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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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blickte mich an, als hätte ich eben ein technisches Foul beim Schädelball begangen. Na und? Wenn schon! Fairplay zahlt sich bei seiner Sorte nicht aus. Würde ich es versuchen, täte ich mir damit nur selbst weh. Mit einem weiteren, gezielten Schlag verlieh ich meiner Einstellung Nachdruck.
    Ich sprang über Narbenmaul hinweg, stürmte in den Raum und jagte den kleinen Kerl mit Magenbeschwerden und antiken Klamotten. Keine Ahnung, warum ich das gemacht habe. In der Rückschau kommt es mir selbst ziemlich blöd vor. Aber in dem Moment fand ich die Idee gut.
    Er versuchte, die Türen zur Straße zu öffnen. Ich konnte mir nicht vorstellen, aus welchem Grund. Das Gespann stand immer noch in den Boxen. Er würde kaum wegfahren können. Und zu Fuß konnte er mir auch nicht entkommen. Aber er versuchte es trotzdem und spuckte unterwegs grüne Motten aus.
    Er hörte mich kommen und wirbelte herum. Das heißt, er drehte sich gemächlich um. Mit einer Hand griff er an das Stück Seil, das seine Hose hielt, und seine Augen begannen, grün zu leuchten. Ich holte mit meinem Totschläger aus.
    Eine seiner Motten biß mich. Es brannte höllisch. Und lenkte mich ab, so daß der alte Knabe ausweichen konnte. Der Schlag traf nicht wie beabsichtigt seine Birne, sondern knallte gegen seine Schulter. Er heulte. Ich brüllte und hieb wild auf das Ungeziefer ein. Seine Augen glühten und er öffnete weit den Mund. Ich wich seinem Blick und dem einzelnen, riesigen, grünen Schmetterling aus, der aus seinem Maul flog. Gleichzeitig versetzte ich ihm einen Schwinger, der ihn am Kiefer traf.
    Ich hatte zuviel Kraft in den Schlag gelegt, wie mir das Geräusch von splitternden Knochen verriet. Er sackte zusammen wie ein Anzug, den man einfach zu Boden fallen läßt.
    Blut rauschte mir in den Ohren. Ich sah mich wild um, in Erwartung weiteren Ärgers. Ich war so gereizt, daß selbst die Pferde in ihren Boxen zurückwichen und darauf warteten, daß ich wegging. Narbenmaul schnarchte tief und fest draußen vor der Tür und wurde mit jeder Sekunde nasser. Dann schoß ich wieder zu dem alten Mann zurück ...
    Er schnarchte nicht, sondern gab seltsame Geräusche von sich. Vermutlich würde er nicht mehr sehr lange atmen. Ich hatte ihm offenbar mehr als nur seinen Kiefer gebrochen.
    Ein riesiger, grüner Schmetterling kroch zwischen seinen Lippen hervor und blieb stecken. Der Alte hielt immer noch das Seil mit den Händen fest, als wollte er die Hose nicht verlieren, und fing an zu zittern.
    Normalerweise lege ich keine Leute um. Sicher, ich habe es schon mal getan, aber ich hatte nie eine echte Wahl, und es war nie freiwillig.
    Jetzt war ich wirklich aufgeregt. Wir befanden uns hier in der Oberstadt. Hier waren die Friedenswächter keine halbblinden, schlaffen Wachbeamten, die nur daran interessiert waren, ihren Sold einzukassieren. Wenn ich auch nur in der Nähe eines Toten gefaßt wurde ...
    »Was zum Teufel ist das denn?«
    Immerhin, ich sprang nicht gleich bis auf die Tenne. Sondern vielleicht drei Meter hoch. Es war nicht mal ein neuer Rekord für einen Satz aus dem Stand. Aber ich war aus der Tür heraus, die der Alte hatte benutzen wollen, und schon zehn Meter die Straße entlanggelaufen, bis ich begriff, daß es Morpheus' Stimme gewesen war.
    Zitternd ging ich zurück und erzählte ihm, was passiert war. Die Gegenwart eines Sterbenden erschütterte ihn nicht sonderlich. »Du lernst allmählich«, stellte er ungerührt fest.
    »Häh?«
    »Du hast den Fall an einem Tag gelöst und abgeschlossen. Grab deinen Kumpel Block aus, sag ihm, wo er seinen Ganoven findet, und laß dir die Taschen mit Gold füllen. Du bist und bleibst eben ein Glückspilz.«
    »Sicher.« Aber ich kam mir gar nicht glücklich vor. Ich wußte nämlich nicht wirklich, ob dieser alte Mann sich seine Kicks damit geholt hatte, hübsche junge Mädchen auszuweiden.
    Morpheus schloß die Tür zum Hof und ging zum Tor, das zur Straße führte. »Moment noch«, sagte ich. »Ich will mir das Haus ansehen.«
    »Warum?« fragte er scharf. Es kam mir fast so vor, als wollte er nicht, daß ich hinging.
    »Für den Fall, daß es da Beweise gibt. Ich muß es wissen.«
    Er glotzte mich an, schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. So etwas wie ein Gewissen war ihm völlig fremd. »Tu, was du nicht lassen kannst.«
    »Mach ich auch.«

 
19. Kapitel
     
    Ich stolperte über den Kumpel des alten Mannes, als ich in den Garten trat. Sieh an, noch ein Geheimnis. Irgendein böser Bube

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