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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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abgeschworen, seit ich aus dem Corps ausgestiegen bin. Und werde dafür sorgen, daß ich nie wieder in diese Situation komme.
    Dean neigt zu der irrigen Annahme, daß es eine Sünde wäre, bis mittags zu schlafen. Ich habe versucht, ihn zu erleuchten, aber sein Gehirn ist genauso verkalkt wie seine Arterien. Er will schlechterdings nicht die einfache Wahrheit meiner Theorien eingestehen. Kein Narr ist so stur wie ein alter Narr.
    Allerdings machte ich den Fehler, dies laut zu äußern.
    Mist, schließlich war die Sonne gerade erst aufgegangen. Wer will denn von mir erwarten, zu dieser nachtschlafenden Zeit schon zu denken?
    Meine Bemerkung brachte mir nur ein paar Tropfen eiskaltes Wasser ein, die über mein Rückgrat liefen.
    Ich brüllte und fluchte und belegte den alten Mann mit derartig derben Schimpfworten, daß meine Mutter in ihrem Grab kreiselte.
    Aber es nützte nichts, also stand ich auf. Der alte Knabe legte einen Frühstart hin.
    Ich hockte mich auf die Bettkante, stützte die Ellbogen auf die Knie, den Kopf in die Hände und schickte mein wöchentliches Stoßgebet an die Götter. Was habe ich getan, daß ihr mich mit Dean straft? Bin ich nicht immer auf der Straße der Tugend gewandelt? Kommt schon, Jungs. Wie wär's? Wischen wir dem Universum dieses eine Mal eins aus und lassen für einen Tag wahre Gerechtigkeit walten. Zeigt's diesem alten Trottel.
    Ich zwinkerte. Zwischen den Fingern sah ich Dean, der um die Ecke des Türpfostens lugte und mich aufmerksam musterte. »Zeit aufzustehen, Mr. Garrett. Sie müssen in zwei Stunden vor dem Al-Khar sein. Das Frühstück ist bereits zubereitet.«
    Mein Vorschlag, was er mit seinem Frühstück anstellen sollte, lief dem normalen Verdauungsprozeß diametral entgegengesetzt. Dean war nicht beeindruckt.
    Er polterte die Treppe hinunter. Ich stöhnte laut und schlich ans Fenster. Es war so dunkel, daß kaum was zu sehen war. Die Rattenmänner der städtischen Müllabfuhr polterten mit ihren Müllwagen über die Straßen und taten so, als wären sie mit etwas Nützlichem beschäftigt. Eine Zwergenbande huschte vorbei. Sie trugen Bündel, die größer waren als sie selbst. Es war eine düstere, mürrische, schweigende Gruppe. Ist jetzt klar, wohin frühes Aufstehen führt?
    Abgesehen von Zwergen und Straßenfegern war die Straße verlassen. Jeder, der ein bißchen Grips im Kopf hatte, lag noch im Bett.
    Nur die bevorstehende Verarmung hielt mich davon ab, wieder in meins zurückzugehen.
    Was soll's? dachte ich. Vielleicht lohnt es sich ja, den alten Kläffer zu beschatten. Jeder, der dumm genug war, ihm einen Verfolger auf den Hals zu hetzen, verdiente es, ausgenommen zu werden. Und der Job versprach erheblich sicherer zu sein als manch anderer, in den ich hineingestolpert war.
    Ich bemitleidete mich und stolperte die Treppe hinunter. Vor der Küche blieb ich stehen und legte meinen finstersten Blick auf. Ich mußte mich nicht besonders anstrengen. Wenn ich zu dieser Zeit aus dem Schlaf gerissen werde, bin ich ohnehin mürrisch.
    Aber es nützte nichts. Als ich die Küche betrat, umfing mich der Duft von würzigen Würstchen, geschmorten Äpfeln, frischgebrühtem heißen Tee und frischgebackenen Brötchen. Ich hatte keine Chance.
    Wenn ich nicht arbeite, kocht Dean nicht so hingebungsvoll. Solange ich nur faul herumhänge, bekomme ich morgens eine Schüssel Haferschleim vor den Latz geknallt, der schon eine Kruste ansetzt. Und wenn ich frischen Tee will, muß ich den Wasserkessel selbst aufsetzen.
    Was soll man nur mit diesen Arbeitssüchtigen anfangen? Von mir aus kann er sich gern den Rücken für mich wundarbeiten – wovon ich übrigens noch nichts bemerkt habe. Leider ist Dean einer dieser Typen, die unbedingt die anderen Menschen umerziehen müssen. Sein brennendster Wunsch ist, daß ich als reicher Mann noch vor meinem einunddreißigsten Geburtstag mit einem Herzkasper vor lauter Überarbeitung zusammenbreche. Aber den Gefallen tu ich ihm nicht. Ich bleibe für immer dreißig.
    Ich frühstückte. Zu ausgiebig. Dean summte, während er die Töpfe reinigte. Er war glücklich, weil ich in Lohn und Brot stand. Ich fühlte mich mißbraucht und ausgebeutet. All dieses Talent und die Fertigkeiten für die Beschattung eines Beknackten! Was für eine ungeheure Verschwendung! Genausogut hätte man aus irgendwelchen Tropenbäumen jeweils einen einzigen Zahnstocher machen können!
    Dean war so guter Dinge wegen meines Engagements, daß er sogar vergaß zu quengeln. Ich

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