Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
war vorbeigekommen und hatte ihn im Schlaf erstochen.
    Ich warf Morpheus einen finsteren Blick zu, der ihn nicht im geringsten beschämte. »Du brauchtest ihn nicht, Garrett. Und jetzt mußt du dir wenigstens nicht den Rücken freihalten.« Und das alles, weil der Bursche eine Szene in der Freudenhöhle gemacht hatte.
    Aber ich verkniff mir, einen Streit vom Zaun zu brechen. Wir hatten diese Diskussion schon häufiger geführt, als ich mitzählen konnte. Morpheus kannte weder Mitleid noch Reue, sondern ließ sich von praktischen Erwägungen leiten. Was eben der Grund dafür war, wie er mir bei jeder Gelegenheit unter die Nase rieb, daß ich mich so häufig um Hilfe an ihn wandte.
    Möglich. Meiner Meinung nach nahm ich seine Hilfe deshalb in Anspruch, weil ich ihm zutraute, mir den Rücken freizuhalten.
    Ich betrachtete die Laterne des alten Mannes. Sie war erloschen, nachdem ich ihn niedergeschlagen hatte. Ich schob sie beiseite, zog den Leichnam ins Kutschhaus, schloß die Tür und ging zum Haupthaus. Nur Morpheus' Laterne spendete Licht. Ich hob die erloschene Laterne auf, als ich daran vorbeikam.
    Das Portal war unverschlossen. In Null Komma nichts waren wir drin und standen in einer staubigen Küche.
    Lange mußten wir nicht suchen. »Sieh dir das an, Garrett«, sagte Morpheus Sekunden später.
    »Das« war ein Fünfzehn-Liter-Holzeimer. Ein Fliegenstamm hatte ihn als Schlachtfeld entfremdet. Sie flogen summend auf, und der Gestank verriet mir, daß es kein Wassereimer war. Bräunliche Flecken von getrocknetem Blut bestätigten es.
    »Sie haben ihn dafür benutzt, das Blut wegzutragen.« Ich schwenkte die Laterne herum und erblickte ein Messerset auf einem Geschirrständer. Sie waren keine gewöhnlichen Küchenmesser, sondern mit merkwürdigen Symbolen verziert. Auch auf ihnen sah man Spuren getrockneten Blutes.
    »Sie pflegen ihre Werkzeuge nicht besonders sorgfältig«, stellte Morpheus fest.
    »Du hast nicht gesehen, wie sie geschlichen sind. Nach dem Tänzchen mit Eierkopf hatten sie vermutlich keine Lust mehr auf Hausarbeit.«
    »Bist du jetzt zufrieden?«
    Was blieb mir übrig? »Ja.« Es war sinnlos, herumzutrödeln und uns möglicherweise bei den Toten erwischen zu lassen und an den Galgen zu bringen.
    »Du hast tatsächlich was gelernt, Garrett.« Morpheus grinste. »Vermutlich kann man dich in weiteren hundert Jahren sogar ohne Babysitter auf der Straße rumlaufen lassen.«
    War er da nicht vielleicht doch ein wenig zu optimistisch?
     
    Morpheus war kein Narr. Er verschwand, sobald wir draußen waren. Ich suchte Hauptmann Block und fand ihn an der letzten Stelle, an der ich ihn erwartet hätte. Im Junggesellenheim der Kaserne, die sich die Wache mit der örtlichen Militärgarnison teilt. Diese Truppen sind noch nutzloser als die Wache. Sie werden nur für Zeremonien und Wachdienste vor verschiedenen königlichen Gebäuden herausgekramt.
    Natürlich wurde ich wie üblich kreuz und quer herumgeschickt, bevor ich schließlich Block fand. Aber diesmal war meine Odyssee nicht so ausgedehnt wie sonst. Vielleicht hat er Anweisung gegeben, daß ein gewisser abgerissener, alter Marine irgendwann nach ihm fragen könnte.
    Er zog sich gerade an, als ich in seine Bude platzte und den Teppich naßtröpfelte. »Ich nehme an, Sie haben was rausgefunden, Garrett.« Ich konnte mir einfach nicht erklären, warum er nicht begeistert war, mich zu sehen, nur weil es kurz nach Mitternacht war.
    »Ich hab Ihren Mann gefunden.«
    »Häh?« Es ist sehr amüsant mit anzusehen, wie sich auf einem ohnehin blöden Gesicht ein verdutzter Ausdruck abzeichnet.
    »Dieser Metzger, den Sie suchen. Der Kerl, der sich die Zeit damit vertreibt, kleine Mädchen auszuschlachten. Wenn Sie ihn noch wollen ... Ich hab ihn.«
    »Ehm ... wirklich?« Er glaubte mir nicht.
    »Ziehen Sie Ihren Regenmantel über, Hauptmann. Es war ein langer, harter Tag, und ich will nach Hause.«
    »Sie haben ihn gefunden?«
    Bingo, hundert Punkte. »Jep. Sie sollten sich lieber in Bewegung setzen, wenn Sie abkassieren wollen.«
    »Ja, sicher.« Er war wie vor den Kopf geschlagen und konnte es kaum glauben. Einen Moment regte sich mein Mißtrauen. Aber es war nicht stark genug. »Aber wie? Ich habe tausend Männer darauf angesetzt. Sie haben nicht einmal den Hauch einer Spur gefunden.«
    »Vermutlich wußten sie nicht, wo sie schnüffeln mußten. Wenn man davon leben muß, bekommt man mit der Zeit einen Riecher dafür.«
    »Klingt, als hätten Sie einfach nur

Weitere Kostenlose Bücher