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Heiter. Weiter.

Heiter. Weiter.

Titel: Heiter. Weiter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Heininger
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nach Nuits-St.-Georges. Da benötigt der Pilger zwar einen Wandertag mehr, schont aber Gemüt und Gelenk, trifft auf einige historische Gebäude und das wohl berühmteste Weingut Burgunds, das Clos de Vougeot.
    Aber ich wollte es ja nicht anders, es musste ja die Nationalstraße sein.
    2004 bin ich da schon gewandert, und sollte ich jemals hier wieder durchmarschieren, werde ich die gleiche Strecke wählen - wir haben uns aneinander gewöhnt.
    Das kommt mir aber erst in den Kopf, als mein Mühsal ein Ende hat und ich in Beaune stehe, der „Hauptstadt des Burgunder Weines“. Der Kalkboden der Gegend eignet sich nicht für den Ackerbau. Fleißige Mönche machten vor langer Zeit das Beste daraus: sie pflanzten Weinreben.
    Das „Hôtel-Dieu“ mit vielen Giebeln und buntglasierten Ziegeln fehlt in keinem bedeutenden Reiseführer und wird auch in diesem hier erwähnt. Heute Museum, war es früher ein Hospital für die Armen. Gestiftet wurde es von reichen Bürgern, die erkannten, dass ihr Reichtum und die Armut der Anderen irgendwie zusammenhängen. Um Ärger im Himmel und auf Erden zu vermeiden, gaben sie sich generös und gaben generös. Das gibt es auch noch heute: Man führt Hartz IV und Ein-Euro-Jobs ein, erlaubt Hungerlöhne, verteilt von unten nach oben und beruhigt dann mit „Tafeln für die Armen“ sich und die Armen.
    Ich will nicht mehr schimpfen, nicht mehr an Nationalstraßen entlang marschieren. Ich möchte nur noch in meinen Schlafsack kriechen. Gute Nacht.

Inmitten bester Weinlagen trinke ich Flaschenbier aus Deutschland

    In Beaune breche ich auf zur Tagesetappe: ein Stück durch die Côte d'Or auf der Weinstraße, der „Route des vins“. Für- und vorsorglich erinnert das Straßenschild „Boulevard Saint-Jacques“ daran, dass ich mich auf dem Jakobsweg befinde. Als Freund guter Tropfen schreite ich vergnügt voran. Weinstöcke stehen am Weg Spalier, winken mir diskret mit ihren Rebhölzern zu. Mir fällt der Psalm wieder ein: „Dass der Wein erfreue des Menschen Herz.“
    Im „Café du Pont“ in Pommard wird schon früh - nein, nicht Frühburgunder - Pinot Noir serviert. Der Ort ist, wie Volnay, berühmt für seine roten Gewächse, während Meursault und Puligny-Montrachet mit sauberen Weißweinen glänzen.
    Die preiswerteren säurehaltigen Weine von Chagny werden zur Herstellung von Kir verwendet, gemischt mit Crème de Cassis. Benannt ist das Getränk nach Felix Kir, der diesen Aperitif propagierte, um den heimischen Obstbauern und Likörfabrikanten ein Einkommen zu sichern. Felix Kir - Geistlicher, Bürgermeister von Dijon und Widerstandskämpfer. Man kann den Cassis auch mit Sekt genießen, für Schaumwein ist Rully, der nächste Etappenort, bekannt. Auch hier eine „Rue Saint-Jacques“. Vom Weinbergshügel spaziere ich hinunter nach Mercurey. Traurig stimmt mich der Gedenkstein für drei von der Wehrmacht erschossene Franzosen.
    Nicht weit davon steht das Ferienhaus eines freundlichen Norddeutschen. Als ich hier vor vier Jahren vorbeikam, lud er mich zu einer Flasche Bier ein. Ob er auch in diesem Jahr da ist? Tatsächlich - er steht mit Bekannten vor dem Haus. „Ich möchte mir meine Flasche Bier abholen“, fordere ich scherzhaft. Zu meiner Überraschung erinnert er sich noch an mich und wo er seinen Biervorrat hat. Inmitten der besten Burgunder Weinlagen trinken wir Altenmünster Bier aus der Bügelverschluss-Flasche. Bestärkt von Gastfreundschaft und Versicherung, dass es bis nach Saint-Jean-de-Voux nicht mehr weit ist, mache ich mich beschwingt auf den Weg.
    Der dortige Campingplatz war 2004 für mich der schönste auf meiner Wanderung. Ob die Pächter noch da sind? Sie hatten ihr kleines Restaurant in einem Zelt eröffnet und servierten zum Essen kurze Slapstick-Einlagen. Hoffentlich sind sie noch da.
    Nein, sie sind nicht mehr da. Doch die Nachfolger geben sich Mühe, haben sogar einen Pizza-Stand eingerichtet. Ich verspeise lieber ein Entrecôte vom Charolais-Rind und Käse, dazu gibt es besten Rosé, gut gekühlt. Mir ist nach Feiern zu Mute. Ich beschließe, morgen nicht weiterzugehen, sondern einen Ruhetag einzulegen, Wäsche zu waschen, zu trocknen, die Füße zu pflegen und im Pool zu plantschen.
    Im Fernsehen verliert Deutschland das EM-Endspiel. Egal, mir ist trotzdem nach Feiern zu Mute.

Bahnhöfe, Gleise, Schranken - doch der Zug ist leider längst abgefahren

    Nein, ich habe keinen Ruhetag eingelegt. Es zieht und treibt mich weiter. Immer weiter.
    Von

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