Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke
Ohr.
„Bitte,
Fräulein!“ sagte Opplmann. „Wenn Sie noch mal beginnen würden…“
„Mein Name
ist Jutta Malchowsky“, ließ sich eine angenehme Frauenstimme vernehmen.
Nanu!
dachte Tim. So heißt doch die Putzfee, die von Nante vermittelt wird. Sucht sie
einen Job?
„...fuhr
ich eben im Bus durch die Hauthaler Allee“, berichtete sie bereits, „als dieser
Mann zustieg...“
Sie
erzählte knapp und folgerichtig. Ihre Vermutung war zwingend.
Ich schnall
ab! dachte Tim. Der Typ ist es. Hat sich verletzt. Blut. Eigenes Hemd ist
verdreckt. Also nimmt er eine Opplmann-Kutte, und jetzt sitzt er in der
Schnaps-Station und begießt seinen Rachefeldzug.
Glockner
ließ sich von Opplmann den Hörer geben.
„Ich bin
Kommissar Glockner, Fräulein Malchowsky. Ihr Anruf hilft uns sehr. Der Mann hat
hier eine unbegreifliche Verwüstung angerichtet. Sagen Sie noch rasch, wie er
aussieht.“
„Er ist
groß, rothaarig und hat eine lange Narbe im Gesicht.“
„Danke!
Bitte, bleiben Sie beim Postamt Untermarkt. Wir kommen auf schnellstem Wege.“
Er legte
auf. „Odehaupt! Also doch! Wollen Sie mitkommen, Herr Opplmann?“
13. Leider zu spät
Es wurde
ziemlich eng im Wagen. Aber die Fahrt dauerte nicht lange.
Als sie
beim Zweigpostamt Untermarkt ankamen, stand dort eine junge Frau.
Offensichtlich wartete sie. Und Geduld schien nicht ihre Stärke zu sein, denn
sie trat von einem Fuß auf den andern.
Wie eine
Putze sieht sie nicht aus, dachte Tim.
Glockner
stieg aus, sprach mit ihr, beugte sich dann in den Wagen.
„Ich gehe
allein in die Kneipe. Sie, Schneider“, das galt dem uniformierten Fahrer,
„kommen unauffällig nach und warten draußen. Du, Tim, bleibst hier. Ist das
klar? Du bleibst hier.“
Tim nickte.
Himmel, dachte er. Immer diese Bevormundung. Beim Zugriff könnte ich mich
nützlich machen. Der gute Schneider sieht aus, als würde ihn der nächste
Sommerwind umwehen.
Tims Waden
zuckten, nahmen sozusagen Sprungstellung ein. Aber was sein väterlicher Freund
anordnete — dem fügte er sich.
Glockner
zog los. Schneider tappte hinterher.
Jutta
folgte Opplmanns Aufforderung und setzte sich in den Wagen. Man machte einander
bekannt, und Opplmann lobte sie für ihr beherztes Handeln.
„Sie haben
sehr genau beobachtet, Fräulein Malchowsky. Und richtig gefolgert. Aber die meisten
Mitmenschen hätten es dabei belassen. Aus Sorge, sich Scherereien
einzuhandeln.“
Sie
lächelte. „Ich will mich nicht besser machen als ich bin. Und ich weiß nicht,
was ich getan hätte, wenn es nicht meine Monogramm-Stickerei wäre.“
„Das wertet
Ihr Handeln nicht ab“, meinte Opplmann. Offenbar fühlte er sich verpflichtet,
ihr zum Durchblick zu verhelfen, denn er fügte erklärend hinzu: „Es handelt
sich um einen Racheakt. Der Täter wurde vor drei Tagen aus dem Gefängnis
entlassen. Vor Jahren, als er verurteilt wurde, vertrat ich die Anklage. Jetzt
hat er mein Haus verwüstet. Dabei verletzte er sich. Und blutete stark.
Vermutlich mußte er deshalb das Hemd wechseln.“
„Stimmt!“
rief sie. „Sein Daumen war verbunden. Ziemlich unförmig verbunden. Der linke,
glaube ich.“
Für einen
Moment herrschte Schweigen.
Dann sagte
Tim: „Bisweilen gibt es die irrsten Verbindungen. Ihr Name — jedenfalls der
Name Jutta Malchowsky — fiel heute bereits. Aber in einem anderen Zusammenhang.
Ferdinand Weyer-Printen empfahl seinem Onkel eine Putzfee, die so heißt. Sind
Sie das?“
Verblüfft
rief sie: „Die Welt ist ja wirklich klein. Stimmt! Das bin ich. Du kennst
Nante?“
„Seit
vorhin. Meine Freunde und ich sind vor allem mit Ex-Kommissar Weyer und Isabell
Scholz, seiner Lebensgefährtin, bekannt. Wahnsinnig nette Leute. Sie haben
Nantes Vorschlag aufgegriffen und möchten, daß Sie bei ihnen jobben. Sie können
sich heute noch vorstellen.“
„Mache
ich“, nickte sie.
Tim blickte
durch die Windschutzscheibe.
Kommissar
Glockner kam zurück. Neben ihm trottete Schneider. Sonst war niemand dabei.
„Pech“,
erklärte Glockner, als er sich ins Fenster beugte. „Odehaupt war dort.
Jedenfalls ein Typ, auf den die Beschreibung paßt. Das sagt der Wirt. Er habe
nur rasch ein Bier getrunken — an der Theke — und sei wieder gegangen. Das muß
gewesen sein, als Sie uns anriefen, Fräulein Malchowsky.“
„Wie dumm
von mir! Ich hätte vor der Schnaps-Station warten sollen.“
„Nein,
nein! Wie Sie’s machten, war’s richtig.“
Jutta
wollte sich verabschieden.
Aber Tim
meinte, wenn
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