in meinem Bauch erwachen augenblicklich zu einem wilden Samba. Mein Lachen erstirbt augenblicklich. Bens Atem beschleunigt sich, als seine Augen mich ansehen – verletzlich, ängstlich, sehnsüchtig, liebevoll. Zwei Finger streichen mir die nassen Haare aus dem Gesicht. Eine Welle
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