Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
Gesicht brannte. Sie wusste nicht, ob sie wütend oder verlegen war, aber sie fühlte sich hohl vor Enttäuschung. »Das war nicht echt. Es ist nie passiert. Warum erinnere ich mich dann so lebhaft daran?«
Aphrodite lächelte. »Weil du meine Tochter bist, Piper. Du kannst Möglichkeiten spüren. Du siehst das, was sein könnte. Und es könnte auch noch so kommen – gib nicht auf. Nur leider …« Die Göttin zeigte auf die Waren um sie. »Du musst erst noch andere Prüfungen bestehen. Medea wird zurückkehren, zusammen mit vielen anderen Feinden. Die Pforten des Todes haben sich geöffnet.«
»Wie meinst du das?«
Aphrodite zwinkerte ihr zu. »Du bist doch intelligent, Piper. Du weißt es.«
Ein Schauer durchlief sie. »Die schlafende Frau, die Medea und Midas als ihre Beschützerin bezeichnen. Sie hat einen neuen Ausgang aus der Unterwelt öffnen können. Sie lässt die Toten in die Welt entfliehen.«
»Mmm. Und nicht einfach irgendwelche Toten. Sondern die schlimmsten, die mächtigsten, die, die die Götter vermutlich am allermeisten hassen.«
»Auf diesem Weg kehren die Monster aus dem Tartarus zurück«, vermutete Piper. »Deshalb bleiben sie nicht aufgelöst.«
»Genau. Ihre Beschützerin, wie du sie nennst, hat eine besondere Beziehung zu Tartarus.« Aphrodite hielt ein goldenes, mit Pailletten besetztes Top hoch. »Nein … darin würde ich albern aussehen.«
Piper lachte nervös. »Du? Du siehst doch immer perfekt aus.«
»Du bist süß«, sagte Aphrodite. »Aber bei Schönheit geht es darum, das zu finden, was am besten passt, was am natürlichsten wirkt. Um perfekt zu sein, musst du dich perfekt fühlen – du darfst nicht versuchen, etwas zu sein, das du nicht bist. Für eine Göttin ist das besonders schwer. Wir können uns so leicht verändern.«
»Für meinen Dad warst du perfekt.« Pipers Stimme zitterte. »Er ist nie über dich hinweggekommen.«
Aphrodite schaute in die Ferne. »Ja … Tristan. Ach, der war umwerfend. So lieb und freundlich, lustig und gut aussehend. Und doch hatte er so viel Traurigkeit in sich.«
»Könnten wir bitte nicht in der Vergangenheit über ihn sprechen?«
»Tut mir leid, Liebes. Ich wollte deinen Vater natürlich gar nicht verlassen. Es ist immer so schwer, aber es war besser so. Wenn ihm aufgegangen wäre, wer ich wirklich war …«
»Moment – er wusste gar nicht, dass du eine Göttin bist?«
»Natürlich nicht.« Aphrodite klang beleidigt. »Das hätte ich ihm nicht angetan. Die meisten Sterblichen können das einfach nicht akzeptieren. Es kann ihr ganzes Leben zerstören. Frag deinen Freund Jason – reizender Junge übrigens. Für seine Mutter war es das Ende, festzustellen, dass sie sich in Zeus verliebt hatte. Nein, es war besser, dass Tristan mich für eine Sterbliche hielt, die ihn ohne Erklärung verlassen hat. Eine bittersüße Erinnerung ist immer noch besser als eine unerreichbare unsterbliche Göttin. Und das bringt mich zu einem anderen wichtigen Thema.«
Sie öffnete die Hand und zeigte Piper eine leuchtende Glasflasche mit einer rosa Flüssigkeit. »Das ist eine von Medeas netteren Mixturen. Sie löscht nur die neusten Erinnerungen aus. Wenn du deinen Vater gerettet hast – falls dir das gelingt –, solltest du ihm das hier geben.«
Piper wollte ihren Ohren nicht trauen. »Ich soll meinem Dad Drogen geben? Ich soll dafür sorgen, dass er vergisst, was er durchgemacht hat?«
Aphrodite hielt die Phiole hoch. Die Flüssigkeit tunkte ihr Gesicht in ein rosa Licht. »Dein Vater spielt den Selbtbewussten, Piper, aber er balanciert auf einem schmalen Grad zwischen zwei Welten. Er versucht schon sein ganzes Leben, die alten Geschichten über Götter und Geister zu verleugnen, aber er hat noch immer Angst, dass diese Geschichten die Wahrheit sein könnten. Er hat Angst, dass er einen wichtigen Teil von sich abgeschrieben hat und dass ihn das eines Tages zerstören wird. Jetzt wird er von einem Riesen gefangen gehalten. Es ist wie ein Albtraum. Selbst wenn er überlebt … wenn er den Rest seines Lebens mit diesen Erinnerungen leben muss, in dem Wissen, dass Götter und Geister auf der Erde umgehen, wird ihn das zerbrechen. Und darauf hofft unsere Feindin. Sie will ihn zerstören und damit auch dir deine Kraft nehmen.«
Piper hätte gern geschrien, Aphrodite habe Unrecht, ihr Dad sei der stärkste Mensch, den sie kannte. Piper würde ihm seine Erinnerungen niemals wegnehmen, so, wie Hera Jasons gestohlen hatte.
Aber aus
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