Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
ausreichend ab. Es zischte und schwankte und warf den Kopf hin und her, als Percy heruntersprang und sich wegrollte. Er entwischte den trampelnden Füßen des Krokodils nur knapp und rannte zu mir an den Straßenrand.
Ich beobachtete entgeistert die Versuche meines Wachsgeschöpfs, das mittlerweile ein lebendiges (wenn auch ziemlich missgestaltetes) Nilpferd war, sich entweder aus dem Nasenloch des Krokodils zu befreien oder weiter in die Nasenhöhle des Reptils vorzuarbeiten – es war schwer zu sagen.
Das Krokodil schlug um sich und Percy zog mich gerade noch rechtzeitig zur Seite, bevor es mich niedertrampeln konnte.
Wir flitzten zum anderen Ende der Sackgasse, wo sich die Kinder versammelt hatten. Erstaunlicherweise schien keines von ihnen verletzt zu sein. Das Krokodil tobte weiter und riss bei dem Versuch, sein Nasenloch freizubekommen, mehrere Häuser nieder.
»Alles in Ordnung?«, fragte mich Percy.
Ich rang nach Luft, nickte aber trotzdem erschöpft.
Eines der Kinder bot mir seine Wasserpistole an. Ich winkte ab.
»Ihr da«, sagte Percy zu den Kindern. »Hört ihr die Sirenen? Lauft die Straße runter und haltet die Polizei auf. Erklärt ihnen, dass es hier zu gefährlich ist. Versucht irgendwie, Zeit zu gewinnen!«
Aus irgendeinem Grund gehorchten ihm die Kinder. Vielleicht freuten sie sich einfach, eine Aufgabe zu haben; die Art, wie Percy sprach, ließ allerdings vermuten, dass er es gewohnt war, unterlegene Truppen zu befehligen. Er klang ein bisschen wie Horus – ein geborener Anführer.
Nachdem die Kinder davongerannt waren, brachte ich heraus: »Guter Vorschlag.«
Percy nickte grimmig. Das Krokodil wurde nach wie vor von seinem Nasenstöpsel auf Trab gehalten, aber ich hatte meine Zweifel, dass der Uschebti noch lange durchhalten würde. Unter so viel Stress würde das Nilpferd bald wieder zu Wachs zerschmelzen.
»Das waren ein paar gute Schachzüge, Carter«, sagte Percy. »Hast du noch mehr Tricks auf Lager?«
»Nein«, sagte ich deprimiert. »Ich hab nichts mehr in Reserve. Aber wenn ich es zu diesem Verschluss schaffe, kann ich ihn wahrscheinlich öffnen.«
Percy musterte den Petesuchos . Die Sackgasse füllte sich mit dem Wasser, das aus dem Schuppenpanzer des Ungeheuers strömte. Die Sirenen wurden lauter. Uns blieb nicht viel Zeit.
»Dann bin ich jetzt wohl an der Reihe, das Viech abzulenken«, sagte Percy. »Mach dich bereit für die Halskette.«
»Du hast doch nicht mal dein Schwert«, protestierte ich. »Du wirst sterben!«
Percy brachte ein schiefes Lächeln zu Stande. »Renn einfach zu ihm, sobald es losgeht.«
»Sobald was losgeht?«
In diesem Moment schnaubte das Krokodil und blies das Nilpferd in hohem Bogen über Long Island. Der Petesuchos drehte sich wütend röhrend zu uns um und Percy stürzte sich ohne zu zögern auf ihn.
Es stellte sich als überflüssig heraus, Percy zu fragen, wie sein Ablenkungsmanöver aussehen würde. Als es losging, war es ziemlich offensichtlich.
Percy blieb vor dem Krokodil stehen und hob die Arme. Vermutlich hatte er irgendeinen Zaubertrick im Sinn, doch er sprach keinen Befehl. Er hatte weder einen Zauberstab noch ein Zaubermesser. Er stand einfach da und sah zu dem Krokodil hoch, als wollte er sagen: Hier bin ich! Lecker, lecker!
Einen Augenblick lang wirkte das Krokodil überrascht. Wenn wir sonst schon nichts erreichten, würden wir wenigstens mit dem Wissen sterben, dass wir dieses Ungeheuer viele, viele Male durcheinandergebracht hatten.
Aus seinem Körper strömte Krodilsschweiß. Das brackige Zeug stand mittlerweile bis zur Bordsteinkante. Es floss zwar in die Gullys, doch aus dem Schuppenpanzer des Krokodils kam unaufhörlich Nachschub.
Dann sah ich, was passierte. Als Percy die Arme hob, bildete das Wasser plötzlich einen Strudel gegen den Uhrzeigersinn. Es fing zu Füßen des Krokodils an und gewann rasch an Geschwindigkeit, bis der Strudel die ganze Sackgasse ausfüllte. Er drehte sich so schnell, dass ich spürte, wie ich zur Seite weggezogen wurde.
Als mir bewusst wurde, dass ich besser loslaufen sollte, war der Sog schon zu groß. Ich musste irgendwie anders an die Halskette herankommen.
Noch ein letzter Trick, dachte ich.
Ich hatte zwar Angst, dass mich die Anstrengung im wahrsten Sinne des Wortes aufbrauchen würde, trotzdem rief ich mein letztes bisschen magischer Energie herbei und verwandelte mich in einen Falken – das heilige Tier des Horus.
Auf der Stelle wurde meine Sicht hundertmal schärfer. Ich
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