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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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schrie Lederlingen, aber es kam wie ein schwacher Hauch aus seinem Mund. Er war sich nicht sicher, wann er zum letzten Mal an einem Unionssoldaten vorübergekommen war. Bevor er in diesen Graben hineingeritten war, wahrscheinlich, da hatte er Kundschafter gesehen, aber das war schon eine Weile her. »Hilfe!«
    Der Pfeil bohrte sich durch den Ärmel seiner Jacke. Und direkt in den Arm darunter. Dieses Mal tat es gleich weh. Er ließ das Schwert mit einem Aufschrei fallen. Sein Gewicht verlagerte sich auf sein rechtes Bein, und das gab unter ihm nach. Sofort rollte er die Uferböschung hinunter, und wilder Schmerz stach durch seine Glieder, sobald die abgebrochenen Schäfte irgendwo hängen blieben.
    Er lag im Dreck. Aber den Befehl hielt er noch in der Faust. Er versuchte aufzusehen. Hörte das schmatzende Geräusch eines Stiefels neben sich. Dann traf etwas seitlich gegen seinen Hals und versetzte seinem Kopf einen Ruck.
    Foss Gründig zog dem Südländer das Stückchen Papier aus der Hand, wischte das Messer an der Jacke des Getöteten ab, setzte dem Mann einen Fuß auf den Kopf und drückte ihm das Gesicht in den blutigen Matsch. Schließlich sollte er ja nicht schreien. Zum einen, weil Gründig keine Aufmerksamkeit erregen wollte, zum anderen, weil er es dieser Tage immer schwieriger fand, die Laute sterbender Menschen zu ertragen. Wenn jemand beseitigt werden musste, in Ordnung, aber deswegen musste er das nicht gleich in voller Schönheit zu hören bekommen.
    Hohl führte das Pferd des Südländers die Böschung zum aufgeweichten Bachbett hinunter. »Die ist doch mal ’ne ganz Hübsche, was?«, fragte er mit zufriedenem Blick.
    »Sag nicht die. Das ist ein Pferd, nicht deine Frau.«
    Hohl tätschelte dem Tier den Kopf. »Jedenfalls sieht sie besser aus als deine Frau damals.«
    »Das ist unhöflich und unnötig.«
    »Tut mir leid. Was machen wir denn nun mit … ihm? Das ist doch ein schönes Tier. Sicher auch ein bisschen was wert …«
    »Und wie willst du es über den Fluss bringen? Ich zerre dieses Vieh nicht durchs Moor, und auf der Brücke tobt eine verdammte Schlacht, falls du das vergessen haben solltest.«
    »Hab ich nicht vergessen.«
    »Bring es um.«
    »Ist aber doch ’ne Schande …«
    »Bring es um, verdammt noch mal, und lass uns weiterziehen.« Er deutete auf den Südländer zu seinen Füßen. »Den hab ich umgebracht, oder nicht?«
    »Na, der ist ja nun auch nichts wert.«
    »Bring es um!« Noch während er die Worte hervorstieß, erinnerte sich Gründig wieder daran, dass er nicht zu laut sein durfte, denn schließlich befanden sie sich auf der falschen Seite des Flusses, und überall konnten hier Südländer unterwegs sein. Also fügte er flüsternd hinzu: »Bring das verdammte Vieh um und versteck es!«
    Hohl warf ihm einen bösen Blick zu, zerrte aber am Zaumzeug des Pferdes, drückte mit seinem ganzen Gewicht gegen seinen Hals und brachte es dazu, sich hinzulegen. Dann stach er schnell in die Kehle und drückte es weiter zu Boden, während das Blut in den Schlamm strömte.
    »Scheiße, das ist vielleicht ein beschissener Scheiß.« Hohl schüttelte den Kopf. »Mit toten Hottehüs verdient man keine Pinke-Pinke. Dass wir überhaupt hiernüber rüber sind, war schon gefährlich genug …«
    »Hör auf.«
    »Womit?« Hohl zog einen heruntergefallenen Ast über das tote Pferd.
    Gründig sah ihn an. »Mit diesem kindischen Gequatsche, was dachtest du denn? Das ist doch irgendwie bescheuert. Als ob du im Kopf immer noch vier bist.«
    »Meine Art zu reden nervt dich?« Mit dem Beil schlug Hohl einen weiteren Ast ab.
    »Das tut sie, in der Tat.«
    Jetzt hatte Hohl das Pferd zu seiner Zufriedenheit verborgen. »Dann muss ich wohl Schlussi machi.«
    Gründig seufzte durch die zusammengebissenen Zähne. Eines Tages würde er Hohl umbringen, oder aber der ihn. Dessen war er sich sicher. Das hatte er schon mit zehn Jahren gewusst. Er faltete das Papier auseinander und hielt es ans Licht.
    »Worum geht’s?«, fragte Hohl, der ihm über die Schulter sah.
    Gründig wandte sich langsam zu ihm um. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn heute der fragliche Tag gewesen wäre. » Woher soll ich das wissen? Hab ich im Schlaf vielleicht südländisch gelernt und es bloß nicht gemerkt? Bei den Toten, woher soll ich wissen, was es mit diesem Schrieb hier auf sich hat?«
    Hohl zuckte die Achseln. »Gute Frage. Sieht aber irgendwie wichtig aus.«
    »In der Tat hat es den Anschein eines äußerst bedeutsamen

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