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Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Titel: Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sparen“, sagte Tim, „können Sie doch trotzdem der
Besitzer einer Bibel sein, Graf.“
    Schnuck
schüttelte heftig den Kopf.
    „Ich lese
ja kaum noch. Wegen meiner schlechten Augen. Nur großgedruckte Texte.
Kleingedrucktes — auf Verträgen und so — ist mir völlig verschlossen.“
    „Wie ich
schon sagte“, ließ Tim nicht locker, „dachten wir ausschließlich an bibliophile
Glanzstücke. In denen blättert man ja nicht wie in einer Boulevardzeitung oder
im Versandhaus-Katalog. Nicht wahr, Karl“, wandte er sich an seinen Freund, „du
hast doch hier eine hübsch ausgestattete Bibel gesehen. Irgendwo unter Glas.“
    Schnuck
wandte sich an den Ohrenbackensessel.
    Karl — im
toten Winkel des Blickfeldes — tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn,
vielsagend.
    Klößchen
begann zu glucksen.
    Tims
Rippenstoß verwandelte das unterdrückte Lachen in ein gedämpftes Zischen.
    Gaby hielt
sich eine Hand vor den Mund.
    „Ja“, rief
Karl, „habe ich. Dort in der Vitrine.“
    „Ach, die?“
meinte Schnuck. „Die ist mir völlig aus dem Gedächtnis geraten. Ist die
wirklich bibliophil? Frau Knolle meinte, sie wäre nur ein Staubfänger, und hat
sie aus dem Regal genommen. Ich glaube, sie liegt jetzt... Ja, wo...?“
    „In der
Vitrine“, sagte Tim. „Dort kann ihr der Staub nichts anhaben. Dürfen wir sie
mal aus der Nähe bewundern?“
    Er wartete
die Antwort nicht ab, sondern folgte Karl, der bereits quer durch die Wohnhalle
stelzte — zielstrebig zur Vitrine.
    Dort
versammelten sich alle.
    Schnuck kam
als letzter.
    Die Vitrine
bestand fast völlig aus Glas und besaß zwei Etagen.
    Porzellanfiguren
standen dort, nutzlos, aber schön. Unter sie reihten sich zwei alte
Schnupftabakdosen.
    Karl polierte
gerade seine Brille am Hemd, setzte sie auf und schob den Kopf vor.
    Seine Miene
wirkte verstört.
    „Ich sehe
auch keine Bibel“, sagte Tim. „Und keinen Fetzen Ziegenhaut. Wo ist sie?“
    Karl
deutete auf eine freie Stelle der unteren Etage.
    „Dort lag
sie.“
    „Ist sie
weg?“ fragte Schnuck.
    Er wollte
sich bücken. Aber das war zu beschwerlich für seinen Rücken. Also hielt er sich
an der Vitrine fest und ging vorsichtig in die Hocke.
    „Dort lag
die Zie... die Bibel, Graf Schnuck“, sagte Karl. „Lag dort noch, als ich mit
meinen Eltern das letzte Mal hier war. Sie entsinnen sich, ja? Kurz nach
Pfingsten hatten Sie uns eingeladen. Zu einem Spanferkel-Essen.“
    „War
köstlich“, nickte Schnuck. „Niemand brät die Spanferkel so gut wie Frau Knolle.
Ich glaube, sie nimmt Bier für die Sauce.“
    Mann,
Schnuck! dachte Tim. Warum haben deine Vorfahren ihr Adelsblut nicht mit
Bauernblut aufgefrischt? Ich — wenn ich du wäre — würde das den Altvorderen nie
verzeihen.
    Der Graf
lächelte. Er dachte ans Spanferkel und hatte die Bibel vergessen.
    „Halten wir
mal fest“, sagte Tim. „Die Bibel, die hier lag, ist weg. Wir möchten sie sehen.
Wo befindet sie sich? Könnte es sein, daß Ihre Frau Knolle regelmäßig zur
Andacht geht und sich — vielleicht, um dort herauszuragen — die Bibel
ausgeliehen hat.“
    Schnuck
verneinte. „Frau Knolle ist unchrist... Oder wie sagt man? Jedenfalls geht sie
nicht zur Andacht. Daß sie hier etwas rausnimmt, halte ich für unmöglich.
Außerdem…“
    Er stockte.
Immer noch befand er sich in der Hocke.
    Ohne Hilfe,
das war klar, würde er sich nicht in die Höhe schrauben.
    Doch im
Moment galt sein Interesse der rechten Seite der Vitrine, wo die
Porzellanfiguren sehr gelockert herumstanden.
    „...ja, wo
ist denn mein blauer Reiter? Und der Mohr mit dem Turban? Außerdem fehlt das
schwanzlose Nilpferd!“

    Porzellan-Fan,
dachte Tim. Scheint jedes Stück zu kennen.
    Schnucks
Blick suchte. Er fand nichts.
    Wegen
seiner mangelnden Sehleistung bestätigten ihm die TKKG-Freunde, auch sie
könnten weder Reiter, Mohr noch Nilpferd entdecken.
    Diese
Kostbarkeiten sowie die Bibel waren verschwunden.
    Tim faßte
Schnuck unter den Achseln und zog ihn hoch.
    „Sie
sollten unbedingt und sofort Frau Knolle anrufen“, sagte er, „um zu hören, ob
sie die Sachen vielleicht verräumt hat. Wenn nicht, dann liegt Entwendung vor:
Diebstahl. Und das wäre ein Hammer.“
    Schnuck
erschrak. „Diebstahl? Wer sollte... Außerdem bin ich doch ständig hier. Das
heißt, kürzlich war ich auf Europa-Reise. Dreitägige Abwesenheit war
unvermeidlich.“
    „In drei
Tagen haben Sie Europa bereist?“ fragte Gaby.
    Schnuck
nickte. „Die Flughäfen. Nur die Flughäfen.

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