Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
sie noch nie enttäuscht. Wir können dich nicht durchlassen.«
»Dann fürchtet ihr also meine Macht!«, sagte Annabeth. »Ihr gebt zu, dass ich eure geheime Kammer zerstören könnte!«
Der Pater sah sie wütend an und rückte nervös seinen Hut gerade. Annabeth wusste, dass sie ihn in eine unmögliche Lage gebracht hatte. Er konnte keinen Rückzieher machen, ohne als Feigling dazustehen.
»Tu dein Schlechtestes, Kind der Athene«, sagte er. »Niemand kann die Kammer des Mithras einstürzen lassen, schon gar kein Mädchen!«
Annabeth hob den Dolch. Die Decke war niedrig. Sie konnte den Schlussstein mühelos erreichen, aber sie würde es mit einem Schlag schaffen müssen.
Die Tür hinter ihr war blockiert, aber wenn die Decke einstürzte, müssten diese Backsteine theoretisch statisch geschwächt werden und zerfallen. Sie müsste sich hindurchquetschen können, ehe die ganze Decke herunterkam – unter der Voraussetzung natürlich, dass sich hinter der Backsteinmauer etwas befand, nicht nur Erdmassen, und unter der Voraussetzung, dass Annabeth schnell genug und stark genug wäre und genug Glück hätte. Ansonsten würde sie als Halbgott-Pfannkuchen enden.
»Na gut, Jungs«, sagte sie. »Da habt ihr euch wohl den falschen Kriegsgott ausgesucht.«
Sie schlug gegen den Schlussstein. Die Klinge aus Himmlischer Bronze ließ ihn zerspringen wie ein Stück Würfelzucker. Einen Moment lang passierte gar nichts.
»Ha!«, rief der Pater schadenfroh. »Siehst du? Athene ist hier machtlos!«
Die Kammer bebte. Ein Riss lief über die gesamte Decke und das hintere Ende der Höhle brach ein und begrub den Altar und den Pater unter sich. Weitere Risse sprangen auf. Backsteine fielen aus den Bögen. Geister schrien und rannten los, aber sie konnten offenbar die Wände nicht durchdringen. Sie waren noch im Tod an diese Kammer gebunden.
Annabeth drehte sich um. Sie warf sich mit aller Kraft gegen die zugemauerte Tür und die Backsteine gaben nach. Als die Höhle des Mithras hinter ihr implodierte, sprang sie in die Finsternis und merkte, dass sie stürzte.
XXXV
Annabeth
Annabeth hatte geglaubt, Schmerzen zu kennen. Sie war im Camp Half-Blood von der Lavawand gestürzt. Sie war auf der Williamsburg Bridge mit einer vergifteten Klinge in den Arm gestochen worden. Sie hatte sogar das Gewicht des Himmels auf ihren Schultern getragen.
Aber das war nichts im Vergleich zu dieser Landung auf ihrem Knöchel.
Sie wusste sofort, dass er gebrochen war. Schmerzen schnitten sich wie ein glühender Stahldraht durch ihr Bein und ihre Hüften. Die Welt um sie herum verengte sich, es gab nur ihren Knöchel und ihre Qual.
Sie wäre fast ohnmächtig geworden. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie atmete oberflächlich und keuchend.
Nein, sagte sie sich. Einen Schock kannst du jetzt nicht gebrauchen.
Sie versuchte, langsamer zu atmen. Sie lag so still da, wie sie nur konnte, bis die Schmerzen sich von absoluter Folter auf ein entsetzliches Pochen reduzierten.
Ein Teil von ihr wollte die Welt anschreien, weil alles so unfair war. Nach diesem ganzen Weg sollte sie von einem schnöden gebrochenen Knöchel aufgehalten werden?
Sie unterdrückte diese Empfindungen. Im Camp hatten sie das Überleben in allerlei Notlagen trainiert, auch mit solchen Verletzungen.
Sie sah sich um. Ihr Dolch war ungefähr einen Meter weitergerutscht. In seinem trüben Licht konnte sie den Raum vage erkennen. Sie lag auf einem kalten Boden aus Sandsteinquadern. Die Decke war zwei Stockwerke hoch. Die Tür, durch die sie gefallen war, befand sich zehn Meter über dem Boden und war jetzt vollständig verstopft von Schutt, der wie eine Art Steinschlag in den Raum gewirbelt war. Um sie herum lagen alte Holzstücke – einige rissig und vertrocknet, andere zu kleinen Spänen zerbrochen.
Blöd, tadelte sie sich selbst. Sie war durch diese Tür gestürzt, in der Annahme, dass sich dahinter ein Gang auf ebener Erde oder ein weiterer Raum befinden würde. Sie war gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie ins Leere fallen könnte. Das Holz war sicher irgendwann eine vor langer Zeit eingestürzte Treppe gewesen.
Sie untersuchte ihren Knöchel. Ihr Fuß kam ihr nicht zu sehr verdreht vor und sie konnte ihre Zehen spüren. Sie sah kein Blut. Das alles war gut.
Sie griff nach einem Stück Holz. Sogar bei dieser winzigen Bewegung jammerte sie unwillkürlich.
Das Brett zerfiel in ihrer Hand. Das Holz mochte Jahrhunderte alt sein, vielleicht sogar Jahrtausende. Sie wusste
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