Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke
mehr Aufmerksamkeit
geschenkt.
Statt
dessen zupfte er an Hemd und Hose herum.
Es war
nicht angenehm, wie der Stoff auf der Haut klebte. Allerdings würde alles
schnell wieder trocknen. Die brütende Hitze war nicht gewichen.
Durch das
Gefummel entrollte sich der linke Ärmel.
Juttas
Blick wurde starr. Sie sah, wie ihm die Manschette über die Fingerkuppen
rutschte.
Mechanisch
schlug Odehaupt die Manschette um und rollte den Ärmel auf. Im Gehirn löste er
gerade ein technisches Problem. Es betraf die Höllenmaschine, nämlich den
Zeitzünder.
Das gibt’s
doch nicht, dachte Jutta. Der S. O.-Typ kauft sich zwei Dutzend Seidenhemden.
Er gibt ein Vermögen aus. Er läßt das Monogramm einsticken, aber die Ärmel
nicht kürzen. Bei aller Verschrobenheit! — das paßt nicht zusammen.
Sie blickte
zum Fenster hinaus. Ihre Gedanken arbeiteten.
Da sie über
jede Menge schlechtes Gewissen verfügte, keimte sofort ein Verdacht auf.
Die Arme
waren dem Typ bestimmt nicht geschrumpft. Und wegen Geldmangel war die Änderung
bestimmt nicht unterblieben. Was war dann der Knackpunkt?
Ihm gehört
das Hemd nicht, dachte sie. Narbengesicht trägt ein fremdes Hemd. Hat’s ihm der
Besitzer geschenkt? Höchst unwahrscheinlich. Allein wegen des Monogramms und
der Ärmellänge. Geborgt? Ein Seidenhemd der höchsten Preisklasse? Noch
unwahrscheinlicher.
Es blieb
nur eine Möglichkeit: Narbengesicht hatte das Hemd gestohlen.
Trotz ihrer
gestörten Beziehung zu Recht und Gesetz fühlte sich Jutta plötzlich wie eine
Meisterdetektivin.
Dem Hemd
hatte sie das Monogramm verliehen. Jetzt war sie dafür verantwortlich. Nur
darum ging’s.
Christian
kann warten, dachte sie. Erst will ich wissen, was hier läuft.
Haltestelle
Grätzel-Weg.
Es war ihre
Endstation. Aber Narbengesicht rührte sich nicht. Also blieb sie sitzen.
Er fuhr bis
zum Untermarkt. Dort stieg er aus.
Jutta
folgte ihm.
Die
Sintflut war vorbei. Der Himmel hatte die Hähne fast zugedreht. Es tröpfelte
nur noch.
Jutta beobachtete,
wie der Mann in einer Kneipe verschwand. SCHNAPS-STATION nannte sie sich; und
zwei Betrunkene fielen eben zur Tür heraus.
In diese
Kaschemme wagte sie sich nicht. Aber das war auch nicht nötig.
Was sie
jetzt brauchte, war ein Telefon. Und das Zweigpostamt befand sich vorn an der
Ecke.
Sie beeilte
sich. Als sie in der Telefonzelle stand, hatte sie die Kneipe leider nicht mehr
im Blickfeld. Das ließ sich nicht vermeiden.
Wozu auch?
Narbengesicht sah nicht aus wie ein Kind von Traurigkeit. Der zog sich jetzt
sicherlich etliche Schnäpse rein.
Sie rief
bei Rohrmeier und Johansen an, erwischte Rohrmeier und trug ihm ihr Anliegen
vor.
Rohrmeier
sah im Auftragsbuch nach. Kauf und Bestückung der Seidenhemden lagen erst drei
Wochen zurück.
„Die
Hemden, Jutta“, erklärte er, „waren für Herrn Opplmann. Sebastian Opplmann. Er
ist Staatsanwalt, soviel ich weiß, und wohnt... Moment! Ja, da haben wir die
Adresse. Er wohnt in der Professor-Gerstl-Straße. Wollen Sie seine Rufnummer?“
Sie wollte.
Nachdem sie
sich bedankt und aufgelegt hatte, schloß sie für einen Moment die Augen.
Narbengesicht
war zugestiegen Hauthaler Allee, Ecke Professor-Gerstl-Straße. Na, also!
Sie hatte
kein Schreibgerät bei sich, konnte sich aber die Telefonnummer merken.
Sie wählte.
12. Verwüstung
Kommissar
Glockner unternahm keinen Versuch, die TKKG-Bande abzuschütteln. Das hätte auch
nur Empörung hervorgerufen.
„Immerhin“,
sagte Tim, „hat Karl zweimal eine Beobachtung gemacht, als wir vor Opplmanns
Haus waren.“
Karl
nickte. „Ich glaubte, ich hätte jemanden im Obergeschoß hinter der Gardine
gesehen. Aber ich hielt’s für eine Täuschung. Jetzt wissen wir: Es war einer
der Vandalen.“
Wegen der
Sintflut, die draußen niederging, fuhren sie das kurze Stück mit Glockners
Wagen.
Oskar blieb
in Isabells Obhut zurück. Sie würde ihn beschützen, falls Konfuzius kam und
sich als Hausherr aufspielte.
Weyer
unterhielt sich mit Nante. Es ging um die Memoiren, deren neuestes Kapitel der
Neffe erst zur Hälfte angehört hatte.
Glockner
und Opplmann kannten sich.
Der
Staatsanwalt bot ein Bild des Jammers. Er war sehr groß, hatte einen schmalen
Schädel und wirkte etwas ungeschickt, was wohl an seiner ungewöhnlichen
Armlänge lag.
Das bleiche
Gesicht spiegelte Fassungslosigkeit und Entsetzen.
„Kommissar
Glockner, Sie? Gott sei Dank! Wenigstens schickt man mir nicht irgendwen. Sind
das Menschen, die so was
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