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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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diese Entscheidung bald zu fällen, bevor die ganze Angelegenheit … zu einem großen Thema wird. Natürlich kann ich nicht behaupten, in dieser Sache unvoreingenommen zu sein, aber dennoch bin ich der Meinung, mein Gatte wäre der beste Mann in der Union.«
    Bayaz stieß ein trockenes, leises Lachen aus. »Wer sagt denn, dass ich den besten Mann suche? Vielleicht würde ein Narr und Schwächling allen als neuer Lord Statthalter in Angland viel mehr gelegen kommen. Ein Narr und Schwächling mit einer dummen, feigen Frau.«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht bieten. Möchten Sie einen Apfel?« Damit warf sie ihm die Frucht zu, und er jonglierte sie erst mit der einen Hand, bevor er sie dann mit der anderen fing, während sein Becher ins Riedgras fiel; seine Brauen hatte er überrascht erhoben. Noch bevor er etwas erwidern konnte, wandte sie sich bereits zum Gehen. Sie konnte sich kaum noch daran erinnern, worüber sie gesprochen hatten. Ihr Hirn war erfüllt mit dem Anblick dieser blauen Wange, die sich ausbeulte, als der Stahl von unten hineinfuhr, tiefer und tiefer.

WAS ZU ERWARTEN STEHT
    O b man andere deswegen überragt, weil man zum Anführer gewählt wurde, oder weil man vielleicht an einem Baum hängt, weil man aufgeknüpft wurde – das ist schon ein kleiner Unterschied. Kropf fühlte sich eher wie der Gehängte, als er auf die leere Kiste stieg, um seine kleine Rede zu halten. Ein Gesichtermeer erstreckte sich vor ihm. Innerhalb des Heldenkreises drängten sich die Krieger, und immer mehr kamen von außen dazu. Dass die Carls des Schwarzen Dow die grimmigsten, finstersten, härtesten Kerle waren, die man im ganzen Norden finden konnte, machte die Sache nicht gerade einfacher. Dabei gab es im Norden schon reichlich viele harte Jungs. Und diese hier waren vermutlich wesentlich mehr darauf aus, zu plündern, zu vergewaltigen und zu morden, als das Rechte zu tun, was auch immer man darunter verstehen mochte, und wahrscheinlich war ihnen auch egal, wen das spitze Ende ihrer Waffen traf.
    Kropf war froh, dass er Yon Fröhlich, Flut und Herrlich dabei hatte, die mit finsteren Gesichtern neben der Kiste standen . Und ganz besonders froh war er über Whirrun an seiner Seite. Der Vater der Schwerter war genug schweres Metall , um jeder Rede Gewicht zu verleihen, wer auch immer sie halten mochte. Er erinnerte sich an das, was Dreibaum ihm gesagt hatte, als er ihn zu seinem Stellvertreter machte: dass er stets versuchte, der Anführer seiner Leute zu sein, nicht ihr Liebhaber. Und dass ein Anführer erst einmal gefürchtet werden muss, bevor er vielleicht auch gemocht werden kann.
    »Männer des Nordens!«, bellte er gegen den Wind an. »Falls ihr es noch nicht gehört habt, Spaltfuß ist tot, und der Schwarze Dow hat mich an seinen Platz gestellt.« Er suchte sich den größten, hässlichsten, verächtlichsten Drecksack in der Menge, einen Mann, der aussah, als ob er sich mit einer Axt rasierte, und beugte sich ein wenig zu ihm hinüber. »Tut verdammt noch mal, was ich euch sage!«, brüllte er. »Das ist jetzt eure Aufgabe.« Dann hielt er den Blick lange genug auf den grobschlächtigen Krieger gerichtet, um klarzumachen, dass er vor gar nichts Angst hatte, obwohl das leider ganz und gar nicht stimmte. »Und meine Aufgabe ist es, euch alle am Leben zu halten. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass mir das nicht bei jedem gelingen wird. So ist das nun mal im Krieg. Aber ich werde es trotzdem versuchen. Und bei den Toten, das solltet ihr auch tun.«
    Die Leute vor ihm rührten sich ein wenig und machten nicht gerade den Eindruck, als seien sie bereits überzeugt. Also war es an der Zeit, seine Taten aufzuzählen. Die Angeberei der früheren Zeiten fiel ihm inzwischen nicht mehr leicht, aber mit Bescheidenheit war hier nichts zu gewinnen. »Mein Name ist Curnden Kropf, und ich bin seit dreißig Jahren ein Namhafter Mann! Ich war früher der Stellvertreter von Rudd Dreibaum.« Bei diesem Namen ertönte zustimmendes Raunen. »Vom Fels von Uffrith höchstpersönlich! Und ich habe einen Schild im Kreis für ihn gehalten, als er gegen den Blutigen Neuner antrat.« Bei diesem Namen wurde das Raunen noch lauter. »Dann kämpfte ich für Bethod und jetzt für den Schwarzen Dow. Bei jeder Schlacht, von denen ihr Wichser je gehört habt, war ich dabei.« Er verzog den Mund. »Also braucht ihr euch keine Gedanken darüber zu machen, ob ich dieser Aufgabe gewachsen bin oder nicht.« Auch wenn Kropf sich selbst beinahe in die Hosen

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