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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Lähmung über seinen ganzen Körper ausbreitete.
    »Und heute Abend«, enthüllte Linsenbusch, »hast du nicht nur schlecht gegessen.« Er lachte garstig: »Du hast auch schlecht getrunken, Bruder Babyface.« Er deutete auf Saumwebers Glas. Seine Augen folgten der Handbewegung seines Gastes, und langsam begann er zu begreifen, an welcher Art Kreislaufstörung er litt.
    »Du – du – wahnsinnig – Horst, du – dich selbst –«
    »Meinst du?« höhnte Linsenbusch. »Du wirst den letzten Gang aus einem deiner Häuser antreten, in einem deiner Autos zu deiner Hinrichtung fahren und unterwegs fortgesetzt einen deiner Tode sterben.«
    Er verfolgte aufmerksam Saumwebers zwecklose Versuche, sich gegen die Droge aufzubäumen. »Hast du dir prima ausgedacht«, fuhr er fort: »Erst nimmst du mir die Hälfte des Geldes ab, dann den Rest, hetzt die Polizei hinter mir her, wenn du mich nicht gleich auf die Müllhalde karrst.« Er lachte wie ein Wahnsinniger. »Wie sagt man in Paris? Manger en suisse –« Er stieß den Hausherrn mit dem Fuß an: »Los, steck deinen fetten Finger in den Hals. Wenn du das Zeug nicht auskotzt, bist du schon erledigt. Tatenlos? Dann will ich dir sagen wie's weitergeht: Du kannst dich kaum mehr rühren. Dein motorisches Nervensystem fällt fast völlig aus, bis auf den Verstand, – der ist zwar benebelt, aber immer noch da, und den brauchen wir auch. Du sollst nämlich wissen, warum ich mir soviel Mühe mit dir gebe, Fettwanst.« Er verfolgte, wie Saumweber wie in Zeitlupe zappelte. »Du kannst die Glieder kaum mehr rühren«, sagte er. »Saurer Magenbitter, was? Prima Hausmittel. Du bist so gut wie gefesselt und geknebelt. Glaubst du nicht? Steh auf, Sportsfreund! Geht nicht? Na, heb doch wenigstens den Arm, den rechten, zum deutschen Gruß. Du Flasche, du bringst ihn ja nicht mehr hoch.« Er lachte wie bei einem Zwerchfellkrampf. »Den Moment werde ich nie mehr vergessen in meinem Leben, den werde ich pflegen wie ein alter General seine Paradeuniform.« Er sah auf die Uhr: »Etwa in einer Stunde nehme ich dich unter den Arm und schleife dich in deine Garage. Es wird ein ziemliches Stück Arbeit werden, denn du bist ein Fettsack und kannst nicht mehr auf eigenen Beinen stehen.«
    Mit aller Kraft, die Saumweber noch hatte, bäumte er sich gegen den Tod auf. Die Angst vor Linsenbusch trieb ihn erbarmungslos an. Er kam noch einmal hoch und taumelte wieder zurück. Er wollte schreien, aber auch seine Stimmbänder machten nicht mehr mit.
    »Du hängst am Fliegenleim, wie es sich für einen Schmarotzer gehört, du Nimmersatt«, erläuterte Linsenbusch. »Du hast von dem Abschiedscocktail mehr geschluckt, als man braucht, um einen Elefanten lahm zu legen.«
    Er unterbrach sich, horchte und beobachtete, wie Saumweber mit letzter Gewaltanstrengung den Kopf hob. Eine Gruppe angeheiterter Touristen zog am Haus vorbei und grölte: »O du schö-ö-ner We-ster-wald, über deine Höhen pfeift der Wind so kalt –«.
    »Teutonen«, sagte Linsenbusch: »Besoffene.«
    Saumweber riß den Mund auf wie ein Karpfen. Er sah aus, als wollte er mitsingen, aber er versuchte um Hilfe zu schreien; er schaffte es nicht. Seine Lippen zuckten still weiter, bettelten um sein Leben, skandierten den Namen Henry Feller; aber der letzte Verrat blieb stumm.
    »Eine Wohltat, daß man deine beschissene Todesangst nicht hören kann«, stellte Linsenbusch fest, als die Angetrunkenen weitergezogen waren.
    Der tückische Dialog wurde zum Monolog: »Ich will dich auf deine letzte Stunde vorbereiten: Was du geschluckt hast, ist nicht tödlich, davon könntest du dich in ein paar Stunden erholen; aber soviel Zeit wird dir dein Leben nicht mehr lassen.« Er sah auf die Uhr. »Vielleicht noch 40 Minuten. Weißt du, warum ich dich nicht hier umbringe, alter Kriegsgewinnler? Ich bin doch nicht blöd und fahre mit 'ner Leiche durch die helle Mondnacht und werde womöglich noch von einer Verkehrsstreife angehalten. Nein, auf so was läßt sich Linsenbusch nicht ein. Auch das Vieh bringt man lebend zum Schlachthof.« Er lachte erstickt, wickelte die Giftampulle aus dem Taschentuch, zeigte sie Saumweber. »Weißt du was das ist? Hitlers letzte Liebesgabe für seine Getreuen, und die«, setzte er heiser vor Hass hinzu, »habe ich mir vom Mund abgespart. Für dich. Reines Zyankali. Absolut tödlich. Wir werden zusammen losfahren, in der rollenden Einkaufstasche deiner Frau. Du kennst die Stelle zwischen Porto Ronco und Brissago, wo vor drei

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