Heisses Rendezvous mit dem Boss
Lippen. Sie atmete tief ein, um sich ein wenig zu beruhigen.
Den halben Nachmittag hatte Sophy damit verbracht, ihren Schmuck in den Glasschaukästen im Kinofoyer zu arrangieren. Dabei hatte es viel Lob von den Mitarbeitern gegeben. Doch das Urteil der Menschen, auf deren Meinung es ihr wirklich ankam, stand noch aus.
„Ich freue mich wirklich sehr auf den Film“, sagte ihre Mutter, als Sophy sie und die anderen abholte. „Er hat ausgezeichnete Kritiken bekommen.“ Die ganze Familie ahnte natürlich nichts von der kleinen Ausstellung im Kino.
Im Auto verkrampfte Sophy nervös die Finger in ihre Handtasche. Sie hatte es sogar Lorenzo nachgemacht und war joggen gegangen, um sich zu beruhigen, doch es hatte nicht geholfen. Im Kino angekommen, wünschte sie sehnlich, der Film würde sofort anfangen und nicht erst in einer Stunde. Meine blöden Klunker interessieren doch sowieso niemanden, dachte sie.
Ihr Bruder war schon da, ebenso wie ihre Schwester, die Sophys Mutter auf die in den Glaskästen ausgestellten Ketten aufmerksam machte.
„Wie findest du die Ketten?“, fragte Mina, Sophys Schwägerin.
„Diese hier gefällt mir besonders“, erwiderte Victoria. „Sieh doch mal, Sophy, einfach wunderschön!“
„Ist alles in Ordnung, Sophy? Du bist ja so blass geworden.“ Ihr Bruder Ted sah sie an. „Und jetzt wirst du ganz rot!“
„Ich … ja, mir geht’s gut“, brachte Sophy mit erstickter Stimme heraus.
„Diese hier würde dir super stehen, sie passt genau zu deinen Augen.“ Mina betrachtete die blaue Kette, die Sophy in Hanmer Springs gefertigt hatte.
Ted nahm eine der ausliegenden Visitenkarten. „Entwürfe und Fertigung: Sophy Braithwaite“, las er vor und blickte sie durchdringend an. „Liebe kleine Schwester, hast du uns etwas mitzuteilen?“
„ Du hast diesen Schmuck gemacht?“ Ihre Mutter war begeistert.
Nun sahen alle Sophy an, der die geballte Aufmerksamkeit etwas unangenehm war. „Ähm, ich … ja.“
„Das ist ja toll!“, rief ihre Mutter, und ihr Vater legte seiner Tochter den Arm um die Schulter und lächelte zufrieden. „Ausgezeichnet, Sophy.“
„Du hast wirklich Talent!“
„Wo hast du das gelernt?“
„Ich würde so etwas Filigranes nie hinbekommen.“
Victoria und Mina plapperten aufgeregt und erfreut durcheinander.
„Sag mir, welches dein Lieblingsteil ist“, sagte ihr Vater Edward zu seiner Frau. „Ich möchte es dir kaufen.“
„Das brauchst du wirklich nicht“, sagte Sophy verlegen.
„Oh doch.“ Schon hatte er seine Brieftasche gezückt und war verschwunden.
Ihre ganze Familie war begeistert. Endlich bekam Sophy die Anerkennung, nach der sie sich so gesehnt hatte. Warum fühlte sie sich dann noch immer so niedergeschlagen?
Weil ich nicht meine Familie beeindrucken will, sondern Lorenzo, dachte sie plötzlich und stellte sich vor, er wäre jetzt hier und würde ihren Erfolg miterleben. Das hätte sie unendlich stolz gemacht.
Sophy wurde wütend – auf sich selbst. So lange hatte sie sich die Anerkennung ihrer Eltern gewünscht, und jetzt hatte sie diese endlich bekommen. Wie konnte sie zulassen, dass ein Mann, den sie zudem erst seit drei Wochen kannte, das alles ruinierte? Warum war Lorenzos Meinung plötzlich wichtiger als alles andere?
Sie rang sich ein Lächeln ab und sagte: „Ich freue mich wirklich sehr, dass euch mein Schmuck gefällt.“
„ Gefällt? “, wiederholte ihre Mutter. „Wir hatten ja keine Ahnung von deinem Talent! Warum hast du uns denn vorher nichts davon erzählt?“
Sophy zuckte die Schultern. „Ich wollte eine ehrliche Reaktion.“
„So unsicher warst du dir?“, fragte ihre Schwester stirnrunzelnd.
„Ja“, sagte Sophy.
„Ach, Sophy“, schalt ihre Mutter sie, nahm sie aber gleichzeitig in den Arm.
Sophy lächelte. Ja, ihre Ketten sahen wirklich gut aus, wie sie glänzend und glitzernd in den eleganten Schaukästen lagen: mit nostalgischen Anklängen, aber dennoch modern.
„Darling, ich kann dir die Kette leider nicht schenken“, sagte ihr Vater, der in diesem Moment wiederkam. „Sie wurde bereits verkauft.“ Er strahlte genauso stolz wie damals, als Ted und Victoria ihr Jurastudium mit Auszeichnung abgeschlossen hatten. „Übrigens sind auch noch einige andere Ketten verkauft worden. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg, Sophy!“
Sophy errötete und musste unwillkürlich an Lorenzo denken. War er doch hergekommen, um sie zu überraschen? Hatte er die Kette gekauft, weil er sich bei ihr
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