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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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fetten Hintern noch in eine Rüstung zwängen kann oder nicht. Veranlassen Sie di…«
    Ein Finger tippte gegen seine Schulter. »Dieser Befehl muss sofort weitergeleitet werden, General Mitterick. Sofort !« Felnigg schrie das letzte Wort beinahe. Speicheltröpfchen trafen Mitterick im Gesicht. Der General konnte kaum glauben, wie besessen dieser Mann von der Wahrung der Form war. Regeln konnten in solchen Zeiten Leben kosten. Was war das für ein Offizier, der im Hauptquartier auf Einhaltung des Dienstwegs bestand, während draußen Männer kämpften? Starben? Wütend ließ er einen Blick über den Befehl gleiten.
    Oberst Vallimir
    General Mittericks Truppen sind an der Alten Brücke in schwere Kämpfe verwickelt. Er wird den Feind schon bald dazu zwingen, alle Reserven aufzubieten. Ich befehle Ihnen aus diesem Grund, sofort wie besprochen anzugreifen, mit allen Männern, die Ihnen zur Verfügung stehen.
    Viel Glück.
    Kroy
    Das Erste Regiment war Mittericks Division zugeteilt worden, und als Kommandant dieser Einheit oblag es seiner Verantwortung, alle Anweisungen klar und deutlich an seine Leute weiterzugeben. Kroys Befehl war so klar und deutlich wie der Marschall persönlich, wie immer, und auch der Zeitpunkt war genau der richtige. Aber Mitterick wollte verdammt sein, wenn er eine Gelegenheit verstreichen ließ, der kinnlosen Bohnenstange eins auszuwischen, die Kroys rechte Hand darstellte. Wenn Felnigg alles buchstabengetreu und nach Lehrbuch getan haben wollte, dann konnte er das haben, und wenn er dran erstickte. Also strich Mitterick das Papier auf seiner Landkarte glatt, schnippte mit den Fingern, bis ihm endlich jemand einen Federkiel reichte, und kritzelte ein paar eigene Zeilen unter das Geschriebene, ohne lange über den Inhalt nachzudenken.
    Stellen Sie sicher, dass der Feind voll und ganz in die Kämpfe verwickelt ist, bevor Sie den Bach überqueren, und in der Zwischenzeit achten Sie darauf, dass Ihre Position an seiner Flanke unentdeckt bleibt. Meine Männer und ich geben alles. Ich werde nicht zulassen, dass sie im Stich gelassen werden.
    General Mitterick, Zweite Division.
    Dann marschierte er zur Zelttür und wählte dabei absichtlich einen Weg, der ihm die Gelegenheit bot, Felnigg rüde mit der Schulter aus dem Weg zu stoßen. »Wo zur Hölle ist dieser Kerl aus Vallimirs Regiment?«, brüllte er in den nachlassenden Regen. »Wie hieß er noch? Lepralister?«
    »Lederlingen, Herr General!« Ein hochgewachsener, blasser, nervös wirkender junger Mann trat vor, salutierte unsicher und ließ ein noch unsicheres »Soldat Lederlingen, Herr General Mitterick« folgen. Mitterick hätte ihm nicht einmal seinen Nachttopf anvertrauen mögen, damit er ihn sicher zum Fluss brachte, von einem wichtigen Befehl gar nicht zu reden. Aber wie hatte Bialoveld einst gesagt: »In einer Schlacht muss man aus widrigen Umständen das Beste machen.«
    »Bringen Sie diesen Befehl sofort zu Oberst Vallimir. Er ist vom Lord Marschall, verstehen Sie? Von äußerster Wichtigkeit.« Damit drückte Mitterick Lederlingen das gefaltete, zerknitterte und inzwischen leicht tintenfleckige Schreiben in die schlaffe Hand.
    Lederlingen stand einen Augenblick wie angewurzelt da und starrte auf das Stück Papier.
    »Nun?«, herrschte ihn Mitterick an.
    »Äh …« Lederlingen salutierte wieder. »Jawohl, Herr General.«
    »Bewegung!«, brüllte Mitterick ihm ins Gesicht. »Bewegung!«
    Lederlingen zuckte zurück, immer noch in lächerlich salutierender Haltung, dann eilte er durch den weichen, von unzähligen Stiefelabdrücken durchzogenen Matsch zu seinem Pferd.
    Als er sich in den nassen Sattel gequält hatte, war ein dünner, kinnloser Offizier in auffällig gestärkter Uniform aus dem Zelt getreten und zischte dem General etwas Unverständliches entgegen, während ein Grüppchen Wachleute und Offiziere zusah, darunter ein massiger Mann mit traurigen Augen und kaum nennenswertem Hals, der Lederlingen irgendwie vertraut vorkam.
    Der Rekrut verschwendete keine Zeit darauf, sich genauer zu erinnern. Er hatte endlich eine Aufgabe, die es wert war, erfüllt zu werden. Dem würdelosen Schauspiel, das zwei der ranghöchsten Offiziere Seiner Majestät gerade darboten, indem sie sich erbittert stritten, wandte er den Rücken zu und machte sich auf den Weg nach Westen. Es tat ihm nicht unbedingt leid, wieder unterwegs zu sein. Im Hauptquartier erschien es ihm noch bedrohlicher und verwirrender als direkt an der Front.
    Er bahnte sich einen

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