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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Dokuments.«
    »Also?«
    »Also stellt sich die Frage, ob wir jemanden kennen, der vielleicht ein paar Kröten dafür springen lassen würde.«
    Beide sahen sich an und sagten dann wie aus einem Mund: »Calder.«
    Dieses Mal kam Hansul Weißauge eilig herangeritten, und er lächelte kein bisschen. In seinem Schild steckte ein gebrochener Schaft, und ein Schnitt lief über seine Stirn. Er sah aus wie ein Mann, der direkt aus dem Kampf kam. Schon sein Anblick verursachte Calder Übelkeit.
    »Scale sagt, du sollst jetzt deine Männer nachrücken lassen.« Kein Hauch von Lachen lag mehr in Weißauges Stimme. »Die Südländer greifen schon wieder die Brücke an, und dieses Mal wird es sehr heftig. Er hält nicht mehr lange durch.«
    »In Ordnung.« Natürlich, Calder hatte gewusst, dass dieser Augenblick kommen würde, aber deswegen fühlte er sich jetzt nicht besser. »Sagt den Leuten, sie sollen sich bereitmachen.«
    »Joh.« Damit schritt Schneebleich von dannen und brüllte die ersten Befehle.
    Calder griff nach seinem Schwert und lockerte es demonstrativ in der Scheide, während er den Männern seines Bruders – seinen Männern – zusah, wie sie sich aus dem Schatten von Clails Mauer erhoben und sich auf die Schlacht vorbereiteten. Nun würde die erste Strophe des Liedes über den tapferen Prinz Calder geschrieben. Und man konnte nur hoffen, dass es nicht die letzten Zeilen bleiben würden.
    »Euer Fürst-lich-keit!«
    Calder sah sich um. »Foss Gründig. Du hast ein ganz besonderes Talent, immer dann aufzutauchen, wenn es mir richtig prächtig geht.«
    »Ich kann Verzweiflung riechen.« Diesmal war Gründig nicht nur moralisch gesehen ein Dreckskerl, er starrte tatsächlich vor Schmutz. Mehr noch als sonst. Er sah aus, als sei er ins Moor getaucht, und Calder war sicher, dass er dergleichen auch ohne weiteres täte, sobald er glaubte, dass sich eine Münze auf dem Grund befände.
    »Was ist denn? Mir steht eine Schlacht und der ruhmreiche Tod im Kampf bevor.«
    »Oh, ich würde niemals verhindern wollen, dass dir zu Ehren große Heldenlieder gesungen werden.«
    »Sie singen doch schon Lieder über ihn«, brummte Hohl.
    »Ja, aber nicht zu seinen Ehren. Wir haben etwas gefunden, das vielleicht von Interesse sein könnte.«
    »Guck mal!« Hohl deutete in Richtung Süden, und die weißen Zähne blitzten in seinem schlammverschmierten Gesicht. »Da ist ein Regenbogen!«
    Tatsächlich bog sich nun, da der Regen nachließ und die Sonne durch die Wolken blinzelte, eine schwache, bunt schimmernde Kurve zu den Kornfeldern in der Ferne hinunter, aber Calder war nicht in der Stimmung, dieses hübsche Schauspiel zu bewundern. »Wollt ihr jetzt meine Aufmerksamkeit auf die Schönheit der Natur lenken, die uns hier umgibt, oder habt ihr noch etwas anderes vorzubringen?«
    Gründig zog ein gefaltetes Papier hervor, zerknittert und verschmutzt. Als Calder danach griff, zog er mit theatralischer Geste die Hand weg. »Das kostet was.«
    »Der Preis für Papier ist nicht besonders hoch.«
    »Natürlich nicht.« Gründig nickte. »Aber das, was auf dem Blatt geschrieben steht, erhöht seinen Wert entscheidend.«
    »Und was steht drauf?«
    Die Brüder sahen sich an. »Irgendwas. Wir haben es bei einem Unionisten gefunden.«
    »Ich habe jetzt keine Zeit für solche Späße. Vielleicht ist es nur ein Brief an seine Mutter.«
    »Ein Brief?«, fragte Hohl.
    Calder schnippte mit den Fingern. »Gebt es mir, und ich werde euch seinem Wert entsprechend bezahlen. Oder ihr könnt eure Regenbögen woanders anpreisen.«
    Die Brüder tauschten erneut einen Blick. Hohl zuckte die Achseln. Gründig drückte Calder das Schreiben in die Hand. Auf den ersten Blick machte es keinen besonders bedeutsamen Eindruck; es war voll mit Schlammspritzern und anderen Flecken, die verdächtig nach Blut aussahen. Wie Calder vermutete, war es angesichts der beiden Überbringer höchstwahrscheinlich wirklich Blut. Auf der nach innen gefalteten Seite standen einige Zeilen in gestochener Schrift.
    Oberst Vallimir
    General Mittericks Truppen sind an der Alten Brücke in schwere Kämpfe verwickelt. Er wird den Feind schon bald dazu zwingen, alle Reserven aufzubieten. Ich befehle Ihnen aus diesem Grund, sofort wie besprochen anzugreifen, mit allen Männern, die Ihnen zur Verfügung stehen.
    Viel Glück.
    Darunter stand ein kurzes Wort, vielleicht ein Name, aber gerade dort verlief der Falz, und das Papier war schon so mitgenommen, dass Calder ihn nicht mehr entziffern

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