Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
zusammen. Das war zu viel. Musste ihr denn alles weggenommen werden, was in ihrem blöden elenden Leben gut gewesen war?
Ja, hatte die Stimme im Traum ihr gesagt. Ja, es sei denn, du tust genau, was wir dir sagen.
»He«, sagte Annabeth. »Wir kriegen das schon raus. Jason ist ja jetzt hier. Wer weiß? Vielleicht klappt es ja wirklich mit euch.«
Wohl kaum, dachte Piper. Nicht, wenn der Traum ihr die Wahrheit gesagt hatte. Aber das konnte sie nicht verraten.
Sie wischte sich eine Träne von der Wange. »Du bist mit mir hergekommen, damit niemand mich beim Flennen sieht, was?«
Annabeth zuckte mit den Schultern. »Ich konnte mir vorstellen, dass es hart für dich sein würde. Ich weiß, wie es ist, wenn man seinen Freund verliert.«
»Aber ich kann noch immer nicht glauben … ich weiß, dass da etwas war. Und jetzt ist es einfach weg, er scheint mich ja nicht mal wiederzuerkennen. Wenn er also erst heute aufgetaucht ist, warum? Wie ist er hergekommen? Warum kann er sich an nichts erinnern?«
»Gute Fragen«, sagte Annabeth. »Hoffentlich kann Chiron sie beantworten. Aber erst mal müssen wir uns um dich kümmern. Kannst du jetzt wieder runtergehen?«
Piper starrte die bunt gewürfelten Hütten im Tal an, ihr neues Zuhause, eine Familie, die sie hoffentlich verstehen würde – aber bald würden sie einfach noch mehr Leute sein, die sie enttäuscht hatte, noch ein Ort, von dem sie verstoßen worden war. Du wirst sie verraten, weil wir es dir sagen, hatte die Stimme gedroht. Oder du wirst alles verlieren.
Sie hatte keine Wahl.
»Ja«, log sie. »Ich bin so weit.«
Auf der Wiese zwischen den Hütten spielten einige Campinsassen Basketball. Sie trafen unglaublich gut. Kein Ball prallte vom Rand ab, noch der mieseste Wurf ging automatisch in den Korb.
»Die Apollohütte«, erklärte Annabeth. »Protzen immer mit ihren Geschossen – Pfeilen, Basketbällen.«
Sie kamen an einer Feuerstelle vorbei, wo zwei Jungen mit Schwertern aufeinander einschlugen.
»Echte Klingen?«, fragte Piper. »Ist das nicht gefährlich?«
»Das gibt der Sache ja gerade ihre Schärfe«, sagte Annabeth. »Äh, tut mir leid. Blödes Wortspiel. Das da ist meine Hütte. Nummer 6.« Sie nickte zu einem grauen Haus mit einer geschnitzten Eule über der Tür hinüber. Durch den offenen Eingang konnte Piper Bücherregale und Waffen sehen und eins von diesen computerisierten Smart Boards, wie es sie in Klassenzimmern gibt. Zwei Mädchen zeichneten eine Karte, die aussah wie ein Schlachtplan.
»Wo wir gerade von Klingen reden«, sagte Annabeth. »Komm mit.«
Sie führte Piper auf die andere Seite der Hütte, zu einem großen Metallschuppen, der aussah, als enthalte er Gartengeräte. Annabeth schloss die Tür auf und drinnen waren absolut keine Gartengeräte, sofern man nicht Krieg gegen Tomatensträucher führen wollte. Im Schuppen wimmelte es nur so von allen Arten von Waffen – von Schwertern bis hin zu Keulen wie der von Trainer Hedge.
»Jede Halbgottheit braucht eine Waffe«, sagte Annabeth. »Hephaistos macht die besten, aber wir haben auch eine ziemlich gute Auswahl. Athene geht es immer um Strategie – die richtige Waffe für die richtige Person zu finden. Mal sehen …«
Piper hatte nicht gerade viel Lust, Waffen shoppen zu gehen, aber sie wusste, dass Annabeth versuchte, nett zu ihr zu sein.
Annabeth reichte ihr ein riesiges Schwert, das Piper kaum anheben konnte.
»Nein«, sagten sie beide wie aus einem Munde.
Dann suchte sie weiter hinten im Schuppen und holte etwas anderes hervor.
»Ein Gewehr?«, fragte Piper.
»Mossberg 500.« Annabeth überprüfte den Abzug, als ob sie das jeden Tag machte. »Keine Angst. Menschen verletzt es nicht. Es ist darauf eingerichtet, himmlische Bronze zu verschießen, deshalb bringt es nur Monster um.«
»Äh, ich glaube, das ist nicht gerade mein Stil«, sagte Piper. »Hmm, ja«, stimmte Annabeth zu. »Zu auffällig.«
Sie legte das Gewehr zurück und wühlte in einem Regal voller Armbrüste herum, als etwas in der Ecke der Hütte Piper ins Auge fiel.
»Was ist das?«, fragte sie. »Ein Messer?«
Annabeth holte es hervor und blies den Staub von der Scheide. Es sah aus, als hätte es seit Jahrhunderten kein Tageslicht gesehen.
»Ich weiß nicht, Piper«, Annabeth klang besorgt. »Ich glaube nicht, dass das hier etwas für dich ist. Eigentlich sind Schwerter besser.«
»Du hast auch ein Messer.« Annabeth zeigte auf das Messer an Annabeths Gürtel.
»Ja, schon …« Annabeth
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