Heißkalte Sehnsucht
ihr Tisch frei. Endlich konnten sie sich miteinander unterhalten, ohne schreien zu müssen.
„Vielleicht sollten wir besser gehen“, meinte Bess, nachdem sie Platz genommen hatten. „Ich sehe keinen Grund, hier zu bleiben, wenn du so böse auf mich bist.“
„Unsinn! Ich war nur verletzt, weil du mir gar nichts über deine Familie erzählt hast.“
„Aber wieso hätte ich das denn tun sollen, Alexej? Wir gehen doch erst das zweite Mal zusammen aus.“
Alex schüttelte finster den Kopf. „Mach dir doch nichts vor, Bess. Du und ich wissen genau, dass mehr zwischen uns ist als nur eine flüchtige Bekanntschaft.“
„Kann schon sein. Aber das gibt dir noch langenicht das Recht, so zu tun, als würde ich dich wissentlich anlügen.“
Er hob abwehrend die Hände. „Schon gut! Ich wollte nicht, dass du das in den falschen Hals kriegst.“
Bess nickte besänftigt. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und begann: „Hör zu, meiner Familie gehört McNee-Holden. Die Firma besteht seit 1873 und hat ihr ursprüngliches Angebot von Kameras und Filmen heutzutage auf Fernseher, Videos, Satelliten und alle möglichen audiovisuellen Medien hin erweitert. Möchtest du vielleicht, dass ich dir ein Prospekt zuschicke?“
„Nun werde nicht beleidigend!“
Langsam kehrte Bess’ Humor wieder zurück. „Das war ja nur so eine Idee. Mein Vater leitet die Firma, während meine Mutter sich mehr um soziale Belange kümmert. Ich bin ihr einziges Kind. Der Vorname meines Vaters ist Roger, und er spielt gern Polo. Meine Mutter heißt mit Vornamen Susan, und sie liebt es, Bridge zu spielen. Gibt es sonst noch etwas, das dich interessiert?“
Alex sah sie wie um Verzeihung bittend an. „Entschuldige, Bess, dies sollte kein Verhör sein.“
„Ach nein? Egal, du wolltest es wissen, und nun musst du mir wohl oder übel auch zuhören. Ich wurde in New York geboren und habe den größten Teil meiner Kindheit auf unserem Besitz in Long Islandverbracht. Danach hat man mich ins Internat geschickt, damit meine Eltern freie Hand hatten, um wieder ihren jeweiligen Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen. Wir stehen uns nicht besonders nahe, wie du vielleicht meiner Wortwahl entnehmen kannst. Hin und wieder bin ich mit meinen Eltern auf Reisen gegangen, aber da ich nicht besonders hübsch war, diente ich nur schlecht zum Vorzeigen. Daher wurde ich meist der Obhut des Personals überlassen.“
„Bess …“
„Ich bin noch nicht fertig!“ Bess konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme nun ein wenig bitter klang. „Damit du mich nicht falsch verstehst, Alex – dies ist nicht eine der üblichen Klagegeschichten eines armen reichen Mädchens! Meine Eltern und mich verbindet einfach nicht viel miteinander, das ist alles. Wenigstens erlaubt mir dies, meine eigenen Wege zu gehen. Ich posaune es nicht überall heraus, dass ich die Tochter von Roger K. McNee bin, aber ich verschweige es auch nicht. Na, zufrieden?“
Alex ergriff ihre Hand. Seine Stimme klang unerwartet sanft. „Ich wollte wissen, wer du bist, Bess, das ist alles. Du bedeutest mir viel, das müsstest du allmählich gemerkt haben.“
Bess nickte, sie entspannte sich wieder. „Ich kann mir vorstellen, dass dein Familienleben völlig anders ist als meins.“
„Ja, sicher. Aber deswegen habe ich dich nicht gefragt. Ich wollte nur alle diese Einzelheiten über dein Privatleben nicht von Judd hören.“
Bess hörte ihm aufmerksam zu. „Nun, wie du mir erzähltest, hat Judd diese Informationen schließlich aus den Klatschspalten. Und wie du dir denken kannst, ist nur die Hälfte davon wahr. Ich war zum Beispiel nicht mit L.D. Strater verlobt. Es stimmt zwar, dass er mir einen Ring geschenkt hat, und ich brachte es nicht übers Herz, ihn zurückzuweisen. Aber von einer gemeinsamen Zukunft war niemals die Rede.“
„Heißt das, du wolltest ihn nie heiraten? Er ist immerhin einer der reichsten Männer dieses Landes.“
Bess lachte. „Gott sei Dank brauche ich mir deswegen keine Gedanken zu machen.“ Sie wurde wieder ernst und schüttelte den Kopf. „Nein, das stand für mich nie zur Debatte. Er ist ein sehr lieber Mensch, aber wir kommen aus verschiedenen Welten. Ich hatte immer den Eindruck, dass er mich nur deswegen mag, weil ich ihn amüsiere.“
„Gut, und was ist mit dem anderen, diesem Schriftsteller?“
„Charlie?“ Bess wurde auf einmal sehr nachdenklich. „Ich muss gestehen, bei Charlie hatte es mich richtig erwischt. Er ist ein so interessanter Mann, er
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