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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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nicht auf das, was ich sage.«
    »Das ist natürlich wahr. Wahrscheinlich war ich einfach zu feige, um sie zu fragen.« Und er hatte den Abschied nicht abwarten können. In die Welt hinausziehen, sich mit großen Taten einen großen Namen machen. Heute erschien ihm der Mann, der einmal so gedacht hatte, wie ein Fremder. »Wusste damals nicht recht, was ich wollte, dachte nur, dass mir was fehlt, und dass ich es mit einem Schwert würde bekommen können.«
    »Denkst du manchmal noch an sie?«, fragte Herrlich.
    »Nicht oft.«
    »Lügner.«
    Kropf grinste. Sie kannte ihn einfach zu gut. »Vielleicht ist es eine halbe Lüge. Ich denke nicht richtig an sie. Die meiste Zeit kann ich mich kaum an ihr Gesicht erinnern. Aber ich denke darüber nach, wie mein Leben hätte aussehen können, wenn ich mich für jenen Weg entschieden hätte und nicht für diesen.« Mit seiner Pfeife dasitzen, vor dem überdachten Eingang, und lächelnd den Sonnenuntergang auf dem Wasser betrachten. Er seufzte. »Aber was soll’s, die Würfel sind längst gefallen. Was ist mit deinem Mann?«
    Herrlich holte tief Luft. »Wahrscheinlich bringt er jetzt allmählich die Ernte ein, zusammen mit den Kindern.«
    »Wünschst du dir, bei ihnen zu sein?«
    »Manchmal.«
    »Lügnerin. Wie oft warst du dieses Jahr bei ihnen? Zweimal, oder?«
    Herrlich bedachte das stille Tal mit einem schlecht gelaunten Blick. »Ich gehe zu ihnen, wenn ich kann. Das wissen sie. Sie wissen, was ich bin.«
    »Und sie ertragen es immer noch?«
    Sie schwieg kurz, dann zuckte sie die Achseln. »Die Würfel sind nun mal gefallen, oder?«
    »Häuptling!« Agrick eilte von der anderen Seite der Helden zu ihnen herüber. »Drofd ist wieder da! Und er kommt nicht allein.«
    »Nicht?« Kropf verzog das Gesicht, als er sein steifes Knie mit ein paar Bewegungen in Gang zu bringen versuchte. »Wen hat er denn mitgebracht?«
    Agrick machte ein Gesicht wie ein Mann, der auf einer Distel hockt. »Sah aus wie Caul Espe.«
    »Espe?«, knurrte Yon und wandte ruckartig den Kopf. Athroc nutzte die Gelegenheit, da Yon den Schild sinken ließ, um ihm das Knie in die Nüsse zu rammen. »Auuuuu, du kleines Arschloch …« Yon sackte mit hervorquellenden Augen in sich zusammen.
    Unter anderen Umständen hätte Kropf gelacht, bis ihm die Zähne ausgefallen wären, aber beim Gedanken an Espe war ihm nicht danach zumute. Er durchquerte den grasbewachsenen Kreis und hoffte dabei, dass Agrick sich vielleicht geirrt haben würde, aber er wusste nur zu gut, dass das unwahrscheinlich war. Seine Hoffnungen ertranken nur allzu oft in Blut, und Caul Espe war ein Mann, den man nicht leicht verwechselte.
    Und tatsächlich war er es, der nun den steilen Pfad zu den Helden hinaufgeritten kam. Kropf sah ihm zu und fühlte sich wie ein Schäfer, der beobachtet, wie sich dunkle Sturmwolken am Himmel zusammenziehen.
    »Scheiße«, murmelte Herrlich.
    »Joh.« Kropf wollte überhaupt nicht mehr aufhören mit Nicken. »Scheiße.«
    Espe überließ es Drofd, die Pferde an der Trockensteinmauer anzubinden, und legte den Rest des Weges zu Fuß zurück. Er sah Kropf an, und Herrlich und auch Yon Fröhlich, und sein halb zerstörtes Gesicht war schlaff wie das eines Gehängten, die linke Seite kaum mehr als eine einzige Brandwunde, in deren Mitte das Metallauge prangte. Einen unheimlicheren Dreckskerl gab es wohl kaum.
    »Kropf.« Und dann noch dieses krächzende Flüstern.
    »Espe. Was führt dich her?«
    »Dow hat mich geschickt.«
    »Das hatte ich mir schon gedacht. Das Warum interessiert mich.«
    »Er sagt, du sollst diesen Hügel hier sichern und nach der Union Ausschau halten.«
    »Das hat er mir schon gesagt.« Das kam etwas unwirscher, als Kropf eigentlich beabsichtigt hatte. Eine Pause entstand. »Also, wieso sollte er dich noch einmal hierher schicken?«
    Espe zuckte die Achseln. »Um sicherzustellen, dass du es auch tust.«
    »Vielen Dank für die Unterstützung.«
    »Bedanke dich bei Dow.«
    »Mach ich bei Gelegenheit.«
    »Das wird ihm gefallen. Schon irgendein Zeichen von der Union?«
    »Nicht, seit Hartbrot hier oben war, vor vier Nächten.«
    »Ich kenne Hartbrot. Ein störrischer alter Sack. Der kommt vielleicht zurück.«
    »Wenn er das wirklich vorhat, dann gibt es nur drei Wege über den Fluss, soweit ich weiß.« Kropf deutete ins Tal. »Die Alte Brücke im Westen nahe den Sümpfen, die neue Brücke in Osrung und die Untiefen am Fuß dieses Berges. Wir behalten sie alle im Auge, und das Tal liegt offen vor

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