Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
Annabeth schnappte einige unfreundliche Bemerkungen über Halbgöttinnen und Athene auf.
Endlich schlug der Geist mit dem Papsthut mit seinem Hirtenstab auf den Boden. Die anderen Laren verstummten.
»Deine griechische Göttin ist hier machtlos«, sagte der Papst. »Mithras ist der Gott der römischen Krieger. Er ist der Gott der Legion, der Gott des Imperiums!«
»Er war ja nicht mal Römer«, widersprach Annabeth. »War er nicht Perser oder so was?«
»Sakrileg!«, wimmerte der alte Mann und schlug noch einige Male mit dem Stab auf den Boden. »Mithras schützt uns! Ich bin der Pater dieser Bruderschaft …«
»Der Vater«, übersetzte Annabeth.
»Unterbrich mich nicht! Als Pater muss ich unsere Mysterien beschützen.«
»Was denn für Mysterien?«, fragte Annabeth. »Ein Dutzend Tote in Togen, die in einer Höhle herumsitzen?«
Die Geister murmelten und protestierten, bis der Pater sie mit einem schrillen Pfiff zur Ordnung rief. Der Alte hatte jedenfalls eine gesunde Lunge. »Du bist eindeutig eine Ungläubige. Du musst sterben wie die anderen!«
Die anderen. Annabeth gab sich alle Mühe, nicht die Skelette anzusehen.
Ihre Gedanken arbeiteten fieberhaft und suchten nach allem, was sie über Mithras wusste. Die Krieger hatten ihm einen geheimen Kult gewidmet. Er war bei der Legion beliebt gewesen. Er war einer der Götter, die Athene als Kriegsgöttin abgelöst hatten. Aphrodite hatte ihn beim Teeplausch in Charleston erwähnt. Abgesehen davon hatte Annabeth keine Ahnung. Mithras war keiner der Götter, über die in Camp Half-Blood gesprochen wurde. Sie glaubte nicht, dass die Geister warten würden, bis sie den Laptop des Dädalus ausgepackt hatte und nachsah.
Sie sah sich das Fußbodenmosaik an – sieben Bilder in einer Reihe. Sie musterte die Geister und sah, dass jeder eine Art Abzeichen an seiner Toga trug – einen Raben, eine Fackel, einen Bogen.
»Ihr habt Übergangsriten«, rief sie. »Sieben Ebenen der Mitgliedschaft. Und ganz oben ist der Pater .«
Die Geister schnappten wie aus einem Munde nach Luft. Dann brüllten alle gleichzeitig los.
»Woher weiß sie das?«, fragte der eine.
»Das Mädchen hat unsere Geheimnisse durchschaut!«
»Aber sie weiß nichts von den Prüfungen.«
»Die Prüfungen«, sagte Annabeth. »Natürlich weiß ich davon.«
Wieder schnappten die Geister ungläubig nach Luft.
»Lächerlich!«, rief der Pater . »Das Mädchen lügt. Tochter der Athene, wähle deinen Tod. Wenn du das nicht tust, wird der Gott für dich entscheiden.«
»Feuer oder Dolch«, tippte Annabeth.
Sogar der Pater sah überrascht aus. Offenbar hatte er vergessen, dass auf dem Boden die Opfer früherer Bestrafungen lagen.
»Wie … Wie hast du …«, er schluckte. »Wer bist du eigentlich?«
»Ein Kind der Athene«, sagte Annabeth noch einmal. »Aber nicht irgendein Kind. Ich bin … äh, die Mater meiner Schwesternschaft. Die Magna Mater sogar. Für mich gibt es keine Geheimnisse. Mithras kann nichts vor mir verbergen.«
»Die Magna Mater «, heulte ein Geist verzweifelt. »Die Große Mutter!«
»Tötet sie!« Ein Geist kam angerannt und streckte die Hände aus, um sie zu erwürgen, aber er griff einfach durch sie hindurch.
»Du bist tot«, erinnerte ihn Annabeth. »Setz dich.«
Der Geist machte ein verlegenes Gesicht und setzte sich hin.
»Wir brauchen dich nicht selbst umzubringen«, knurrte der Pater . »Das wird Mithras für uns übernehmen.«
Die Statue auf dem Altar fing an zu glühen.
Annabeth presste die Hände gegen die mit Backsteinen vermauerte Tür hinter ihr. Das musste doch der Ausgang sein. Der Mörtel zerbröckelte, aber er war nicht so brüchig, dass sie die Öffnung mit Gewalt hätte durchbrechen können.
Sie schaute sich verzweifelt im Raum um – die rissige Decke, das Bodenmosaik, die Wandgemälde und der gemeißelte Altar. Sie fing an zu reden und zog dabei weitere Schlussfolgerungen.
»Es hilft nichts«, sagte sie. »Ich weiß alles. Ihr stellt eure Neulinge mit Feuer auf die Probe, denn die Fackel ist das Symbol des Mithras. Sein anderes Symbol ist der Dolch, deshalb kann man auch mit der Klinge auf die Probe gestellt werden. Ihr wollt mich töten, so, wie … Äh, wie Mithras den heiligen Stier getötet hat.«
Sie hatte das alles nur erraten, aber der Altar zeigte ja, wie Mithras einen Stier tötete, deshalb hielt Annabeth den Stier für wichtig. Die Geister heulten und hielten sich die Ohren zu. Einige schlugen sich ins Gesicht, wie
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