Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)

Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)

Titel: Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
Fackelträger und Diener, und im Hintergrund wanderten allerlei Tiere wie Krähen und Löwen herum. Annabeth wusste nicht so recht, was dieses Bild darstellen sollte, es erinnerte sie an keine ihr bekannte griechische Sage.
    Am hinteren Ende der Kammer gab es einen detailliert gemeißelten Altar mit einem Fries, auf dem der Mann mit der Eislöffel-Mütze einem Stier ein Messer an den Hals presste. Auf dem Altar stand die steinerne Gestalt eines knienden Mannes, der in den ausgestreckten Händen einen Dolch und eine Fackel hielt. Auch hier hatte Annabeth keine Vorstellung, was er bedeuten mochte.     
    Sie trat einen Schritt auf den Altar zu, und es machte KRRRKCK! Sie schaute nach unten und sah, dass sie gerade Menschenrippen durchgetreten hatte.
    Annabeth schluckte einen Schrei hinunter. Wo kamen die denn her? Eben noch hatte sie nach unten geschaut und keine Knochen entdeckt. Jetzt war der Boden davon bedeckt. Die Rippen waren ganz offenbar alt gewesen; sie zerfielen zu Staub, als sie ihren Fuß hob. In der Nähe lag ein zerfressener Bronzedolch, der große Ähnlichkeit mit ihrem eigenen hatte. Entweder hatte dieser Mensch den Dolch bei sich gehabt oder er war damit getötet worden.
    Sie hielt die Klinge vor sich, um sehen zu können. Ein kleines Stück weiter auf dem Mosaikweg lag ein besser erhaltenes Skelett in den Überresten eines bestickten roten Wamses, wie von einem Mann aus der Renaissance. Sein Spitzenkragen und sein Schädel waren übel verbrannt, als ob er sich die Haare mit einem Flammenwerfer gewaschen hätte.
    Wunderbar, dachte Annabeth. Sie hob die Augen zur Statue auf dem Altar, die einen Dolch und eine Fackel in der Hand hielt.
    Das war irgendein Test, beschloss Annabeth. Diese beiden Typen hatten ihn nicht bestanden. Oder besser: Nicht nur diese beiden Typen. Auf dem Weg zum Altar lagen überall weitere Knochen und Kleidungsreste herum. Sie hatte keine Ahnung, wie viele Skelette es waren, aber sie wäre jede Wette eingegangen, dass sie alle Halbgötter aus der Vergangenheit waren, Kinder der Athene mit demselben Ziel.
    »Ich werde nicht noch ein Skelett auf deinem Boden werden«, rief sie der Statue zu und hoffte, mutig zu klingen.
    Ein Mädchen, sagte eine trübe Stimme, die in der Kammer widerhallte. Mädchen haben hier keinen Zutritt.
    Die Kammer dröhnte. Staub fiel aus den Rissen in der Decke und Annabeth rannte zu dem Loch, durch das sie gekommen war, aber das war verschwunden. Ihre Schnur war durchtrennt worden. Sie stieg auf die Bank und hämmerte an die Mauer, wo das Loch gewesen war, in der Hoffnung, das Verschwinden des Lochs sein nur eine Illusion, aber die Mauer fühlte sich solide an.
    Sie war gefangen.
    Auf den Bänken erschien plötzlich ein Dutzend schimmernder Geister – leuchtende violette Männer in römischer Toga, wie die Laren, die Annabeth in Camp Jupiter gesehen hatte. Sie starrten sie an, als ob Annabeth ihre Versammlung gestört hätte.
    Sie tat das einzig Mögliche. Sie stieg von der Bank, presste den Rücken an die zugemauerte Türöffnung und versuchte, ein zuversichtliches Gesicht zu machen, obwohl sie angesichts der wütend glotzenden violetten Geister und der Halbgottskelette am liebsten den Kopf in ihr T-Shirt gezogen und geschrien hätte.
    »Ich bin ein Kind der Athene«, sagte sie, so tapfer sie nur konnte.
    »Eine Griechin«, sagte einer der Geister angewidert. »Das ist ja noch schlimmer.«
    Am anderen Ende der Kammer erhob sich ein alt aussehender Geist mit einiger Mühe (können Geister Arthritis haben?) und trat neben den Altar, wobei er Annabeth nicht aus den Augen ließ. Ihr erster Gedanke war, dass er aussah wie der Papst. Er hatte ein funkelndes Gewand, einen spitzen Hut und einen gekrümmten Hirtenstab.
    »Das ist die Höhle des Mithras«, sagte der alte Geist. »Du hast unsere geheiligten Rituale gestört. Du kannst nicht weiterleben, wenn du unsere Mysterien angesehen hast.«
    »Ich will eure Mysterien ja gar nicht ansehen«, versicherte Annabeth. »Ich folge dem Zeichen der Athene. Zeig mir den Ausgang, und schon bin ich weg.«
    Ihre Stimme klang ruhig, was sie überraschte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie hier herauskommen sollte, aber sie wusste, sie musste dort siegen, wo ihre Geschwister versagt hatten. Ihr Weg führte weiter – tiefer in die Schichten des Untergrundes von Rom.
    Die Fehler deiner Vorgänger werden dich leiten, hatte Tiberinus gesagt. Danach bist du auf dich gestellt.
    Die Geister tuschelten auf Latein untereinander.

Weitere Kostenlose Bücher