Heißkalte Sehnsucht
liefern. Allerdings denke ich nicht daran, sie mit auf Streife zu nehmen.“
„Einen Tag lang werden Sie das aber müssen!“ Der Captain hatte seinen Entschluss anscheinend gefasst. „Und zwar nächsten Montag, um genau zu sein.“
„Captain …“
„Sie werden das schon schaffen, Stanislaski. Das Wichtigste ist, dass Sie aufpassen, dass ihr nichts passiert.“
Alex wusste, dass er damit entlassen war. Er nickte knapp und verließ das Zimmer. Aber als er dann zu Judd zurückkehrte, war seine Stimmung denkbar schlecht.
„Irgendwelche Probleme?“
Alex sah ihn finster an. „Na sicher, eine Frau.“
„Ich nehme einmal an, es handelt sich um Bess. Ach übrigens, wussten Sie eigentlich, dass sie mit L.D. Strater verlobt war?“
„Wirklich?“
Judd nickte. „Ja, ich weiß es von Holly. Eine ihrer Kolleginnen liest immer die Boulevardpresse. Anscheinend ist das noch gar nicht so lange her.“
Alex konnte sich gut daran erinnern, wie die beiden sich auf Bess’ Party geküsst hatten. Die Vorstellung gefiel ihm gar nicht.
„Und davor war sie mit Charles Stutman verlobt.“
„Wer zum Teufel ist das?“
„Sie wissen doch, der Schriftsteller. Er hat gerade einen sensationellen Hit am Broadway mit seinem Stück, Dust to Dust‘. Ich wollte eigentlich Bess fragen, ob sie uns Tickets besorgen könnte.“
Der Verlauf des Gesprächs behagte Alex immer weniger. Aber es sollte noch schlimmer kommen!
„Und davor war George Collaway der Auserwählte. Collaway, der Verleger. Das war vor drei Jahren, aber dann hat er eine andere geheiratet.“
„Die junge Dame scheint ja ganz schön herumzukommen“, kommentierte Alex finster.
Judd lachte. „Ja, das kann man schon sagen. Und sie wählt sich ihre Männer nicht gerade von der Straße. Aber das ist ja auch kein Wunder. Sie ist schließlich die Tochter von Roger K. McNee. McNee, der große Kamerahersteller.“
Dies waren nun wirklich Neuigkeiten für Alex. „Etwa McNee-Holden?“
„Ja, genau der. Die erste Kamera, die ich je gekauft habe, war eine Holden 500. Ein wirklich exzellentes Produkt. Ich habe sie noch heute.“ Judd wandte sich wieder seiner Arbeit zu. „Wie dem auchsei, vielleicht könnten Sie Bess bei Gelegenheit ja einmal wegen der Tickets fragen.“
Alex brauchte noch ein wenig Zeit, um diese wirklich sensationelle Information zu verdauen. McNee-Holden, das war ein Konzern, der Milliarden umsetzte! Würde Bess eigentlich jemals aufhören, ihn zu überraschen? Sie war also reich – sehr reich sogar. Das hätte Alex an sich nicht gestört. Was ihn störte, war nur die Tatsache, dass sie es ihm nicht selbst gesagt hatte.
Und sie war verlobt gewesen – dreimal sogar! Warum machte ihm dieser Umstand nur so schwer zu schaffen? Und wenn sie dreimal verheiratet gewesen wäre, es würde ihn nichts angehen. Schließlich wollte er nur mit ihr zum Tanzen gehen, mehr nicht.
Aber obwohl ihm dies sein Verstand immer wieder sagte, dauerte es noch eine ganze Weile, bis Alex Stanislaski sich wieder auf seine Arbeit konzentrieren konnte.
Nach langem Ausprobieren war Bess endlich mit ihrem Äußerem zufrieden. Sie hatte sich zu einem figurbetonten Seidenkleid entschieden, das ihre Kurven vorzüglich zur Geltung kommen ließ. Über dem trägerlosen Kleid mit tiefem Ausschnitt trug sie eine kurze fuchsiarote Jacke. Lange, tropfenförmige Kristallohrringe baumelten an ihren Ohren. Nachdem siein die farblich passenden Pumps geschlüpft war, fuhr sie sich noch einmal prüfend durchs Haar.
Am liebsten hätte sie sofort zu tanzen angefangen, so fühlte sie sich.
Pünktlich zur vereinbarten Zeit ertönte die Klingel. Bess musste unwillkürlich lächeln. Schnell griff sie nach ihrer kleinen perlenbestickten Tasche, die das Notwendigste enthielt.
„Komme schon!“ rief sie in die Gegensprechanlage.
Alex stand unten auf dem Bürgersteig und wartete auf sie. Er war lässig in eine graue Bundfaltenhose und ein dunkelblaues Hemd gekleidet. Darüber trug er eine Sportjacke.
„Hallo!“ Bess stellte sich auf die Zehen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Wohin gehen wir?“
Alex verschlug es für einen Moment die Sprache. Gott, sie sah wirklich atemberaubend aus!
„Downtown“, entgegnete er knapp, dann beeilte er sich, ihnen ein Taxi zu besorgen.
Bess war begeistert, als sie endlich am Ziel waren. Der Tanzklub war genauso, wie sie es liebte – voll, verraucht und nur von interessanten Leuten bevölkert. Die Musik entsprach ebenfalls ihrem Geschmack –
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