Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
mir einen Gefallen. Zeig mir Reyna im Camp Jupiter.‹ Ich kam mir irgendwie bescheuert vor, aber es hat funktioniert. Reynas Gischt tauchte im Regenbogen auf, wie beim Skypen. Sie war im Badehaus und hatte eine Wahnsinnsangst.«
»Für den Anblick hätte ich viel Geld bezahlt«, sagte Frank. »Ich meine, ihr Gesicht. Nicht, du weißt schon, das Bad.«
»Frank!« Hazel fächelte sich das Gesicht, als ob sie Luft brauchte. Es war eine altmodische Geste, aber irgendwie charmant. »Egal, wir haben Reyna von der Armee erzählt, aber wie Percy schon gesagt hat, sie wusste schon so ziemlich alles. Es ändert auch nichts. Sie tut, was sie kann, um das Camp zu verteidigen. Und wenn wir den Tod nicht befreien und mit dem Adler zurückkehren …«
»… hat das Camp gegen diese Armee keine Chance«, sagte Frank. »Nicht ohne Hilfe.«
Danach schwiegen sie.
Percy dachte immer wieder über Zyklopen und Zentauren nach. Er dachte an Annabeth, an den Satyrn Grover und seinen Traum von dem riesigen Kriegsschiff.
Ich glaube, dass du von irgendwo kommen musst , hatte Reyna gesagt.
Percy wünschte, er könnte sich erinnern. Er könnte um Hilfe rufen. Es war nicht richtig, dass Camp Jupiter allein gegen die Riesen kämpfen musste. Irgendwo müsste es doch Verbündete geben.
Er spielte mit den Tonperlen an seinem Halsband, mit der bleiernen Probatio -Tafel und mit dem Silberring herum, den Reyna ihm gegeben hatte. Vielleicht würde er in Seattle mit Reynas Schwester Hylla sprechen können. Vielleicht würde diese Hilfe schicken – falls sie Percy nicht auf den ersten Blick umbrachte.
Nach einigen weiteren Stunden des Navigierens fielen Percy die Augen zu. Er hatte Angst, vor Erschöpfung ohnmächtig zu werden. Dann hatte er endlich mal wieder Glück. Ein Killerwal tauchte neben dem Boot auf und Percy führte ein gedankliches Gespräch mit ihm. Es war nicht gerade wie ein Gespräch mit Wörtern, aber es ging ungefähr so: Könntest du uns nach Norden bringen? , fragte Percy. So dicht an Portland heran wie möglich?
Seehunde essen , erwiderte der Wal. Seid ihr Seehunde?
Nein , gab Percy zu. Ich habe eine Herrentasche voller makrobiotischer Rindfleischstreifen, wenn das was hilft.
Der Wal schüttelte sich. Versprich mir, mich nicht damit zu füttern, dann bringe ich euch nach Norden.
Abgemacht.
Percy machte aus Seilen ein provisorisches Zaumzeug und band es um den Oberkörper des Wals. Mit Walpower jagten sie gen Norden, und auf das Drängen von Hazel und Frank legte Percy sich zu einem Nickerchen hin.
Seine Träume waren so wirr und beängstigend wie immer.
Er sah sich auf dem Mount Tamalpais im Norden von San Francisco, wo er in der alten Hochburg der Titanen kämpfte. Doch das ergab keinen Sinn. Er war bei diesem Angriff noch nicht bei den Römern gewesen, sah aber alles deutlich vor sich: einen Titanen in Rüstung, Annabeth und zwei andere Mädchen, die neben Percy kämpften. Ein Mädchen fiel in der Schlacht. Percy kniete sich neben sie und sah zu, wie sie sich in Sterne auflöste.
Dann sah er das riesige Kriegsschiff im Trockendock. Die Galionsfigur in Gestalt des Bronzedrachen funkelte im Morgenlicht. Die Takelage und die Geschütze waren bereits vorhanden, aber irgendetwas stimmte nicht ganz. Eine Luke im Heck stand offen und einer Art Motor entströmte Rauch. Ein Junge mit schwarzen Locken fluchte, während er mit einem Schraubenschlüssel auf den Motor einschlug. Neben ihm hockten zwei andere Halbgötter und sahen besorgt zu. Der eine war ein Junge mit kurzen blonden Haaren, die andere ein Mädchen mit langen dunklen Haaren. »Dir ist doch klar, dass Sonnenwende ist«, sagte das Mädchen. »Wir müssen heute aufbrechen.«
»Das weiß ich.« Der Mechaniker mit den Locken schlug noch einige Male auf den Motor ein. »Könnten die Treibraketen sein. Könnte die Übertragung sein. Könnte Gaia sein, die uns wieder ein Bein stellt. Ich weiß es nicht!«
»Wie lange noch?«, fragte der blonde Typ.
»Zwei, drei Tage?«
»So lange haben sie vielleicht nicht«, warnte das Mädchen.
Aus irgendeinem Grund wusste Percy, dass sie Camp Jupiter meinte. Dann wechselte die Szene wieder.
Er sah einen Jungen und einen Hund, die durch die gelben Hügel Kaliforniens wanderten. Aber als das Bild klarer wurde, wurde Percy klar, dass es kein Junge war. Es war ein Zyklop in zerfetzten Jeans und Flanellhemd. Der Hund war ein Berg aus schwarzem Fell und mindestens so groß wie ein Nashorn. Der Zyklop trug eine riesige Keule über
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