Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
Speisesaal lief ihm das Wasser im Munde zusammen. Die Bäckerei weiter hinten auf der Straße duftete auch wunderbar, aber er glaubte nicht, dass Reyna ihn etwas zu essen holen lassen würde.
Die Menge zerstreute sich widerstrebend. Einige murmelten Kommentare über Percys Chancen.
»Der ist so gut wie tot«, sagte einer.
»Und natürlich haben ausgerechnet diese beiden ihn gefunden«, sagte jemand anderes.
»Ja«, knurrte ein Dritter. »Soll er doch zur fünften Kohorte gehen. Mit Griechen kriechen.«
Darüber lachten einige, aber Reyna schaute sie strafend an und sie machten, dass sie wegkamen.
»Hazel«, sagte Reyna. »Komm mit. Ich will deinen Bericht darüber, was bei den Toren passiert ist.«
»Ich auch?«, fragte Frank. »Percy hat mir das Leben gerettet. Wir müssen ihn …«
Reyna warf Frank einen dermaßen wütenden Blick zu, dass er zurückwich.
»Ich möchte dich daran erinnern, Frank Zhang, dass du selbst nur auf Probatio bist. Du hast für diese Woche genug Unheil angerichtet.«
Franks Ohren wurden rot. Er spielte an einer kleinen Tafel herum, die er an einer Schnur um den Hals trug. Percy hatte bisher nicht sonderlich auf sie geachtet; sie sah aus wie ein aus Blei hergestelltes Namensschild.
»Geh in die Waffenkammer«, sagte Reyna zu Frank. »Sieh unser Inventar durch. Ich rufe dich, wenn ich dich brauche.«
»Aber …« Frank riss sich zusammen. »Ja, Reyna.«
Er lief davon.
Reyna winkte Hazel und Percy mit sich ins Hauptquartier.
»Und jetzt, Percy Jackson, wollen wir doch mal sehen, ob wir deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen können.«
Die Principia war von innen noch beeindruckender.
Unter der Decke funkelte ein Mosaik, das Romulus und Remus und ihre Adoptivmama, die Wölfin, zeigte (Lupa hatte Percy diese Geschichte eine Million Mal erzählt). Der Boden bestand aus poliertem Marmor. Die Mauern waren mit Samt verhängt, deshalb kam Percy sich vor wie im teuersten Zelt der Welt. Vor der hinteren Mauer stand eine Sammlung von Bannern und Stäben, die mit Bronzemedaillen besetzt waren – Militärsymbole, nahm Percy an. In der Mitte war ein leerer Ausstellungstisch, als ob das Hauptbanner zum Waschen oder so weggenommen worden wäre.
In der hinteren Ecke führte eine Treppe nach unten. Der Zugang war mit einer Reihe von Eisenstäben blockiert, wie bei einer Gefängnistür. Percy fragte sich, was dort unten sein mochte – Monster? Eine Schatzkammer? Halbgötter mit Gedächtnisverlust, die Reyna in die Quere gekommen waren?
Ein langer Holztisch mitten im Raum war überhäuft mit Schriftrollen, Notizbüchern, iPads, Dolchen und einer großen Schüssel voll Gummibärchen, die irgendwie fehl am Platze wirkte. Zwei lebensgroße Windhunde – einer aus Silber, der andere aus Gold – saßen neben dem Tisch.
Reyna trat dahinter und ließ sich in einem der beiden Sessel mit den hohen Rückenlehnen nieder. Percy hätte sich gern in den anderen gesetzt.
»Also«, fing er an.
Die Hundestatuen bleckten die Zähne und knurrten.
Percy erstarrte. Eigentlich mochte er Hunde, aber diese glotzten ihn aus Rubinaugen an. Ihre Eckzähne sahen scharf wie Rasiermesser aus.
»Ganz ruhig, Jungs«, sagte Reyna zu den Windhunden.
Sie hörten auf zu knurren, aber sie starrten Percy weiterhin an, als ob sie ihn für einen Hundekuchen hielten.
»Die tun dir nichts«, sagte Reyna. »Außer du versuchst, etwas zu stehlen, oder ich befehle es ihnen. Das sind Argentum und Aurum.«
»Silber und Gold«, sagte Percy. Die Wörter tauchten einfach so in seinem Kopf auf, wie Hazel es vorhergesagt hatte. Er hätte fast gefragt, welcher Hund welcher war, aber dann ging ihm auf, dass das eine blöde Frage wäre.
Reyna legte ihren Dolch auf den Tisch. Percy hatte das vage Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben. Ihre Haare waren schwarz und glänzend wie Vulkangestein und zu einem einzigen Zopf geflochten. Sie hatte die Haltung eines Schwertkämpfers – entspannt, aber wachsam, gleichsam bereit, jeden Moment loszuschlagen. Die Sorgenfalten um ihre Augen ließen sie älter aussehen, als sie vermutlich war.
»Wir sind uns wirklich schon einmal begegnet«, entschied er. »Ich weiß nicht, wann. Bitte, wenn du mir irgendetwas sagen kannst …«
»Alles der Reihe nach«, sagte Reyna. »Ich möchte deine Geschichte hören. Woran erinnerst du dich überhaupt? Wie bist du hergekommen? Und nicht lügen. Meine Hunde können Lügner nicht leiden.«
Argentum und Aurum knurrten, wie um das zu
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