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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Das passierte manchmal.
    Normalerweise nahm das Logbuch sie dann nicht an, sondern signalisierte einen Konflikt.«
    »Erklären Sie das bitte.«
    Esmay mühte sich voran, gefangen zwischen dem sozialen
    Bedürfnis, ihren Zuhörer nicht zu langweilen, und dem
    Bedürfnis der Unschuldigen, umfassend zu erklären, warum sie nicht schuldig war. Sie hatte während ihres Dienstes Tausende von Scannercodes eingegeben. Manchmal unterliefen ihr dabei Fehler; das gingjedem so. Sie sprach allerdings nicht aus, was sie schon lange dachte, nämlich wie albern es war, dass
    Offiziere die Codes von Hand eingaben, wo es doch völlig brauchbare, kostengünstige Codegeräte gab, die sie direkt einspeisen konnten. Wenn Esmay einen Fehler machte,
    blockierte das Chiffriergerät gewöhnlich und verweigerte den Zugang. Gelegentlich akzeptierte es den fehlerhaften Code jedoch auch, nur um sich dann aufzuhängen, wenn die nächste Schicht den eigenen Code mit dem Esmays verglich.
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    »Dann rufen sie mich gewöhnlich an, und ich muss selbst
    hingehen, den Code zurücksetzen und die Veränderung
    initialisieren. Genau das muss passiert sein.«
    »Ich verstehe.« Eine Pause trat ein, in der sie spürte, wie ihr am Hals der Schweiß austrat. »Und von welcher Station aus haben Sie sich um 18:30 gemeldet?«
    Sie hatte keine Ahnung. Von ihrem Quartier aus – sie sah den Weg in Gedanken deutlich vor sich, aber sie erinnerte sich nicht an die Meldung. Falls sie sie jedoch versäumt hatte, hätte das jemand ins Logbuch eingetragen … nur dass in diesem Moment die Meuterer oben auf der Brücke gegen Kommandantin Hearne vorgingen. Irgendwann um diese Zeit jedenfalls.
    »Ich weiß nicht mehr, was ich getan habe«, sagte Esmay.
    »Ich kann mich nicht erinnern, die Meldung versäumt zu haben.
    Ich bin zur Geschützstellung gegangen, habe die Codes neu eingestellt, sie initialisiert und bin anschließend in mein Quartier zurückgekehrt; und dann …« Aber da hatte sich die Meuterei schon über die Brücke hinaus ausgebreitet, und die ranghöheren Meuterer hatten jemanden hinuntergeschickt, um die
    Subalternen aus der Sache herauszuhalten, falls das möglich war. Das hatte nicht funktioniert; es hatte noch mehr Verräter gegeben.
    Der Verhörende nickte kurz und ging zu einem anderen Punkt über. Zu einer ganzen Folge weiterer Punkte. Nach vielen Sitzungen waren sie schließlich zu dem Zeitpunkt
    vorgedrungen, an dem Esmay selbst das Kommando geführt
    hatte.
    Ob sie ihre Entscheidung erklären könnte, ins Xavier-System zurückzukehren und sich einer Schlacht zu stellen, in der alle 20
    Chancen gegen sie standen, ohne Senioroffiziere an Bord und mit beträchtlichen Verlusten?
    Nur kurz und indirekt hatte sie sich gestattet, die eigene Entscheidung als heroisch zu betrachten. Die Realität erlaubte diese Sichtweise nicht. Sie hatte gar nicht gewusst, was sie tat; ihre mangelnde Erfahrung hatte zu vielen das Leben gekostet.
    Obwohl am Ende alles gut ausging, in einer Hinsicht
    wenigstens, so war es doch kein guter Ausgang für die
    Gefallenen.
    Falls es keine heldenhafte Entscheidung gewesen war, was dann? Heute wirkte sie dumm, tollkühn. Und doch … die
    Besatzung hatte ungeachtet Esmays eigener Unerfahrenheit das feindliche Flaggschiff weggepustet.
    »Mir … fiel Commander Serrano wieder ein«, sagte sie. »Ich musste einfach zurückkommen. Nachdem ich eine Meldung
    abgesetzt hatte, damit notfalls …«
    »Tapfer, aber kaum praktisch«, sagte der aktuelle Verhö-
    rende, dessen näselnden Tonfall Esmay mit zentralen Familias-Planeten in Verbindung brachte. »Sie sind ein Protege von Commander Serrano?«
    »Nein.« Das wagte sie nicht zu behaupten; sie hatten nur einmal auf demselben Schiff gedient und waren keine
    Freundinnen gewesen. Jemandem, der es zweifellos besser
    wusste als sie, erklärte sie jetzt, ein wie breiter Abgrund zwischen einem bloßen Ensign provinzieller Herkunft und einem Major klaffte, der auf den Zwillingsrauchwolken aus
    Befähigung und Familie emporstieg.
    »Auch keine … ah … spezielle Freundin?« Das ging mit
    einem bedeutungsvoll herablassenden Grinsen einher.
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    Esmay konnte sich mühsam beherrschen, ehe sie los—
    schnaubte. Für wen hielt er sie eigentlich – irgendeine Spießerin von einem Hinterwaldplaneten, die ein Geschlecht nicht vom anderen unterscheiden konnte? Die Dinge nicht richtig
    benennen konnte? Dabei verbannte sie das Bild ihrer Tante, die sicherlich niemals Ausdrücke verwenden würde, wie sie

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