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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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nicht für das Land. Für die Leute, die dort leben, meine ich. Du weißt schon, der Norden.«
    »Aber im Norden gibt es alle möglichen Leute, nicht wahr? Viele von ihnen halten nichts vom Schwarzen Dow, und er hält auch nichts von ihnen. Die meisten wollen doch unbehelligt ihrer Wege gehen und irgendwie genug zusammenkratzen, dass es zum Leben reicht.«
    »Ja, das stimmt wohl.«
    »Wie kann der Schwarze Dow dann also für sie alle stehen?«
    »Tja …« Agrick wand sich ein bisschen. »Weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich, weil …« Er sah mit zusammengekniffenen Augen ins Tal hinab, während Herrlich hinter ihnen auftauchte. »Also, wieso sind wir hier?«
    Herrlich versetzte ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, der ihm einen kleinen Laut entlockte. »Wir hocken auf den Helden und halten Ausschau nach der Union. Kundschaften die Lage aus, wie immer, du Idiot. Was für eine blöde Frage.«
    Agrick schüttelte angesichts von so viel Ungerechtigkeit den Kopf. »Jetzt reicht’s mir aber. Ich sag nie wieder was.«
    »Versprochen?«, fragte Herrlich.
    »Wieso zur Hölle sind wir hier …«, brummte Agrick vor sich hin und schlenderte davon, um Yon und Athroc bei ihrem Wettkampf zuzusehen, während er sich den Hinterkopf rieb.
    »Ich weiß, wieso ich hier bin.« Whirrun hatte langsam einen langen Zeigefinger erhoben, und er schob einen Grashalm zwischen seinen Zähnen hin und her, während er sprach. Kropf hatte geglaubt, er schliefe, so wie er ausgestreckt dalag, den Kopf auf das Heft seines Schwertes gebettet. Aber Whirrun sah stets aus, als ob er schliefe, und er tat es nie. »Weil mir Schoglig einst sagte, dass mir ein Mann, dem ein Knochen in die Kehle geriet, eines Tages …«
    »Dein Schicksal offenbaren würde.« Herrlich stemmte die Hände in die Hüften. »Ja, ja, das kennen wir schon.«
    Kropf blies die Backen auf. »Als ob die Verantwortung für acht Leben nicht schon schwer genug auf mir lasten würde. Ich brauche nicht noch das Schicksal eines Verrückten, das an mir hängt.«
    Whirrun setzte sich auf und schob die Kapuze zurück. »Ich möchte dem widersprechen, ich bin nicht im Mindesten verrückt. Ich habe nur meine eigene Art, die Dinge zu betrachten.«
    »Eine verrückte Art«, brummte Herrlich vor sich hin, als Whirrun aufstand, den Boden seiner fleckigen Hosen abklopfte und sich das Schwert in seiner Scheide wieder über die Schultern legte.
    Dann runzelte er die Stirn, verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere und rieb sich die Nüsse. »Ich muss mal pinkeln. Sollte ich zum Fluss runtergehen oder hier gegen einen dieser Steine pissen, was meinst du?«
    Kropf dachte kurz nach. »Zum Fluss. Gegen die Steine wäre irgendwie … respektlos.«
    »Meinst du, die Götter sehen zu?«
    »Wie will man das wissen?«
    »Stimmt auch wieder.« Whirrun schob den Grashalm in den anderen Mundwinkel und schlenderte den Hügel hinunter. »Dann zum Fluss. Vielleicht kann ich Brack beim Angeln helfen. Schoglig konnte Fische allein durch Reden aus dem Wasser locken, aber ich habe nie herausbekommen, wie das funktioniert.«
    »Du könntest sie mit deinem riesigen Totschläger aus dem Wasser prügeln«, rief ihm Herrlich nach.
    »Das mache ich vielleicht auch!« Er hob den Vater der Schwerter hoch über seinen Kopf, diese Klinge, die von der Parierstange bis zur Spitze beinahe Manneslänge erreichte. »Höchste Zeit, dass ich mal irgendwas umbringe!«
    Kropf hätte nichts dagegen gehabt, wenn daraus nichts würde. Das Tal irgendwann wieder zu verlassen, ohne dass es Tote zu beklagen gab, das entsprach im Augenblick viel mehr seinen Hoffnungen. Ein seltsames Ziel für einen Soldaten, wenn man so darüber nachdachte. Er und Herrlich standen kurze Zeit Seite an Seite schweigend da. Hinter ihnen erklang das Kreischen von Metall, als Yon Athroc beiseitedrückte und ihn ins Stolpern brachte. »Gib dir mal ein bisschen Mühe, du blöder Schlaffi!«
    Kropf merkte, dass wehmütige Erinnerungen in ihm aufstiegen, so wie es in diesen Tagen immer öfter geschah. »Colwen liebte den Sonnenschein.«
    »Echt?«, fragte Herrlich und hob eine Augenbraue, als sie ihn ansah.
    »Hat sich immer über mich lustig gemacht, weil ich im Schatten hocken wollte.«
    »Echt?«
    »Ich hätte sie heiraten sollen«, raunte er leise.
    »Joh, hättste tun sollen. Wieso haste nicht?«
    »Du hast mir gesagt, ich sollte nicht, von allem anderen mal abgesehen.«
    »Stimmt. Sie hatte eine ziemlich scharfe Zunge. Aber normalerweise hörst du doch gar

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