Heißkalte Sehnsucht
interessiert sich so sehr für Menschen und ihre Motive, dass es mit ihm nie langweilig ist. Außerdem glaubt er an das Gute. Er gehört zu denjenigen, die Greenpeace unterstützen. Wenn Greenpeace zum Beispiel in Alaska eine Aktion startet, fliegt er dorthin und hilft ihnen. Das würde mir nie im Leben einfallen. Deshalb ist Gabrielle auch so perfekt für ihn.“
„Gabrielle?“
„Ja, seine Frau. Sie haben sich bei einer Aktion zur Rettung der Wale kennen gelernt und sind seit zwei Jahren glücklich verheiratet.“
Alex nickte. Einen Moment lang dachte er daran, das Thema zu wechseln, aber er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. „Und was ist mit George? Kam er zwischen Charlie und Strater?“
Bess schüttelte den Kopf. „Nein, George kam vor Charlie und nach Troy. Aber das ist schon so lange her, dass ich mich kaum noch daran erinnern kann.“
„Troy?“
„Oh, hat Judd Troy nicht erwähnt? Hollys Kollegin scheint also doch nicht so gut informiert zu sein. Troy war mein Freund während meiner College-Zeit. Wir waren ebenfalls verlobt, aber nur ein paar Wochen lang. Das zählt doch eigentlich kaum, findest du nicht auch?“
„Stimmt.“
Bess lachte. „Ich muss gestehen, wenn man mich so hört, könnte man denken, Verloben sei mein Hobby. Aber das wäre ganz falsch. Bisher ist es einfach nur immer so passiert, und wenn es dann vorbei war, bin ich meistens auch gut damit zurechtgekommen.“
„Gut, es freut mich, das zu hören.“ Alex setzte sein Glas nieder. „Denn ich wollte dich etwas fragen, Bess.“
Bess hielt den Atem an.
„Ich möchte wissen, ob du im Moment einen festen Freund hast, ob du sich regelmäßig mit jemandem triffst?“
Irgendwie überraschte sie die Frage nicht. Alex war nicht der Mann, der lange um den heißen Brei herumredete. Sie antwortete nicht sofort, sondern schenkte ihm einen langen Blick.
„Und wenn es so wäre, Alex?“ sagte sie dann. „Würde das irgendetwas zwischen uns ändern?“
„Allerdings. Ich muss wissen, woran ich bin, Bess. Wenn du es genau wissen willst – ich kann seit Wochen an nichts anderes mehr denken als an dich.“
Da war es wieder, dieses vertraute Gefühl, dieses Prickeln, das immer auftauchte, wenn Bess im Begriff war, sich zu verlieben. Ein Gefühl großer Freude durchströmte sie, und sie sagte warm: „Nein, Alexej. Es gibt niemanden außer dir. Genügt dir das?“
An Stelle einer Antwort zog er sie an sich und küsste sie. Für den Bruchteil einer Sekunde musste er daran denken, wie viele Männer diesen Satz bereitsaus ihrem Mund gehört haben mochten. Aber dann verdrängte er diesen unwürdigen Gedanken sofort wieder.
„Hast du Lust zu tanzen?“
„Deswegen sind wir schließlich hergekommen.“ Aber Bess erhob sich noch nicht sogleich. Sie nahm Alex’ Gesicht in ihre Hände und studierte seine Züge aufmerksam.
„Was siehst du da?“
„Ich sehe dich an. Und ich möchte sicher sein, dass du nicht mehr böse auf mich bist.“
„Ich bin nicht böse auf dich.“ Wie zur Bekräftigung küsste er sie auf die Nase.
„Gut.“ Dennoch war Bess nicht ganz zufrieden. Ein Schatten war auf sein Gesicht gefallen, den sie sich nicht ganz erklären konnte.
„Du musst mir glauben, Alexej“, sagte sie eindringlich. „Vor dir habe ich keinerlei Geheimnisse.“
Alex nickte. Gott, wie schaffte sie es nur, ihn bis ins Innerste aufzuwühlen? Wie um die dunklen Schatten zu vertreiben, zog er sie noch enger an sich.
„Ich glaube dir“, sagte er schlicht. „Und gleichzeitig müssen wir beide herausfinden, nach welchen Regeln der andere spielt, Bess. Ich will damit nicht allzu viel Zeit verlieren.“
„Okay.“ Bess fragte sich, was mit ihr los war. Es wäre so leicht gewesen, auf dieses Stichwort hin denKlub zu verlassen, mit ihm nach Hause zu gehen, sich in ihm zu verlieren. Aber irgendetwas hielt sie zurück …
Hatte sie etwa Angst? Der Gedanke erschien ihr absurd. Bess hatte noch nie vor irgendjemandem oder irgendetwas Angst gehabt. Dafür war sie einfach nicht der Typ. Nein, beruhigte sie sich selbst, wenn der richtige Moment kommen würde, würde sie handeln. Bis dahin gab es keinerlei Grund zur Panik.
„Los, komm schon“, sagte sie lachend und zog ihn hoch. „Wir wollen sehen, wie gut du dich auf dem Parkett hältst!“
7. KAPITEL
A lex saß über einen Autopsiebericht gebeugt, der diesmal ganz besonders brutale Einzelheiten enthielt. Dieser Umstand allein hätte jedoch nicht gereicht, um ihn aus dem
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