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Held von Garathorm

Held von Garathorm

Titel: Held von Garathorm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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ist. Aber das ist, meines Erachtens, eine zu engstirnige Ansicht. Andere glauben, daß sie in Wirklichkeit eigentlich gar nicht existieren, sondern periodisch durch die Überzeugung der Menschen heraufbeschworen werden."
    „Seid Ihr selbst ein Zauberer, Master Jhary?" fragte Katinka van Bak und zügelte ihr Pferd ein wenig, um neben den beiden herzureiten.
    „Nein, das würde ich nicht sagen."
    „Dann zumindest ein Philosoph."
    „Nur meine Erfahrung macht mich vielleicht dazu."
    Aber Jhary hatte jetzt genug von diesem Gesprächsthema und weigerte sich, weiter darüber zu sprechen.
    „Meine einzige Erfahrung der Art, die Ihr angedeutet habt", murmelte Hawkmoon, „war mit dem Runenstab. Könnte er vielleicht etwas mit den Geschehnissen in den Bulgarbergen zu tun haben?"
    „Der Runenstab? Vielleicht."
    Die große Stadt Pescht lag unter einer schweren Schneedecke. Ihre Häuser aus stabilem weißem, zum Teil kunstvoll gehauenem Stein, hatten den Belagerungen und der Eroberung durch das Dunkle Imperium getrotzt. Und so sah die Stadt auch jetzt nicht viel anders aus als vor der Zeit, da Granbretanien Mord und Krieg durch Europa trug. Der Schein des Vollmonds ließ die Schneekristalle glitzern, als sie des Nachts in Pescht einritten, und so sah es aus, als brenne die ganze Stadt in einem weißen Feuer.
    Sie kamen erst nach Mitternacht am Stadttor an. Es kostete sie große Mühe, den Wächter aufzuwecken, der sie erst, nachdem sie ausführlich erklärt hatten, was sie in der Stadt wollten, mürrisch und brummelnd einließ. Durch breite, verlassene Straßen ritten sie auf dem Weg zum Palast Prinz Karls von Pescht. Der Prinz hatte Katinka van Bak einst den Hof gemacht und sie gebeten, seine Frau zu werden. Obwohl sie drei Jahre liiert gewesen waren, hatte die Kriegerin sich doch nicht entschließen können, zu heiraten. So jedenfalls erzählte Katinka van Bak es Hawkmoon. Jetzt hatte der Prinz eine Prinzessin aus Zagredien geehelicht und war glücklich mit ihr. Katinka und er waren jedoch auch jetzt noch gute Freunde. Auf ihrer Flucht aus Ukrania war sie eine Zeitlang als Gast bei ihm geblieben. Er würde zweifellos erstaunt sein, sie nun wiederzusehen.
    Prinz Karl von Pescht war wahrhaftig überrascht. In seinem kostbaren Morgenmantel aus Brokat kam er mit schlafverschwollenen Augen in die große Prunkhalle. Aber obwohl man ihn aus dem Schlummer gerissen hatte, war er sichtlich erfreut über das Wiedersehen.
    „Katinka! Ich dachte, du wolltest den Winter in der Kamarg verbringen!"
    „Das war auch meine ursprüngliche Absicht." Sie trat auf ihn zu, faßte den hochgewachsenen Mann an den Schultern und küßte ihn auf beide Wangen. Es schien, als zeichne sie einen verdienstvollen Soldaten mit einem Orden aus, und nicht, als begrüße sie einen ehemaligen Liebsten. „Aber Herzog Dorian überredete mich, ihn zu den Bulgarbergen zu bringen."
    „Dorian? Der Herzog von Köln? Ich habe viel von Euch gehört, junger Mann. Es ist mir eine Ehre, Euch unter meinem Dach aufnehmen zu dürfen." Prinz Karl lächelte ehrlich erfreut, als er Hawkmoon kräftig die Hand schüttelte. „Und dies?"
    „Ein Weggefährte", erklärte Hawkmoon. „Sein Name ist etwas ungewöhnlich. Er heißt Jhary-a-Conel."
    Jhary schwang höflich in weitem Bogen seinen Hut und verbeugte sich. „Es ist mir eine große Ehre, den Prinzen von Pescht kennenzulernen."
    Prinz Karl lachte. „Und mir eine Freude, einen Begleiter des großen Helden von Londra Gastfreundschaft zu gewähren. Ich finde es großartig, daß Ihr hier seid. Ihr werdet doch eine Zeitlang bleiben?"
    „Ich fürchte, nur eine Nacht", erwiderte Hawkmoon. „Unsere Mission in den Bulgarbergen ist dringend."
    „Welch wichtiger Grund könnte euch dorthin führen? Selbst die legendären Bergriesen sollen inzwischen alle ausgestorben sein."
    „Ihr habt es dem Prinzen nicht erzählt?" wandte Hawkmoon sich erstaunt an Katinka van Bak. „Ich meine, von den Plünderern? Ich dachte."
    „Ich wollte ihn nicht beunruhigen", erwiderte sie.
    „Aber diese Stadt liegt doch gar nicht so weit von den Bulgarbergen entfernt und könnte sich leicht in Gefahr befinden, bald angegriffen zu werden!" rief Hawkmoon verwirrt.
    „In Gefahr? Angriff? Ein Feind von jenseits der Berge?" Prinz Karl sah sie verblüfft an.
    „Banditen", erklärte Katinka van Bak und warf Hawkmoon einen warnenden Blick zu. „Eine Stadt von der Größe Peschts hat nichts zu befürchten. Und für ein Land in so gutem Verteidigungszustand

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