Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
her. »Du hast gegen die Schwestern der Medusa gekämpft und die haben sich seit Jahrtausenden nicht blicken lassen. Du hast die Laren aufgeregt und sie nennen dich Graecus. Und du trägst seltsame Symbole – dieses Hemd, die Perlen an deinem Halsband. Was haben die zu bedeuten?«
Percy schaute an seinem zerfetzten orangefarbenen T-Shirt hinunter. Es war einmal mit einem Text bedruckt gewesen, aber der war zu sehr verblasst, um noch lesbar zu sein. Er hätte das Hemd schon vor Wochen wegwerfen sollen, es war nur noch ein Fetzen, aber er konnte die Vorstellung nicht ertragen, sich davon zu trennen. Also wusch er es, so gut er konnte, in Bächen und Brunnen und zog es wieder an.
Die vier Tonperlen an seinem Halsband wiesen jede ein anderes Symbol auf. Eine zeigte einen Dreizack, die zweite ein winziges Goldenes Vlies, in die dritte war der Grundriss eines Labyrinths eingeätzt und die letzte zeigte ein Gebäude – vielleicht das Empire State Building –, umkreist von Namen, die Percy nicht erkannte. Die Perlen kamen ihm wichtig vor, wie Bilder aus einem Familienalbum, aber er konnte sich nicht erinnern, was sie bedeuteten.
»Ich weiß nicht«, sagte er.
»Und dein Schwert?«, fragte Reyna.
Percy griff in seine Hosentasche. Der Kugelschreiber war wie immer zurückgekehrt. Er zog ihn heraus und erst dann ging ihm auf, dass er Reyna das Schwert ja gar nicht gezeigt hatte. Auch Hazel und Frank hatten es nicht gesehen. Woher wusste Reyna also davon?
Zu spät, so zu tun, als hätte er kein Schwert … Er drehte die Kappe vom Kugelschreiber. Springflut wuchs zu voller Größe. Hazel schnappte nach Luft und die Windhunde bellten misstrauisch.
»Was ist das?«, fragte Hazel. »So ein Schwert habe ich noch nie gesehen.«
»Ich schon«, sagte Reyna düster. »Es ist sehr alt, ein griechisches Modell. Wir hatten ein paar in der Waffenkammer, bevor …« Sie unterbrach sich. »Das Metall wird himmlische Bronze genannt. Es ist für Monster genauso tödlich wie kaiserliches Gold, aber noch seltener.«
»Kaiserliches Gold?«, fragte Percy.
Reyna zog ihren Dolch aus der Scheide. Die Klinge war wirklich golden. »Dieses Metall wurde in den alten Zeiten im Pantheon in Rom geweiht. Seine Existenz war ein gut gehütetes Geheimnis der Kaiser – eine Möglichkeit für ihre Kämpfer, Monster zu besiegen, die das Reich bedrohten. Wir hatten sonst mehr Waffen dieser Art, aber inzwischen … na ja, wir behelfen uns eben. Ich benutze diesen Dolch. Hazel hat eine Spatha , ein Kavallerieschwert. Die meisten Legionäre verwenden ein kürzeres Schwert, das Gladius genannt wird. Aber diese Waffe, die du da hast, ist überhaupt nicht römisch. Das weist wieder darauf hin, dass du kein typischer Halbgott bist. Und dein Arm …«
»Was ist damit?«, fragte Percy.
Reyna hob ihren eigenen Unterarm. Percy war es noch nicht aufgefallen, aber sie war dort tätowiert: mit den Buchstaben S.P.Q.R., einem Schwert und einer Fackel, die sich überkreuzten, und darunter mit vier parallelen Strichen wie nach einer Zählung.
Percy schaute zu Hazel hinüber.
»Das haben wir alle«, sagte sie und hob ebenfalls den Arm. »Alle vollwertigen Mitglieder der Legion.«
Auch Hazels Tätowierung zeigte die Buchstaben S.P.Q.R., aber sie hatte nur einen Strich und ihr Zeichen war anders: ein schwarzes Symbol, das aussah wie ein Kreuz mit erhobenen Armen und einem Kopf.
Percy sah seine eigenen Arme an. Einige Schrammen, ein wenig Dreck und ein Fleck, den die Würstchen hinterlassen hatten, aber keine Tätowierung.
»Du warst also niemals ein Mitglied der Legion«, sagte Reyna. »Diese Zeichen lassen sich nicht entfernen. Ich dachte, vielleicht …« Sie schüttelte den Kopf, als ob sie einen Gedanken aufgegeben hätte.
Hazel beugte sich vor. »Wenn er die ganze Zeit allein überlebt hat, ist er vielleicht Jason begegnet.« Sie drehte sich zu Percy um. »Ist dir schon mal ein Halbgott wie wir über den Weg gelaufen? Ein Typ in einem lila T-Shirt mit Zeichen auf dem Arm …«
»Hazel.« Reynas Stimme wurde strenger. »Percy hat wirklich genug Sorgen.«
Percy berührte seine Schwertspitze und Springflut schrumpfte wieder zum Kugelschreiber. »Ich habe noch nie jemanden wie euch gesehen. Wer ist Jason?«
Reyna warf Hazel einen genervten Blick zu. »Er ist … er war mein Kollege.« Sie zeigte auf den leeren zweiten Sessel. »Die Legion hat normalerweise zwei gewählte Prätoren. Jason Grace, Sohn des Jupiter, war unser Prätor, bis er im vorigen
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