Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
jetzt reif für eine Runde Freizeit.
Etwas von der Erregung über ihren Sieg war verflogen, denn sie war ins Hauptgebäude bestellt worden.
Chiron erwartete sie auf der Vorderveranda, in Menschengestalt, in seinen Rollstuhl gedrückt.
»Komm rein, meine Liebe. Die Videokonferenz kann sofort losgehen.«
Der einzige Computer im Camp stand in Chirons Büro, und der ganze Raum war mit Bronze getäfelt.
»Halbgötter und Technologie passen nicht zueinander«, erklärte Chiron. »Telefongespräche, SMS, sogar Surfen im Internet – das alles kann Monster anlocken. Erst in diesem Herbst mussten wir in einer Schule in Cincinnati einen jungen Helden retten, der die Gorgonen gegoogelt hatte und etwas mehr bekam, als er erwartet hatte, aber egal. Hier im Camp bist du sicher. Dennoch … wir versuchen, vorsichtig zu sein. Du wirst nur für wenige Minuten reden können.«
»Alles klar«, sagte Piper. »Danke, Chiron.«
Er lächelte und rollte aus dem Büro. Piper zögerte, ehe sie auf den Anrufknopf drückte. Chirons Büro war vollgestopft und gemütlich. Eine Wand war gepflastert mit T-Shirts von allerlei Treffen – PARTYPONYS ’09 VEGAS, PARTYPONYS ’10 HONOLULU und so weiter. Piper wusste nicht, wer die Partyponys waren, aber wenn sie nach den Flecken, Brandspuren und Waffenrissen in den T-Shirts ging, liefen die Treffen ziemlich wild ab. Im Regal über Chirons Schreibtisch stand ein altmodischer Kassettenrekorder und Musikkassetten mit der Aufschrift »Dean Martin« und »Frank Sinatra« und »Hits der Vierzigerjahre«. Chiron war so alt, dass Piper überlegte, ob damit 1940, 1840 oder tatsächlich das Jahr 40 gemeint war.
Aber der größte Teil der Bürowände war beklebt mit Bildern von Halbgöttern, wie in einer Ruhmeshalle. Eins der neueren Bilder zeigte einen Jungen mit dunklen Haaren und grünen Augen. Da er Arm in Arm mit Annabeth dastand, ging Piper davon aus, dass das Percy Jackson war. Auf einigen der älteren Fotos erkannte sie berühmte Leute: Geschäftsmänner, Athleten, sogar einige Schauspieler, die ihr Dad kannte.
»Unglaublich«, murmelte sie.
Piper fragte sich, ob auch ihr Foto eines Tages an dieser Wand kleben würde. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, ein Teil von etwas zu sein, das größer war als sie selbst. Es gab schon seit Jahrhunderten Halbgötter. Was immer sie tat, sie tat es für sie alle.
Sie holte tief Luft und drückte den Anrufknopf. Der Videoschirm leuchtete auf.
Gleeson Hedge grinste sie aus dem Büro ihres Dad an. »Nachrichten gesehen?«
»Waren schwer zu verpassen«, sagte Piper. »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun.«
Chiron hatte ihr beim Mittagessen eine Zeitung gezeigt. Die geheimnisvolle Rückkehr ihres Dad machte Schlagzeilen. Die Assistentin Jane war gefeuert worden, weil sie sein Verschwinden verschwiegen und nicht die Polizei informiert hatte. Neue Angestellte waren angeheuert und von Tristan McLeans »Lebensberater« Gleeson Hedge persönlich auf Herz und Nieren geprüft worden. Der Zeitung zufolge behauptete Mr McLean, sich an die vergangene Woche nicht erinnern zu können, und die Medien stürzten sich gierig auf die Geschichte. Einige hielten sie für einen cleveren Marketingtrick für einen Film – vielleicht würde McLean jemanden spielen, der sein Gedächtnis verloren hatte? Andere glaubten, er sei von Terroristen oder fanatischen Fans entführt worden und sei den Erpressern auf heldenhafte Weise entkommen, wobei seine unglaublichen Kampfeskünste aus »Der König von Sparta« zum Einsatz gekommen waren. Was immer die Wahrheit sein mochte, Tristan McLean war berühmter denn je.
»Hier läuft alles großartig«, versicherte Hedge. »Also mach dir keine Sorgen. Wir werden ihn für einen Monat oder so aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit raushalten, bis die Lage sich beruhigt hat. Dein Dad hat jetzt wichtigere Dinge zu tun – sich auszuruhen und mit seiner Tochter zu sprechen, zum Beispiel.«
»Machen Sie es sich da draußen in Hollywood nicht allzu bequem, Gleeson«, sagte Piper.
Hedge schnaubte. »Machst du Witze? Im Vergleich zu den Leuten hier wirkt sogar Aeolus total normal. Ich komme zurück, sobald ich kann, aber zuerst muss dein Dad wieder auf die Beine kommen. Der ist schon in Ordnung. Ach, und übrigens, ich habe auch die andere kleine Angelegenheit erledigt. Der Park Service der Bay Area hat soeben von einem anonymen Gönner einen neuen Hubschrauber bekommen. Und die Pilotin, die uns geholfen hat, bekam ein sehr lukratives
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