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Held von Garathorm

Held von Garathorm

Titel: Held von Garathorm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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ihn.
    Er war noch immer nicht so kräftig wie vor Beginn seines Wahnsinns, und dazu hatte der anstrengende Aufstieg ihn ermüdet. Er wehrte sich gegen die zwei, bis er Katinka van Baks Dolch an seiner Kehle spürte und ihre beschwörende Stimme hörte.
    „Euch zu töten wäre die einfachste Weise, unser Ziel zu erreichen, Hawkmoon. Aber sie wäre nicht sehr angenehm. Außerdem möchte ich Euch nicht gern aus diesem Körper reißen, denn es könnte sein, daß Ihr in ihn zurückkehren möchtet. Also werde ich Euch nur töten, wenn Ihr mich dazu zwingt. Versteht Ihr?"
    „Ich verstehe Verrat!" erwiderte er wild und wehrte sich noch heftiger, aber genauso erfolglos gegen den Griff der beiden. „Da dachte ich, ich rieche den Frühling, dabei roch ich Verrat -Verräter, die sich als Freunde ausgaben."
    Einer der beiden löschte die Lichtkugel.
    „Wo sind wir hier?" fragte er. Wieder spürte er die Dolchspitze am Hals. „Was habt Ihr mit mir vor?"
    „Es ging nicht anders, Held", murmelte Katinka van Bak betrübt. „Es war nicht anders zu machen, Held."
    Es war das erstemal, daß sie ihn Held nannte - vielleicht, weil Jhary-a-Conel dieses Wort so oft benutzt hatte?
    „Wo sind wir hier?" fragte er erneut. „Wo?"
    „Ich wollte, ich wüßte es", erwiderte Katinka van Bak, und ihre Stimme klang fast noch betrübter.
    Dann schlug sie ihn offenbar mit dem Panzerhandschuh auf den Kopf. Er spürte den Schlag und erriet, was es gewesen war. Einen Augenblick glaubte er sogar, daß er seinen Zweck, ihn besinnungslos zu machen, nicht erreicht hatte. Doch inzwischen war er bereits in die Knie gesackt, und es schien, als löse sein Körper sich von ihm und verlöre sich in der Schwärze der Höhle.
    Und dann wußte er, daß ihr Schlag doch den von ihr beabsichtigten Zweck erfüllt hatte.

ZWEITES BUCH:
    EINE HEIMKEHR

1.
    ILIAN VON GARATHORM
    Hawkmoon lauschte den Geistern.
    Jeder sprach mit seiner eigenen Stimme zu ihm.
    Mit Hawkmoons Stimme.
    ... da war ich Erekose, und ich kämpfte gegen die Rasse der Menschen. Und Urlik Skarsol war ich, Prinz des Südeises, der die Silberkönigin vom Mond tötete. Ich war er, der das Schwarze Schwert trug. Jetzt hänge ich in der Leere des Nichts und warte auf meine nächste Aufgabe. Durch sie wird mir vielleicht eine Möglichkeit gegeben, zu Ermizhdad, meiner verlorenen Liebsten, zurückzukehren. Vielleicht finde ich Tanelorn.
    (Ich war Elric.)
    Soldat des Schicksals... Werkzeug der Zeit. Der Ewige Held... Verdammt zu nie endendem Kampf.
    (Ich war Corum. In mehr als einem Leben war ich Corum.)
    Ich weiß, wie es begann. Vielleicht endet es in Tanelorn.
    Rhalina, Yisselda, Cymoril, Zarozina...
    So viele Frauen.
    (Ich war Arflane. Asquiol. Aubec.)
    Alle sterben, nur ich nicht.
    (Ich war Hawkmoon.)
    „Nein! Ich BIN Hawkmoon!"
    (Wir alle sind Hawkmoon. Hawkmoon ist wir.)
    Alle leben, nur ich nicht.
    John Daker? War er der erste?
    Oder der letzte?
    Ich habe so viele verraten, und so viele verrieten mich.
    Gesichter schwammen vor seinen Augen. Jedes Gesicht war anders. Jedes Gesicht war sein Gesicht. Er schrie und versuchte sie fortzuschieben.
    Aber er hatte keine Hände.
    Er versuchte, zu sich zu kommen. Lieber durch Katinka van Baks Dolch zu sterben, als diese Qualen zu erdulden! Das war es, wovor er sich gefürchtet, was er zu entgehen versucht hatte. Das war der Grund, weshalb er sein Gespräch mit Jhary-a-Conel nicht weitergeführt hatte. Aber jetzt stand er trotzdem allein gegen tausend Manifestationen seines Selbst.
    Der Kampf ist ewig. Der Krieg ist endlos.
    Und nun müssen wir Ilian werden. Ilian, deren Seele vertrieben wurde. Ist das nicht eine seltsame Aufgabe?
    „Ich bin Hawkmoon! Nur Hawkmoon!"
    Und ich bin Hawkmoon - und Urlik Skarsol -und Ilian von Garathorm. Vielleicht finde ich hier
    Tanelorn ? Lebe wohl Südeis und sterbende Sonne. Lebe wohl Silberkönigin und Schreiender Kelch. Lebe wohl Graf Brass. Lebe wohl Urlik. Lebe wohl Hawkmoon...
    Flüchtig fühlte Hawkmoon, wie seine Erinnerungen schwanden. Statt ihrer drängten sich Millionen anderer auf. Erinnerungen an bizarre Welten und exotische Landschaften, an sowohl menschliche als auch nichtmenschliche Geschöpfe. Erinnerungen, die ganz einfach nicht die eines einzelnen Mannes sein konnten - und doch waren sie wie die Träume, die sich ihm auf Burg Brass aufgedrängt hatten. War das überhaupt auf Burg Brass gewesen? Vielleicht doch anderswo? In Melnibone? In der Burg Erorn an der See? An Bord des seltsamen Schiffes, das

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