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Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Titel: Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Und entdeckte das Roderich-Dokument. Als
ausgebuffter Historiker sah er gleich, daß es echt ist. Aber er war kein
Knetegeier. Das Dokument interessierte ihn nur aus historischer Sicht. Deshalb
machte er folgendes, wie glasklar aus seinen Tagebüchern hervorgeht: Er
übertrug den Rückseiten-Text in sein Tagebuch, und er fotografierte das
Roderich-Dokument von beiden Seiten. Als Sicherheit hat er diese Fotos
versteckt. Wo - das ist nirgendwo vermerkt. Das Dokument selbst versteckte er
wieder in der Bibel. Er legte sie in sein Bücherregal, um sich tagtäglich daran
zu erfreuen. Aber daraus wurde nichts. Denn noch am selben Tag schickte ihm der
Zufall einen ungebetenen Besucher ins Haus: einen Einbrecher. Soviel ich weiß,
sah die einsame Hütte schon damals ziemlich mies aus: verwildert, mitgenommen
von Wind und Wetter, ausgedörrt von der Sonne — ganz wie Konrad Baumgart
selbst. Den Verbrecher hat das nicht gestört. Vermutlich wußte er, daß Baumgart
vermögend war. Er drang ein, wurde von Baumgart überrascht und schlug ihn
nieder. Baumgart überlebte das, konnte aber keine Personenbeschreibung liefern,
weil er den Täter nur als Schatten bemerkt hatte. Der Verbrecher raubte Geld,
Schmuck und wertvolle Briefmarken. Außerdem nahm er die Bibel mit.“
    „Eine heiße
Geschichte“, meinte Gaby, „um diese Sonderausgabe vom Buch der Bücher.“
    „Wenn das
alles in der Zeitung stand“, stellte Klößchen fest, „war’s aber ein langer
Bericht.“
    „Du näherst
dich dem Knackpunkt, Karl“, sagte Tim. „Aber du bist noch nicht dort. Der
Zeitungsartikel verrät nicht, wo sich der Sieben-Kisten-Schatz befindet. Du
sagst, du wüßtest, wo’s steht. Über das Wo gibt nur das Roderich-Dokument
Auskunft, beziehungsweise das Foto davon. Jetzt bin ich gespannt, was du zu
bieten hast.“
    Karl nahm
seine Nickelbrille ab und polierte die Gläser am Ärmel.
    Im
allgemeinen zeigt das bei ihm Aufregung an. Diesmal nicht. Die Geste untermalte
nur seine Kunstpause.
    „Hast du
den Knackpunkt vergessen?“ fragte Tim.
    „Ich weiß,
wo die Bibel ist. Und das Roderich-Dokument muß noch drin sein.“

    Tim pfiff
durch die Zähne. Gaby machte Kulleraugen. Klößchen biß ein großes Stück von der
Schokotafel ab.
    „Er ist
zwar kein Kurfürst“, sagte Karl, „aber immerhin ein Graf: Friedhelm Graf
Schnuck. Er ist mit meinen Eltern befreundet. Allzu oft treffen sie sich
allerdings nicht, denn mein Vater, der Professor, hält ihn für einen
ausgemachten Trottel — womit er recht hat. Freilich ist Schnuck ein gutmütiger
Trottel; so saft- und arglos wie ein altes Badelaken. Die Degeneration (geistiger
und körperlicher Verfall ) setzte bei den Schnucks schon vor 100 Jahren ein,
glaube ich. Der alte Friedhelm ist völlig harmlos. Deshalb bin ich überzeugt,
daß er auf ehrliche Weise in den Besitz der Ziegenhaut-Bibel gelangt ist. Als
Räuber und Einbrecher kommt er jedenfalls nicht in Frage. Die Bibel liegt bei
ihm in einer Glasvitrine. Voriges Jahr fiel sie mir zum erstenmal auf. Damals
fing ich an, mich für Kunstschätze dieser Art zu erwärmen. Daß ich, was
Antiquitäten betrifft, ein As bin, wißt ihr. Damals dachte ich gleich: Ist das
nicht die Ziegenhaut-Bibel aus Melch-Brüdersippe? Ich fragte Schnuck. Das wisse
er nicht, sagte er. Ein Hausierer hätte sie ihm verkauft. Für 100 Mark! Für
100, Leute! Das muß man sich vorstellen. Der Hausierer hätte den alten Schinken
auf einer Müllkippe gefunden. Das, Freunde, kann nur die Wahrheit sein. Denn
wahrscheinlich hat Baumgarts Einbrecher im Nachhinein nicht gewußt, was er mit
der Ziegenhaut-Bibel anfangen soll. Sie einem Antiquitäten-Händler anzubieten,
wäre riskant gewesen. Also hat er sie weggeworfen. Und auf einem kleinen Umweg
ist sie bei Schnuck gelandet.“
    „Hast du
ihm nicht gesagt“, fragte Tim „worum es sich handelt?“
    „Doch.“
    „Und?“
    „Er hatte
keine Ahnung, hatte nie gehört von der Ziegenhaut-Bibel. Außerdem war ihm das
egal. Nachgeforscht habe ich damals nicht, denn zu der Zeit wußte ich nichts
von dem Raub, hatte auch noch nie von Konrad Baumgart gehört. Ich kannte lediglich
ein Foto der Bibel. In einem Bildband über kirchliche Kunstschätze ist das. Daß
Schnucks Bibel die Ziegenhaut-Bibel ist — dessen war ich mir sicher. Aber ich
entschied für mich, nicht drin rumzurühren, um Schnuck keine Schwierigkeiten zu
machen. Wer weiß, ob ihm andere geglaubt hätten. Jetzt sieht die Sache
natürlich finster aus. Jetzt werden wir

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