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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Morpheus. Ich komme einfach nicht gegen meine gute Erziehung an.
    Morpheus war sich seiner eigenen Unsterblichkeit anscheinend doch nicht ganz so sicher. »Wir brauchen Licht.«
    »Endlich merkt er es. Ist das die Art von vorausplanender Taktik, die du als Kämpfer im Cantard anwenden willst?«
    »Ich bin in fünf Minuten wieder da.« Er verschwand, bevor ich etwas entgegnen konnte.
     

 
18. Kapitel
     
    Fünf Minuten? Es dauerte mehr als zwanzig. Es waren die längsten zwanzig Minuten meines Lebens, abgesehen einmal von ein paar Dutzend Gelegenheiten während meiner Dienstzeit auf den Inseln, als ich mit Venageti-Soldaten den Todestango tanzte.
    Morpheus war nicht mal zehn dieser angeblichen fünf Minuten unterwegs, als ich von meinem Beobachtungsposten unter einem verkrüppelten Zitronenbaum aus, der den Regen wenigstens zum Teil abhielt, ein Licht bemerkte. Es bewegte sich hinter einem Fenster im Erdgeschoß des Hemilton-Hauses. Vermutlich handelte es sich um eine Kerze. Jedenfalls hatte sie einen gespenstischen Effekt, als sie einen hohen, entfernt menschlichen Schatten an den geschlossenen Vorhang warf.
    Ich schnappte nach Luft.
    Wenn das kein Glück war! Jemand kam heraus und ging direkt zum Kutschhaus. Ich hörte leises Gemurmel und bemerkte dann erst, daß es zwei waren. Der Kerl mit der Kerze ging voraus.
    Sie kamen näher. Es war der alte Knacker mit den Magenbeschwerden. Jetzt sah er nicht besonders beeindruckend aus, ein abgebrochener Riese in Klamotten, die schon außer Mode gewesen sein mußten, als mein Paps noch in die Windeln geschissen hatte. Er trug eine Mütze mit Ohrenklappen. So was hatte ich bisher nur auf Bildern gesehen. Er ging gebückt, langsam, zitterte am ganzen Körper und wirkte genau so, wie ich mir einen Päderasten vorstelle.
    Hinter ihm trottete Narbenmaul, der sichtlich Schwierigkeiten hatte, Kurs zu halten. Das war der Kerl, den Eierkopf so gründlich durchgeschüttelt hatte. Er ging noch langsamer als der alte Knacker, als wäre er über Nacht hundert Jahre gealtert. Eierkopf hatte ihnen nicht viel gebrochen, aber seine Schläge schmerzten noch lange.
    Und jetzt? Sollte ich mich auf sie stürzen und sie hopsnehmen? Einfach wilde Beschuldigungen ausstoßen und riskieren, daß meine Knochen neu zusammengesetzt wurden? Sollte ich dem Opa noch mal Verdauungsbeschwerden bereiten und riskieren, daß er mich wieder mit fleischfressenden Schmetterlingen anrülpste? Und nachher noch wegen eines Attentats im Gefängnis landen? In solchen Momenten komme ich manchmal auf komische Ideen und konzentriere mich auf die dunkle Seite des Seins. Ich wünschte, ich hätte Eierkopfs Mangel an Selbstzweifeln.
    Es hat wirklich Vorteile, wenn man ein schlichtes Gemüt ist.
    Während ich mich noch zu einer Entscheidung durchzuringen versuchte und ungeduldig auf Morpheus mit dem Licht wartete, verfrachteten die beiden ihre Blaue-Flecken-Sammlung ins Kutschhaus. Licht drang durch die Spalten und Risse, als sie Lampen oder Laternen entzündeten. Sie redeten miteinander, aber ich konnte die Worte nicht verstehen.
    Ich schlich zur Tür, verstand aber immer noch nichts. Dann hörte ich ein Pferd schnauben und sprang zurück. War ich froh, daß ich nicht einfach vorher reingegangen war! Die Biester hätten mich mit Sicherheit überfallen.
    Es hörte sich an, als versuchten die beiden, ein Gespann anzuschirren. Ihren Flüchen nach zu urteilen war das schwierig, wenn man überall blaue Flecken hatte. Offenbar verfügten sie über ein reichhaltiges, bildhaftes Vokabular. Ich wollte mehr hören. Ein bißchen Weiterbildung hat noch niemandem geschadet.
    Ich steckte die Finger in den Spalt zwischen Tür und Rahmen und öffnete sie, bis der Spalt groß genug war, daß ich hindurchspähen konnte. Jetzt sah ich einen ganzen Stall voller Pferde und jede Menge Sattelzeug. Mit beidem konnte ich nichts anfangen. Ich stand im falschen Winkel.
    Jemand anders aber sah offenbar genau, daß die Tür nach außen schwang. Ich hörte eine Stimme erschreckt einen leisen Befehl geben. Schwere Schritte kamen auf mich zu. Fast wie ein Troll mit Steinstiefeln. Sollte ich mich schnell dünne machen? Zu spät. Die Tür schwang auf, und ich konnte gerade noch in Deckung gehen.
    Da ich nicht weglaufen konnte, entschied ich mich für die zweite Option. Mit meinem Lieblingstotschläger zog ich Narbenmaul eins über den Schädel. Der gab ein Geräusch von sich wie eine reife Wassermelone, wenn sie zu Boden fällt. Er sackte zusammen und

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