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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ihr ersticktes Wimmern, als Finrees Hand aus ihrer glitt, die Tür, die krachend ins Schloss fiel. Eine blaue Wange beulte sich nach außen, als die Klinge von hinten hineinglitt, und sie bleckte die Zähne, stöhnte, hielt sich den Kopf und kniff die Augen zu.
    »Fin.«
    »Hal.« Er beugte sich über sie, und das Kerzenlicht verlieh dem Umriss seines Kopfes einen goldenen Schimmer. Hastig setzte sie sich auf und rieb sich das Gesicht. Es fühlte sich taub an. Als ob sie toten Teig knetete.
    »Ich habe dir etwas Frisches zum Anziehen mitgebracht.«
    »Vielen Dank.« Wie lächerlich formell. So hätte man auch einen fremden Diener ansprechen können.
    »Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.«
    »Ich habe nicht geschlafen.« In ihrem Mund war noch immer ein seltsamer Geschmack, und durch das Spreu fühlte er sich irgendwie geschwollen an. In den Zimmerecken pulsierten Farben in der Dunkelheit.
    »Ich dachte, ich sollte … vor dem Morgengrauen noch einmal nach dir sehen.« Wieder eine Pause. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass sie nun sagte, wie sehr sie sich freute, aber sie sah sich selbst zu dieser kleinlichen Höflichkeitsgeste außerstande. »Dein Vater hat mir den Angriff auf die Brücke von Osrung übertragen.«
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Herzlichen Glückwunsch. O bitte, nur das nicht! Sei vorsichtig. Geh nicht! Bleib hier. Bitte. Bitte. »Wirst du die Männer selbst anführen?« Ihre Stimme klang eisig.
    »Jedenfalls von ziemlich weit vorn, ja.«
    »Bitte versuche nicht, den Helden zu spielen.« Wie Hardrick, der aus der Tür stürmte, um Hilfe zu holen, die niemals rechtzeitig kommen würde.
    »Keine Heldentaten, das verspreche ich dir. Es ist einfach nur … das Rechte.«
    »Es wird dir bei deinem Aufstieg nicht weiterhelfen.«
    »Ich tue es nicht deswegen.«
    »Weshalb denn dann?«
    »Weil irgendjemand es tun muss.« Sie waren sich so wenig ähnlich. Die Zynikerin und der Idealist. Wieso hatte sie ihn geheiratet? »Brint macht den Eindruck, als ginge es ihm … einigermaßen gut. Jedenfalls den Umständen entsprechend.« Finree hoffte unwillkürlich, dass es auch Aliz einigermaßen gut ging, und zwang sich dann, nicht mehr daran zu denken. Das war verschwendete Hoffnung, und sie hatte keine Hoffnung übrig.
    »Wie sollte man sich denn fühlen, wenn die eigene Frau vom Feind entführt wurde?«
    »Völlig verzweifelt. Ich hoffe, er kommt zurecht.«
    »Zurechtkommen«, das war auch so ein abgedroschener, sinnloser Ausdruck. Es war eine abgedroschene, sinnlose Unterhaltung, die sie hier führten. Hal wirkte wie ein Fremder. Er hatte keine Ahnung, wer sie wirklich war. Wie konnten sich zwei Menschen überhaupt jemals wirklich kennen? Jeder lebte sein Leben allein und kämpfte seine eigenen Schlachten.
    Er nahm ihre Hand. »Du scheinst …«
    Sie konnte es nicht ertragen, seine Haut auf ihrer zu fühlen und zog ihre Finger weg, als hätten sie eine heiße Esse berührt. »Geh. Du solltest gehen.«
    Ein Zucken ging über sein Gesicht. »Ich liebe dich.«
    Es waren nur Worte, sonst nichts. Es hätte leicht sein sollen, sie zu wiederholen. Aber es war ihr nicht möglich; genauso gut hätte sie versuchen können, zum Mond zu fliegen. Sie wandte sich von ihm ab und drehte sich zur Wand, zog sich die Decke über die verkrampften Schultern. Dann hörte sie, wie sich die Tür schloss.
    Kurz darauf, vielleicht auch eine Weile später, glitt sie aus dem Bett. Sie zog sich an, spritzte sich Wasser ins Gesicht, zupfte die Ärmel so weit herunter, dass sie die verschorften Abschürfungen an ihren Handgelenken und den Schnitt an ihrem Arm verdeckten. Sie öffnete die Tür und trat hinaus. Ihr Vater befand sich auf der anderen Seite des Raumes und sprach mit dem Offizier, den sie gestern gesehen hatte, wie er unter dem Geschirrschrank begraben worden war, als die ganzen Teller auf den Boden gekracht waren. Nein. Es war ein anderer Mann.
    »Du bist wach.« Ihr Vater lächelte, aber mit einer gewissen Vorsicht, als ob er erwartete, dass sie jeden Augenblick Feuer fangen könnte und er einen Eimer Löschwasser parat haben musste. Vielleicht würde sie wirklich in Flammen aufgehen. Sie selbst hätte es nicht gewundert. Und es hätte ihr auch nicht besonders leidgetan, jedenfalls nicht jetzt. »Wie geht es dir?«
    »Tja.« Hände schlossen sich um ihren Hals, und sie zerrte mit ihren Nägeln an ihnen, während in ihren Ohren ihr Herzschlag hämmerte. »Ich habe gestern einen Mann getötet.«
    Er erhob sich und

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