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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Brutto beim Golfturnier in Ascona gewonnen, und ein baumlanger Immobilienmakler aus Miami ein ›hole-in-one‹ geschossen. Er fegte durch das Hotel und jagte Gäste. Er zog einen Kellner mit Champagner hinter sich her und drückte jedem ein Glas in die Hand. Einige konnten flüchten, andere machten mit, zumal der offerierte Tropfen hervorragend schmeckte.
    Barbara hatte als Begleiterin eines Amerikaners ohnedies keine Rückzugschance. Sie packte ihr Englisch aus, um wenigstens zu erfahren, warum sie trinken müßte: »What's a hole-in-one?« fragte sie Mr. Whistler.
    »That's an as«, erklärte der glückliche Mensch aus Florida: »It's a holy moment in a golfer's life.«
    Barbara wußte soviel wie zuvor, aber auf einen heiligen Augenblick in einem Golferleben müßte man wohl trinken. Auf einmal wurde sie von dem Trubel begünstigt: Nareikes Begleiterin und René Puccini betraten das Hotel und wurden sofort von den Yankees in den Blazern zu Glase gebeten. Die beiden waren vom Wassersport verspätet ins ›La Palma‹ zurückgekommen, weil sich Sabine ziemlich lange mit ihren vom Wasser geschädigten Haaren befassen mußte, und der Junge begleitete sie, um bei eventuellem Zornesausbruch Nareikes die Rolle des Blitzableiters zu übernehmen.
    Ein Page pflügte sich durch das Gewühl, kam auf die beiden zu. »Signora, Signora Nareike«, rief er schon von weitem: »Telefono per Lei.«
    »Für mich?« fragte Sabine erschrocken.
    »Si, si, Signora. Una chiamata da Germania, molto importante.«
    »Ein dringender Anruf aus Deutschland«, übersetzte René: »Da wirst du schon müssen.«
    Sabine kämpfte sich zur Kabine durch und nahm den Hörer ab:
    »Ja«, meldete sie sich.
    »Frau Nareike?« fragte eine Stimme.
    »Ja«, erwiderte Sabine gedehnt.
    »Das stimmt nicht.«
    »Gut, ich bin nicht Frau Nareike. Aber das geht Sie nichts an.«
    »Meinen Sie?« Einen Moment lang war nur der Atem der Anruferin zu hören, so heftig, als würde sie gewürgt. Hannelore hatte sofort die ›blonde Stimme‹ wieder erkannt, die damals in der Nacht nach der Party ihren Anruf entgegengenommen hatte.
    »Wer sind Sie?« fragte Sabine.
    »Hannelore Linsenbusch. Die Frau des Mannes, als dessen Frau Sie in Locarno auftreten.«
    »Wieso?« fragte Sabine. »Mein Begleiter heißt Nareike. Werner Nareike.«
    »Dann sagen Sie ihm einen schönen Gruß von seiner Ehefrau Hannelore und fragen Sie ihn – fragen Sie ihn wirklich – wie lange er sich schon Nareike nennt.«
    »Was wollen Sie eigentlich von mir?« fragte Sabine verärgert.
    »Herr Nareike ist mein Chef. Und er steht ganz allein auf der Welt. Das weiß ich nun zufällig.«
    Sie wollte auflegen, aber es war etwas in der Stimme, das sie zwang, die Anruferin weiter anzuhören.
    »Vielleicht hat er Sie genauso belogen wie mich«, fuhr die Erregte fort. »Er belügt alle Frauen, nutzt sie aus und wirft sie weg. Aber das ändert nichts daran, daß ich seit 1932 mit ihm verheiratet bin, und daß wir …« Hannelore Linsenbusch sprach mit großer Anstrengung, »einen Jungen hatten, der in den letzten Kriegstagen noch für – für Großdeutschland gefallen ist.« Sie sagte es, als hätte damals das Tausendjährige Reich nicht nur noch aus ein paar Quadratkilometern Ruinen in der Reichshauptstadt bestanden. Übergangslos fuhr sie fort: »Ich bin auf dem Weg nach Kettwig. Auf dem Weg in seine Wohnung.« Ihre Stimme wurde schriller. »Sollte er mich suchen, weiß er, wo er mich findet. Und sagen Sie ihm, daß ich Schluß machen werde. Schluß mit seinen Lügen und seinen Gemeinheiten, Schluß mit allem.«
    Durch den Lärm, der von der Halle in die Kabine drang, erfasste Sabine, daß keine Verrückte am Telefon war, sondern ein Mensch in Not. »Hören Sie«, sagte sie, »Hallo, Frau Linsenbusch –«
    Aber die Leitung war bereits tot.
    Die Anruferin hatte aufgelegt.
    Sabine ging benommen zurück.
    »Unangenehm?« fragte René. »Du siehst so verstört aus.«
    »Ich bin noch ganz verwirrt«, antwortete Sabine. »Ich hatte ein Gespräch mit – mit einem Gespenst. Bleibst du bei mir zum Essen?« fragte sie. »lass mir noch einen Moment Zeit. Ich erkläre dir dann alles …«
    »Natürlich bleibe ich bei dir«, erwiderte er. »Und mit dem größten Vergnügen.«
    Sie wollten in den Speisesaal, aber sie kamen nicht vor und nicht zurück. Sie konnten nicht miteinander sprechen. Auch Barbara, die die Blondine den ganzen Abend beschatten sollte, hatte es schwer, im Gedränge an sie heranzukommen.
    Aber

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