Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
über seinem grauen Kapuzenpullover und den Jeans, mit Pfeil und Bogen aus der Waffenkammer des Schiffes über seiner Schulter. Leo dachte daran, wie er den Jägerinnen der Artemis begegnet war – einer Bande aus attraktiven schlanken Mädchen in silberner Kleidung, alle mit Bögen bewaffnet. Er stellte sich Frank vor, wie er mit ihnen durch die Gegend tollte. Diese Vorstellung war so albern, dass er sich fast besser fühlte.
»Also«, sagte Frank. »Du heißt nicht Sammy?«
Leo sah ihn wütend an. »Was ist denn das für eine Frage?«
»Nur so«, sagte Frank eilig. »Ich dachte nur … nichts. Und diese Schüsse auf das Camp – Octavian könnte dahinterstecken, auf magische Weise oder so. Er wollte nicht, dass die Römer sich mit euch verständigen.«
Leo wollte das glauben. Er war diesem Jungen dankbar, weil er ihn nicht hasste. Aber er wusste, dass es nicht Octavian gewesen war. Leo war zum Katapult gegangen und hatte losgeballert. Ein Teil von ihm hatte gewusst, dass das nicht richtig war. Er hatte sich gefragt: Was zum Henker mache ich hier eigentlich? Aber er hatte es trotzdem getan.
Vielleicht wurde er gerade verrückt. Der Stress all dieser Monate, in denen er an der Argo II gearbeitet hatte, hatte ihn vielleicht endgültig um den Verstand gebracht.
»Hör mal«, sagte er. »Ich müsste mal mit Festus reden und mir einen Überblick über die Schäden verschaffen. Hast du was dagegen …?«
Frank half ihm beim Aufstehen. »Wer ist Festus?«
»Mein Freund«, sagte Leo. »Er heißt auch nicht Sammy, falls du das gedacht haben solltest. Komm mit. Ich stelle ihn dir vor.«
Zum Glück war der Bronzedrache unversehrt. Na ja, abgesehen von der Tatsache, dass er im vergangen Winter alles außer seinem Kopf verloren hatte – aber das zählte für Leo nicht mit.
Als sie am Bug ankamen, drehte sich die Galionsfigur um hundertachtzig Grad, um sie anzusehen. Frank quiekte und wich zurück.
»Der lebt ja!«, sagte er.
Leo hätte gelacht, wenn ihm nicht so elend zu Mute gewesen wäre. »Ja. Frank, das ist Festus. Er war mal ein vollständiger Bronzedrache, aber dann hatten wir einen Unfall.«
»Du hast ganz schön viele Unfälle«, sagte Frank.
»Na ja, manche können sich eben nicht in Drachen verwandeln und müssen ihre eigenen bauen.« Leo hob die Augenbrauen und sah Frank an. »Jedenfalls habe ich ihn als Galionsfigur wiederbelebt. Er ist jetzt sozusagen der wichtigste Kommunikationskanal des Schiffes. Wie sieht es aus, Festus?«
Festus schnaubte Rauch und stieß eine Serie von schrillen Summgeräuschen aus. In den vergangenen Monaten hatte Leo gelernt, diese Maschinensprache zu deuten. Andere Halbgötter verstanden vielleicht Latein und Griechisch, Leo konnte Krächz und Quiek. »Aha«, sagte Leo. »Könnte schlimmer sein, aber der Rumpf ist an mehreren Stellen schwer beschädigt. Die Backbordruder müssen repariert werden, ehe wir wieder mit voller Kraft fahren können. Wir brauchen Material für die Reparaturen: Himmlische Bronze, Teer, Kalk …«
»Wozu brauchst du denn Alk?«
»Dussel, Kalk! Kalziumkarbonat, wie in Zement und noch allerlei … ach, egal. Das Problem ist, dass dieses Schiff nicht weit kommen wird, wenn wir es nicht reparieren.«
Festus stieß ein Klick-Quiek-Geräusch aus, das Leo nicht erkannte. Es klang wie Ay-Zuhl.
»Ach, Hazel …«, vermutete er. »Das ist das Mädchen mit den Locken, oder?«
Frank würgte. »Ist ihr was passiert?«
»Nein, der geht’s gut«, sagte Leo. »Festus sagt, dass das Pferd unter uns entlangjagt. Sie folgt uns.«
»Dann müssen wir landen«, sagte Frank.
Leo musterte ihn. »Ist sie deine Freundin?«
Frank biss sich auf die Lippe. »Ja.«
»Du klingst nicht gerade überzeugt.«
»Doch. Bestimmt. Ich bin überzeugt.«
Leo hob die Hände. »Schon gut. Das Problem ist, dass wir nur einmal landen können. Bei dem Zustand von Rumpf und Rudern könnten wir nicht wieder abheben, bis alles repariert ist, deshalb müssen wir irgendwo landen, wo wir alles finden, was wir brauchen.«
Frank kratzte sich am Kopf. »Woher bezieht man denn Himmlische Bronze? Die kann man ja wohl nicht im Baumarkt kaufen.«
»Festus, sieh mal nach.«
»Er kann magische Bronze finden?«, staunte Frank. »Gibt es auch etwas, das er nicht kann?«
Du hättest ihn mal sehen sollen, als er noch einen Körper hatte , dachte Leo. Aber das sagte er nicht. Es tat zu weh, daran zu denken, wie Festus gewesen war.
Leo schaute über den Bug. Das zentralkalifornische
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