Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
Kaputt-Gerede. Warte einfach ab.«
»Leo«, sagte Piper nervös, »was hast du …«
»Sieh zu und lern daraus, Schönheitskönigin. Als ich Festus heute Nacht repariert habe, habe ich alle möglichen Knöpfe gefunden. Bei einigen willst du gar nicht wissen, wozu sie dienen, aber bei anderen – ach, ich zeig’s euch.«
Leo schob die Finger hinter das linke Vorderbein des Drachen. Er drückte auf einen Hebel und der Drache schüttelte sich von Kopf bis Fuß. Alle wichen zurück, als Festus sich wie Origami zusammenfaltete. Seine Bronzeplatten schoben sich übereinander. Hals und Schwanz zogen sich in seinen Rumpf. Seine Flügel fielen zusammen und sein Körper wurde immer kompakter, bis er ein eckiges Metallteil von der Größe eines Koffers war.
Leo versuchte, ihn hochzuheben, aber er wog ungefähr sechs Milliarden Pfund. »Äh … ja. Moment. Ich glaube – aha.«
Er drückte auf einen anderen Knopf und ein Griff kam zum Vorschein. Unter dem Koffer fuhren kleine Rollen aus.
»Bitte sehr«, verkündete er. »Der schwerste Reisekoffer aller Zeiten.«
»Das ist unmöglich«, sagte Jason. »Etwas so Großes kann doch nicht …«
»Stopp!«, befahl Zethes. Er und Cal zogen die Schwerter und starrten Leo hasserfüllt an.
Leo hob die Hände. »Hört mal … was hab ich denn verbrochen? Ganz ruhig bleiben, Jungs. Wenn euch das nicht gefällt, dann brauche ich den Koffer ja nicht mitzunehmen …«
»Wer bist du?« Zethes stieß Leos Brust mit der Schwertspitze an. »Ein Kind des Südwindes, das hier spionieren will?«
»Was? Nein!«, sagte Leo. »Sohn des Hephaistos. Ein freundlicher Schmied, der keinem was tut!«
Cal knurrte. Er hielt sein Gesicht an Leos und aus der Nähe war er auch nicht hübscher mit seinen geschwollenen Augen und seinen eingeschlagenen Zähnen. »Rieche Feuer«, sagte er. »Feuer nix gut.«
»Oh.« Leos Herz hämmerte wie besessen. »Na ja, also … meine Klamotten sind ein bisschen angesengt und ich habe mit Öl gearbeitet und …«
»Nein!« Zethes schob Leo mit der Schwertspitze zurück. »Wir können Feuer riechen, Halbgott. Wir dachten, das kommt von dem quietschenden Drachen, aber der Drache ist jetzt ja ein Koffer. Und ich rieche noch immer Feuer … an dir!«
Wenn es im Penthouse nicht höchstens drei Grad gewesen wären, wäre Leo jetzt der Schweiß ausgebrochen. »He … also … ich weiß nicht …« Er schaute verzweifelt seine Freunde an. »Leute, wie wär’s mit ein bisschen Hilfe?«
Jason hatte seine Goldmünze bereits in der Hand. Er trat vor und schaute Zethes ins Gesicht. »Hör mal, das ist ein Irrtum. Leo ist kein Feuerfreak. Sag es ihnen, Leo. Sag ihnen, dass du kein Feuerfreak bist.«
»Äh …«
»Zethes?« Piper versuchte es wieder mit ihrem umwerfenden Lächeln, obwohl sie dafür eigentlich ein wenig zu nervös und verfroren aussah. »Wir sind doch alle gute Freunde, Leute. Legt eure Schwerter hin und dann reden wir.«
»Das Mädchen ist hübsch«, gab Zethes zu. »Und sie kann nichts dafür, dass mein umwerfendes Wesen sie anzieht, aber leider habe ich gerade keine Zeit für Romantik.« Er bohrte seine Schwertspitze tiefer in Leos Brust und Leo spürte, wie der Frost sich unter seinem Hemd ausbreitete und seine Haut taub werden ließ.
Er wünschte, er könnte Festus reaktivieren. Er brauchte Rückendeckung. Aber das würde mehrere Minuten dauern, falls er den Knopf überhaupt erreichen konnte, während ihm zwei Irre mit lila Flügeln im Weg standen.
»Jetzt kaputt machen?«, fragte Cal seinen Bruder.
Zethes nickte. »Leider, ich glaube …«
»Nein«, widersprach Jason. Er klang durchaus gelassen, aber Leo nahm an, dass er nur zwei Sekunden davon entfernt war, seine Münze zu werfen und den vollen Gladiatorenmodus einzuschalten. »Leo ist nur ein Sohn des Hephaistos. Er ist keine Gefahr. Piper ist eine Tochter der Aphrodite. Ich bin ein Sohn des Zeus. Wir sind in friedlicher …«
Jasons Stimme versagte, denn beide Boreaden starrten ihn plötzlich an.
»Was hast du gesagt?«, verlangte Zethes zu wissen. »Du bist ein Sohn des Zeus?«
»Äh … ja«, sagte Jason. »Das ist doch gut, oder? Ich heiße Jason.«
Cal sah so überrascht aus, dass ihm fast das Schwert aus der Hand gefallen wäre. »Jason geht nicht«, sagte er. »Sieht nicht so aus.«
Zethes trat vor und musterte Jasons Gesicht aus zusammengekniffenen Augen. »Nein, unser Jason ist das nicht. Unser Jason war eleganter. Nicht ganz so wie ich – aber doch elegant.
Weitere Kostenlose Bücher