Held von Garathorm
wie deines besteht wohl kaum Gefahr."
„Aber." Hawkmoon biß sich auf die Lippen. Zweifellos hatte Katinka van Bak guten Grund, dem Prinzen zu verschweigen, was sie wußte. Aber was mochte dieser Grund sein? Argwöhnte sie möglicherweise, daß Prinz Karl mit den Banditen gemeinsame Sache machte? Aber in diesem Fall hätte sie doch ihn, Hawkmoon, warnen können, ehe sie hier ankamen. Außerdem war es unvorstellbar, daß dieser sympathische ältere Mann sich mit einem solchen Lumpenpack verbünden würde. Prinz Karl hatte tapfer und geschickt gegen das Dunkle Imperium gekämpft, ehe er von den Tierlords interniert worden war. Aber selbst dann hatte man ihn keinen Demütigungen unterworfen, wie das Imperium es normalerweise mit gefangenen Aristokraten getan hatte.
„Ihr werdet müde von dem langen Ritt sein", meinte Prinz Karl taktvoll. Er hatte seine Dienerschaft bereits beauftragt, Gemächer für seine Gäste zu bereiten. „Bestimmt wollt ihr euch schlafen legen. Ich war zu selbstsüchtig in meiner Freude, dich wiederzusehen, Katinka, und diesen großen Helden hier kennenzulernen." Er lächelte und legte einen Arm um Hawkmoons Schulter. „Aber beim Frühstück können wir uns doch noch ein wenig unterhalten? Ehe ihr aufbrecht?"
„Mit größtem Vergnügen, Sire", versicherte ihm Hawkmoon.
Als Hawkmoon in einem breiten, bequemen Bett in einem freundlichen Zimmer lag, in dessen Kamin ein wohliges Feuer prasselte, beobachtete er die über die schweren Vorhänge und Wandteppiche huschenden Schatten und grübelte darüber nach, weshalb Katinka van Bak dem Prinzen wohl nichts über die Vagabundenarmee erzählt hatte. Doch schon bald fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlummer.
Der große Schlitten hätte ein Dutzend schwerbewaffneter Männer befördern und sich leicht für ein Vermögen verkaufen lassen können, denn er war mit Gold und Platin, Elfenbein und Ebenholz eingelegt und mit kostbaren Steinen besteckt. Die Schnitzereien seines Holzrahmens waren die Arbeit eines begnadeten Künstlers. Hawkmoon und Katinka van Bak hatten sich gewehrt, dieses kostbare Geschenk anzunehmen, aber Prinz Karl hatte darauf bestanden. „Der Schlitten ist genau das Richtige für dieses Wetter", erklärte er. „Eure Pferde können nebenhertraben und werden frisch sein, wenn ihr sie braucht." Acht schwarze Wallache zogen ihn mit Geschirren aus schwarzem Leder mit Silberbeschlägen. Silberglöckchen hingen daran, aber aus Gründen, die keiner Erklärung bedurften, hatte man ihre Klöppel umwickelt.
Der Schnee fiel in dichten Flocken, und die Straßen, die aus Pescht hinausführten, waren eisigglatt. Unter diesen Umständen schien es wirklich das Beste, den Schlitten zu benutzen. Er war vollbeladen mit Proviant, warmen Pelzen und einem Zelt, das selbst bei stürmischem Wetter schnell aufgebaut werden konnte. Dann hatte der Prinz ihnen noch schon fast antike Gerätschaften mitgegeben, die in etwa auf dem Prinzip der Flammenlanzen funktionierten. Auf diesen Geräten konnten sie ihr Essen wärmen, ja sogar bereiten - und der auswahlreiche Proviant, mit denen der Prinz sie versorgt hatte, hätte eine kleine Armee sattgemacht. Es war wahrhaftig nicht nur Höflichkeit gewesen, als Prinz Karl ihnen versichert hatte, daß er sich über ihren Besuch freue.
Jhary-a-Conel hatte keine Hemmungen, den Schlitten anzunehmen. Er freute sich wie ein Kind, als er hineinkletterte und es sich zwischen Haufen weicher Pelze bequem machte. „Erinnert Ihr Euch, als Ihr Urlik wart?" fragte er Hawkmoon. „Urlik Skarsol, Prinz des Südeises? Damals zogen Bären Euren Schlitten."
„Ich entsinne mich an nichts dergleichen", erwiderte Hawkmoon scharf. „Ich wollte, ich verstünde Eure Motive, auf diesen Behauptungen zu bestehen."
„Nun ja", Jhary-a-Conel seufzte und fuhr philosophisch fort: „Vielleicht werdet Ihr es später verstehen."
Prinz Karl verabschiedete sie persönlich und winkte ihnen noch lange von der trutzigen Stadtmauer aus nach.
Der große Schlitten flog nur so dahin. Hawkmoon fragte sich erstaunt, weshalb diese Art von Fortbewegung und ihre Geschwindigkeit ein solches Glücksgefühl und doch gleichzeitig Besorgnis in ihm auslöste. Wieder hatte Jhary etwas erwähnt, das den Hauch eines Echos der Erinnerung in ihm weckte. Und doch war es offenbar, daß er nie dieser „Urlik" gewesen sein konnte - auch wenn er von dem Namen geträumt hatte.
Das Wetter war ideal für eine Schlittenfahrt. Es hatte aufgehört zu schneien, und der Schnee
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