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Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)

Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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mir zu widersetzen.«
    »Lass meine Mutter in Ruhe!« Angst stieg in seiner Kehle auf, als die Frau weiterschlurfte. Sie bewegte sich eher wie eine Lawine als wie ein Mensch, eine dunkle Erdwand kam auf ihn zu.
    »Wie willst du mich aufhalten?«, flüsterte sie.
    Sie ging einfach durch einen Tisch hindurch, und die Partikel ihres Körpers fügten sich auf der anderen Seite wieder zusammen.
    Sie ragte über Leo auf und er wusste, dass sie auch durch ihn durchgehen würde. Er war das Einzige, was noch zwischen ihr und seiner Mutter stand.
    Seine Hände fingen Feuer.
    Ein schläfriges Lächeln breitete sich im Gesicht der Frau als, als hätte sie bereits gewonnen. Vor Leos Augen wurde alles rot. Flammen loderten über die Frau aus Erde, die Wände, die verschlossenen Türen und Leo verlor das Bewusstsein.
    Als er wieder zu sich kam, lag er in einem Krankenwagen.
    Die Krankenschwester versuchte, freundlich zu sein. Sie sagte, das Lagerhaus sei abgebrannt. Seine Mutter sei nicht mehr lebend herausgekommen. Die Krankenschwester beteuerte, wie leid ihr das tue, aber Leo fühlte sich hohl. Er hatte die Kontrolle verloren, wie seine Mutter befürchtet hatte. Er war schuld an ihrem Tod.
    Dann befragte ihn die Polizei, und die war weniger freundlich. Das Feuer war vor dem Pausenraum ausgebrochen, genau wo Leo gestanden hatte, sagten sie. Er hatte wie durch ein Wunder überlebt, aber welches Kind schloss seine Mutter in ihrer Werkstatt ein und legte dann ein Feuer?
    Später erzählten die Nachbarn im Wohnblock der Polizei, was er doch für ein seltsamer Junge sei. Sie redeten über die verbrannten Handabdrücke im Picknicktisch. Sie hätten immer schon gewusst, dass mit dem Sohn von Esperanza Valdez etwas nicht stimmte.
    Seine Verwandtschaft wollte ihn nicht. Seine Tante Rosa nannte ihn einen Diablo und brüllte die Leute vom Jugendamt an, sie sollten ihn mitnehmen. Also kam Leo in sein erstes Heim. Einige Tage darauf lief er weg. In einigen Heimen hielt er länger durch als in anderen. Er riss Witze, fand Freunde, gab vor, dass ihm nichts etwas ausmache, aber immer brannte er früher oder später durch. Nur so tat es weniger weh – durch das Gefühl, sich zu bewegen, immer weiter und weiter von der Asche der Werkstatt fortzugelangen.
    Er hatte sich geschworen, nie wieder mit Feuer zu spielen. Er hatte seit langer Zeit nicht mehr an Tía Callida oder die Frau in den irdenen Gewändern gedacht.
    Er hatte den Wald fast erreicht, als er glaubte, Tía Callidas Stimme zu hören. Es war nicht deine Schuld, kleiner Held. Unsere Feindin erwacht. Es ist Zeit, nicht mehr wegzulaufen.
    »Hera«, stammelte Leo. »Du bist doch gar nicht hier, oder? Du sitzt irgendwo in einem Käfig.«
    Es kam keine Antwort.
    Aber Leo hatte etwas begriffen. Hera hatte ihn sein Leben lang beobachtet. Irgendwie hatte sie gewusst, dass sie ihn eines Tages brauchen würde. Vielleicht konnten diese Moiren, die sie erwähnt hatte, die Zukunft voraussagen. Leo war sich nicht sicher. Aber er wusste, dass er für diesen Einsatz bestimmt war. Jasons Weissagung hatte sie vor der Erde gewarnt, und Leo wusste, dass das etwas mit der schlafenden Frau in der Werkstatt zu tun hatte, mit ihren Gewändern aus wirbelndem Dreck.
    Du wirst deine Bestimmung finden, hatte Tía Callida versprochen. Und deine Reise wird endlich einen Sinn ergeben.
    Leo würde vielleicht herausfinden, was das fliegende Boot in seinen Träumen bedeutete. Er würde seinem Vater begegnen oder sogar den Tod seiner Mutter rächen können.
    Aber alles der Reihe nach. Er hatte Jason eine Mitfluggelegenheit versprochen.
    Nicht das Boot aus seinen Träumen – noch nicht. Es blieb keine Zeit, um etwas dermaßen Kompliziertes zu bauen. Er brauchte eine schnellere Lösung. Er brauchte einen Drachen.
    Am Waldrand zögerte er und schaute in die absolute Schwärze. Eulen schrien und irgendetwas in der Ferne zischte wie ein Schlangenchor.
    Leo dachte daran, was Will Solace ihm gesagt hatte: Niemand sollte allein in den Wald gehen, und schon gar nicht unbewaffnet. Leo hatte nichts – kein Schwert, keine Taschenlampe, keine Hilfe.
    Er schaute sich zu den Lichtern der Hütten um. Er könnte umkehren und allen sagen, es sei ein Witz gewesen. Irrsinn . Nyssa könnte an seiner Stelle mit Jason losziehen. Er könnte im Camp bleiben und lernen, ein Mitglied der Hephaistos-Hütte zu sein, aber er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er aussähe wie seine Hüttengenossen – traurig, hoffnungslos, von seinem

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