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Held von Garathorm

Held von Garathorm

Titel: Held von Garathorm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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sich auch nur von einem Kleidungsstück zu befreien, denn er befürchtete, er würde an der Stelle anfrieren, wenn er anhielt. Auch die anderen trugen warme Pelze mit Kapuzen, Pelzhandschuhen und pelzgefütterten Stiefeln. Der Pfad, dem sie folgten, führte fast ständig steil hoch. Nur hin und wieder kreuzte ihn ein anderer, der in Serpentinen ins Tal führte.
    Die Berge erschienen trotz ihrer tödlichen Schönheit friedlich. Eine wohltuende Ruhe herrschte in den Tälern. Hawkmoon konnte sich kaum vorstellen, daß eine riesige Armee hier in diesen Bergen ihren Stützpunkt hatte. Nichts deutete darauf hin, daß dieses Gebirge mit den schroffen Gipfeln und den malerischen Tälern je bezwungen worden war. Ihm schien, als käme er hier in jungfräuliches Land. Obgleich der Weg beschwerlich war und ermüdend, fühlte er sich hier entspannter und wohler als seit langer Zeit. Er hatte nun kaum Verpflichtungen. Die einzige im Augenblick war eigentlich nur, am Leben zu bleiben.
    Schließlich erreichten sie einen etwas breiteren Pfad, auf den Hawkmoon, hätte er Verlangen danach gehegt, sich hätte ohne weiteres quer legen können. Dieser Pfad endete plötzlich an einem riesigen dunklen Höhleneingang.
    „Was ist das?" erkundigte sich Hawkmoon bei Katinka van Bak. „Es sieht aus, als ginge es hier nicht weiter. Ist es vielleicht gar ein Tunnel?"
    „Stimmt", versicherte ihm Katinka van Bak. „Es ist ein Tunnel."
    „Wieviel weiter müssen wir noch, wenn wir sein Ende erreicht haben?" Hawkmoon stützte sich gegen die Felswand direkt am Tunneleingang.
    „Das kommt darauf an", erwiderte Katinka van Bak rätselhaft.
    Hawkmoon war zu müde, sie zu fragen, was sie damit meinte. Er beugte den Oberkörper vor und trat in den Tunnel. Sein Pferd zog er hinter sich her. Er war erleichtert, daß seine Stiefel nicht länger im Schnee kleben blieben. Es war warm hier im Berg, und es roch recht ungewöhnlich, nach Frühling, wie ihm schien. Er erwähnte es auch, aber da die anderen diesen Geruch nicht bemerkten, fragte er sich, ob nicht vielleicht seinem dicken Pelz Parfümduft anhaftete. Der Boden der Höhle wurde ebener, und das Gehen fiel viel leichter. „Es ist schwer zu glauben, daß dieser Tunnel natürlichen Ursprungs sein soll. Er erscheint mir wie eines der Weltwunder", meinte er.
    Sie schritten nun schon eine Stunde dahin, ohne daß sich das Ende des Tunnels abzeichnete. Hawkmoon wurde sichtlich nervös.
    „Er kann nicht natürlich sein", wiederholte er.
    Mit seinen behandschuhten Fingern betastete er die Wand, aber sie fühlte sich nicht an und sah auch nicht so aus, als hätten Werkzeuge sie bearbeitet. Er drehte sich zu den beiden anderen um und bemerkte ihren eigenartigen Gesichtsausdruck. Oder täuschte er sich in der Düsternis? „Was meint Ihr, Katinka van Bak?" fragte er. „Ihr kennt doch diese Höhle, diesen Tunnel. Wird er irgendwo in der Geschichte erwähnt? In Legenden, vielleicht?"
    „Ja", erwiderte sie kurz. „Aber geht weiter, Hawkmoon. Wir werden die andere Seite bald erreicht haben."
    „Wohin führt er denn?" Er drehte sich nun ganz zu ihnen um, daß er ihnen unmittelbar gegenüberstand. Die Lichtkugel in seiner Hand brannte stumpf und färbte in sein Gesicht ein dämonisches Rot. „Vielleicht geradewegs ins Lager des Dunklen Imperiums? Arbeitet ihr beide etwa für meine alten Feinde? Ist das eine Falle? Keiner von euch beiden hat mir wirklich genug erzählt."
    „Wir stehen nicht im Sold Eurer Feinde", versicherte ihm Katinka van Bak. „Geht weiter, Hawkmoon, ich bitte Euch. Oder ist es Euch lieber, wenn ich vorausgehe?" Sie machte einen Schritt an ihm vorbei.
    Unwillkürlich legte Hawkmoon die Rechte an den Schwertgriff und schob dabei den Pelzumhang zur Seite. „Nein, Katinka van Bak, ich traue Euch, aber trotzdem warnt etwas in mir mich vor einer Falle. Weshalb ist das so?"
    „Ihr müßt weitergehen, Held!" sagte Jhary-a-Conel ruhig, während er das Fell seiner kleinen schwarzweißen Katze streichelte, die aus seinem Wams herausgekrochen war. „Ihr müßt!"
    „Held? Warum wiederholt Ihr es immer wieder?" Noch fester umklammerte Hawkmoons Hand den Schwertgriff. „Welche Art von Held bin ich denn?"
    „Der Ewige Held", erwiderte Jhary auch jetzt ruhig. „Der Krieger des Schicksals."
    „Nein!" Obgleich die Worte für ihn keinen Sinn ergaben, konnte Hawkmoon nicht ertragen, sie zu hören. „Nein!"
    Seine Hände flogen zu den Ohren.
    In diesem Augenblick stürzten seine beiden Freunde sich auf

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