Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
stieg über die Dächer auf und die ganze Welt wechselte zu hochauflösendem 3-D. Ich sah die Streifenwagen ein paar Straßenzüge weiter, die Kinder standen mitten auf der Straße und bedeuteten ihnen durch Winken, anzuhalten. Ich konnte jeden schleimigen Höcker und jeden Fleck auf dem Panzer des Krokodils erkennen. Ich konnte jede Hieroglyphe auf dem Verschluss der Halskette sehen. Und ich konnte sehen, wie beeindruckend Percys Zaubertrick war.
Die ganze Sackgasse war mittlerweile in einem Hurrikan eingeschlossen. Percy stand ungerührt am Rand, doch das Wasser schäumte nun so schnell, dass selbst das Riesenkrokodil den Halt verlor. Demolierte Autos schrammten über das Pflaster. Briefkästen wurden aus Rasenflächen gerissen und davongespült. Das Wasser wurde immer mehr und immer schneller, es stieg an und verwandelte das ganze Viertel in eine flüssige Zentrifuge.
Nun war ich an der Reihe, verblüfft zu sein. Noch vor wenigen Augenblicken war ich zu dem Schluss gekommen, dass Percy kein Magier war. Dabei hatte ich noch nie einen Magier erlebt, der über solche Wassermengen gebieten konnte.
Das Krokodil strauchelte und wehrte sich, doch der Sog schleifte es im Kreis herum.
»Mach schon«, zischte Percy durch die Zähne. Ohne mein Falkengehör hätte ich ihn im Sturm niemals verstanden, aber es war klar, dass er mit mir redete.
Ich erinnerte mich an meine Aufgabe. Niemand, Magier oder nicht, konnte diese Art Zauberkraft lange aufrechterhalten.
Ich legte die Flügel an und startete einen Sturzflug auf das Krokodil. Als ich den Kettenverschluss erreichte, nahm ich wieder meine menschliche Gestalt an und klammerte mich fest. Rings um mich tobte der Hurrikan. Der Sog war nun so stark, dass er an meinen Beinen zog und mich mitzureißen drohte.
Ich war so was von müde. Seit dem Kampf gegen den Lord des Chaos, Apophis höchstpersönlich, war ich nicht mehr derart an meine Grenzen gebracht worden.
Ich berührte mit der Hand die Hieroglyphen auf dem Verschluss. Es musste irgendeinen Trick geben, wie man ihn öffnen konnte.
Das Krokodil fauchte und trampelte und bemühte sich, auf den Füßen zu bleiben. Irgendwo zu meiner Linken brüllte Percy vor Wut und Frust und versuchte, den Sturm aufrechtzuerhalten; doch der Strudel drehte sich schon langsamer.
Mir blieben höchstens Sekunden, bevor sich das Krokodil aus dem Sog befreien würde. Dann wären sowohl Percy als auch ich tot.
Ich ertastete die vier Symbole, aus denen sich der Name des Gottes zusammensetzte.
Das letzte Symbol repräsentierte keinen Laut, das wusste ich. Es war die Hieroglyphe für Gott und zeigte an, dass die Zeichen davor – SBK – für den Namen eines Gottes standen.
Im Zweifelsfall immer den Götterknopf drücken, dachte ich.
Ich presste den Finger auf das vierte Symbol, doch nichts passierte.
Der Sturm ließ nach. Das Krokodil begann, sich gegen den Sog zu drehen, und stand Percy gegenüber. Durch den Dunstschleier konnte ich Percy aus dem Augenwinkel auf ein Knie fallen sehen.
Meine Finger strichen über die dritte Hieroglyphe – der Weidenkorb (Sadie nannte sie immer »Teetasse«) stand für den K-Laut. Bildete ich es mir ein oder fühlte sich die Hieroglyphe bei der Berührung leicht warm an?
Keine Zeit, nachzudenken. Ich drückte zu. Nichts passierte.
Der Sturm legte sich. Das Krokodil stieß ein Triumphgeheul aus, es war zur Fütterung bereit.
Ich ballte die Faust und schlug mit voller Kraft auf die Korb-Hieroglyphe. Dieses Mal gab der Verschluss ein zufriedenstellendes Klicken von sich und sprang auf. Ich plumpste aufs Pflaster und mehrere Hundert Pfund Gold und Edelsteine prasselten auf mich nieder.
Das Krokodil schwankte und röhrte wie die Kanonen eines Kriegsschiffs. Die Überreste des Hurrikans lösten sich in einen Windstoß auf, ich schloss die Augen und bereitete mich darauf vor, vom Körper des herabfallenden Monsters plattgewalzt zu werden.
Plötzlich war es still in der Sackgasse. Keine Sirenen. Kein röhrendes Krokodil. Der goldene Schmuckhaufen verschwand. Ich lag auf dem Rücken in der Dreckbrühe und starrte in den leeren blauen Himmel.
Vor mir tauchte Percys Gesicht auf. Er sah zwar aus, als hätte er gerade einen Marathon durch einen Taifun hinter sich, doch er grinste.
»Gute Arbeit«, sagte er. »Nimm die Halskette.«
»Die Halskette?« Mein Hirn war immer noch ziemlich träge. Wo war das ganze Gold hin verschwunden? Ich setzte mich auf und legte die Hand aufs Straßenpflaster. Meine Finger
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