Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
boshaften Gedanken der Monster an den Fundamenten des Heiligtums. Und wenn das stimmte, dann könnte die Befreiung der Athena Parthenos die Aufmerksamkeit der Monster im Tartarus noch vergrößern.
»Der Entwurf«, sagte Annabeth. »Beeil dich.«
Sie hielt Arachne den Laptop hin, aber die Spinne fauchte: »Ich hab ihn in Erinnerung, Kind. Ich habe das Auge einer Künstlerin, wenn es um Details geht.«
»Natürlich. Aber wir sollten uns beeilen.«
»Warum?«
»Na ja … damit wir der ganzen Welt dein Werk vorstellen können.«
»Hm. Na gut.« Arachne fing an zu weben. Es ging nur langsam, die Seidenstränge zu langen Stoffstreifen zu verweben. Der Raum rumpelte. Die Risse zu Annabeths Füßen wurden breiter.
Wenn Arachne das überhaupt bemerkte, dann war es ihr egal. Annabeth spielte mit dem Gedanken, die Spinne auf irgendeine Weise in den Abgrund zu stoßen, aber sie gab diese Idee wieder auf. Es gab kein ausreichend großes Loch und außerdem würde sich Arachne, wenn der Boden nachgab, vermutlich an ihre Seidenfäden klammern und entkommen, während Annabeth und die uralte Statue in den Tartarus stürzten.
Langsam vollendete Arachne die langen Seidenstreifen und fing an sie zu flechten. Ihre Geschicklichkeit war makellos. Annabeth war wider Willen beeindruckt. Abermals kamen ihr leise Zweifel an ihrer eigenen Mutter. Was, wenn Arachne wirklich eine bessere Weberin war als Athene?
Aber es ging hier ja nicht um Arachnes Fähigkeiten. Sie war bestraft worden, weil sie dünkelhaft und grob gewesen war. Egal, wie umwerfend man war, man durfte die Götter nicht beleidigen. Die Götter waren die Erinnerung daran, dass immer irgendwer noch besser war als man selbst, damit man nicht zu hochmütig wurde. Aber dennoch … in eine riesige unsterbliche Spinne verwandelt zu werden wirkte wie eine reichlich harte Strafe für ein bisschen Prahlerei.
Arachne arbeitete jetzt schneller und brachte die Streifen zusammen. Bald hatte sie die Struktur vollendet. Zu Füßen der Statue lag ein geflochtener Zylinder aus Seidenstreifen, etwas mehr als ein Meter fünfzig im Durchmesser und über drei Meter lang. Die Oberfläche glänzte wie eine Abalonemuschel, aber Annabeth fand sie nicht schön. Sie war nur praktisch: eine Falle. Sie würde nur schön sein, wenn sie funktionierte.
Arachne drehte sich mit einem hungrigen Lächeln zu ihr um. »Geschafft. Und jetzt meine Belohnung! Beweis mir, dass du dein Versprechen einhalten kannst!«
Annabeth sah sich die Falle an. Sie runzelte die Stirn und wanderte um den Zylinder herum und musterte dabei die Webarbeit aus allen möglichen Blickwinkeln. Dann, vorsichtig wegen ihres verletzten Knöchels, kroch sie auf allen vieren hinein. Sie hatte alles im Kopf berechnet. Wenn sie sich verrechnet hatte, war ihr Plan zum Scheitern verurteilt. Aber sie schlüpfte durch den seidenen Tunnel, ohne die Seiten zu streifen. Das Gewebe war klebrig, aber sie blieb nicht hängen. Annabeth kroch am anderen Ende wieder hinaus und schüttelte den Kopf.
»Da ist ein Fehler«, sagte sie.
»Was?«, rief Arachne. »Unmöglich. Ich habe deine Anweisungen befolgt und …«
»Drinnen«, sagte Annabeth. »Kriech rein und sieh es dir selbst an. Er ist genau in der Mitte – ein Webfehler.«
Arachne schäumte um den Mund. Annabeth hatte Angst, sie sei zu weit gegangen und die Spinne werde ihr den Kopf abbeißen. Sie wäre nur eine weitere Knochensammlung im Spinngewebe.
Aber stattdessen stampfte Arachne verärgert mit dem Fuß auf. »Ich mache niemals Fehler.«
»Ach, der ist klein«, sagte Annabeth. »Wahrscheinlich kannst du ihn reparieren. Aber ich will den Göttern nur deine beste Arbeit zeigen. Also, geh rein und sieh es dir mal an. Wenn du es reparieren kannst, dann werden wir das Werk den Olympiern zeigen. Und du wirst die berühmteste Künstlerin aller Zeiten sein. Vermutlich werden sie die neun Musen feuern und von nun an alle Künste dir unterstellen. Die Göttin Arachne … ja, das würde mich nicht überraschen.«
»Die Göttin …« Arachne wagte kaum zu atmen. »Ja, ja. Ich werde diesen Fehler beheben.«
Sie schob den Kopf in den Tunnel. »Wo ist der?«
»Genau in der Mitte«, sagte Annabeth. »Noch ein Stück weiter. Aber vielleicht ist es ja ein bisschen zu eng für dich.«
»Kein Problem«, fauchte Arachne und zwängte sich hinein.
Wie Annabeth gehofft hatte, passte der Unterleib der Spinne in den Tunnel, wenn auch nur knapp. Als Arachne sich hineinquetschte, weiteten sich die
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