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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Wochen das Liebespaar in den See gerast ist? Das Metallgeländer ist immer noch nicht repariert und nur durch ein paar Holzlatten abgesichert. Gegenüber liegt ein kleiner Privatparkplatz, und auf dem wickeln wir unser letztes todsicheres Geschäft ab.«
    Er faßte Saumweber am Kinn, riß es brutal hoch: »Hör zu, du Parasit«, sagte er, »wer weiß denn schon außer dir, wie er von der Bühne abtritt.« Er hielt ihm die Zyankalikapsel vor die Augen, denen das Entsetzen den glasigen Firnis nahm. »Ich mache das so.« Linsenbusch holte ein Taschenmesser hervor und hielt die Schneide gegen den gläsernen Hals: »Ich säge das durch, reiß dir die Klappe auseinander und schütt' dir das Zeug in den Rachen.« Er griff nach dem ›Rémy‹: »Prost!« Er hob das Glas. »Der Führer läßt grüßen!«
    Er schenkte sich noch einen Cognac nach. »Ich könnte dich natürlich auch so in den See kippen, aber ich möchte nicht, daß das kalte Wasser deine Lebensgeister womöglich noch einmal erweckt. Sicher ist sicher. Außerdem möchte ich mit ansehen, wie in deinem feisten Gesicht die letzte Gier verendet.«
    Linsenbusch betrachtete verächtlich den Zusammengesunkenen. Dann trat er in den Garten hinaus, suchte die Umgebung des Hauses ab. Er kam zurück, um sein Opfer weiter zu traktieren: »Und nun zu deinem Wisch«, er griff nach der Fotokopie des Briefes an Avocato Spertini, las sie lächelnd durch, nahm ein Feuerzeug, zündete sie an und ließ sie im Aschenbecher verbrennen. »Du Schlaumeier. Den Trick hat schon meine liebende Gattin erprobt – darauf bin ich eingeschossen. Du hast an alles gedacht, nur nicht daran, daß du, bevor deine vermeintlichen Sicherungsmaßnahmen allmählich anlaufen, schon seit mindestens zehn Stunden Fischfutter bist. Hör zu, du Raffke: So gegen acht Uhr kommt morgen dein Chauffeur. Er stellt fest, daß du nicht im Haus bist und daß der kleine Fiat fehlt. Er nimmt an, daß du weggefahren oder noch gar nicht nach Hause gekommen bist. Während er auf deine Rückkehr wartet, kassiere ich meine Dollarmillion. Gegen zehn Uhr vielleicht ruft der Fahrer deinen Anwalt an. Der öffnet den Brief, so er den Inhalt nicht schon kennt, und findet einen Hinweis auf mich. Bis die Polizei in Aktion tritt, bin ich längst in Mailand. Und während diese Provinzkriminalisten noch überlegen, ob du nicht vielleicht deinen Sonntagsrausch bei einer Schlampe ausschläfst und sie sich mit einer voreiligen Vermißtenmeldung bloß blamieren könnten, sitze ich in der Maschine nach Übersee, die Tasche mit den Dollars unter dem Sitz. Wahrscheinlich aber wird sich dann dieser Fall noch viel einfacher aufklären: Wieder ein Auto in den Lago gefallen, an der alten Unglücksstelle!« Linsenbusch zwang den Erschöpften ein letztes Mal, ihn anzusehen. »Und dann wird man feststellen, daß der Wagen auf dich zugelassen ist und wird sagen: Der alte Saumweber. Und schon wieder besäuselt, der arme Hund, aber das mußte ja mal schief gehen. Und während sie dein Requiem sprechen, Bruder Babyface, lebe ich längst unter der ewigen Sonne nach dem Motto: ›Ach, wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß.‹«
    Linsenbusch ging wieder in den Garten. Auf dem See schaukelten lampiongeschmückte Boote, bereits auf der Heimfahrt. Die Grillen zirpten noch, und im Radio sagte der Sprecher: »Sie hören jetzt den Walzer ›Mondnacht auf der Alster‹.«
    Der Mann in der Mordnacht am Lago Maggiore grinste und nahm sich vor, alle Lichter im Haus zu löschen und die Türen zu verschließen, wenn er mit Saumweber über die sich automatisch wieder schließende Garage die Villa ›Favorita‹ verlassen würde.
    Henry W. Feller hatte sich auf eine lange Wartezeit eingestellt. Das stundenlange Belauern der Villa ›Favorita‹ war eintönig, aber die Spannung ließ keine Langeweile aufkommen. Der Amerikaner ging um das Haus herum, sah über die lebende Hecke, postierte sich wieder auf dem Kinderspielplatz, drehte weitere Runden. Wer das Haus verließe, wäre der vorläufige Sieger.
    Als sich das Garagentor öffnete, wußte der Anwalt, daß ihm ein Fehler unterlaufen war. Da Linsenbusch zu Fuß gegangen war, hatte auch er seinen Leihwagen auf dem Parkplatz vor dem Hotel stehen lassen. Jetzt sah er den kleinen Fiat, gesteuert von dem Mann, den er verfolgte, und neben ihm kauerte, wie schlafend, Saumweber-Seligmann. Es sah aus, als wäre der Kampf der beiden Skorpione bereits vor dem Todesstich entschieden.
    Der US-Anwalt sah den

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