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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sechs Wochen nicht in der Schule war. Es ist mir scheißegal, wirklich.
    »Du bist nicht das Opfer, du bist die alleinige Täterin.«
    »Entschuldigen Sie, Ihr Dingsda brennt gerade ab!«
    »Schulabschluss? Wozu denn? Ich habe doch ein Fahrrad und kann mich genauso gut mit französischen Studiofilmen bei Laune halten, in denen sämtliche
    Protagonisten gleichzeitig irgendeinen Scheiß aus handgetöpferten Lehmbehältern in sich reinstopfen und ihre Frauen betrügen.«
    20 Uhr 13. SMS von Vater aus Tel Aviv mit folgendem Inhalt: »Was hast du jetzt vor?«
    20 Uhr 29. SMS an Vater nach Tel Aviv mit folgendem, vielversprechendem Inhalt: »Zurück in die Kleinkriminalität, das geht jetzt nicht mehr.« 20 Uhr 33. »Warum rufst du nicht an?«
    20 Uhr 34. SMS an Ophelia in ihrer androgynen Phase: »Weißt du, ich möchte dich auf der Stelle mit Liebe überschütten. Alles. Anytime.«
    Vorwort
    Ich bin wild aufgewachsen und ich will wild bleiben. Es ist drei Uhr nachts und mein kaputtgefeierter Körper sitzt zu Tode in seiner Opferrolle versunken in einem Taxi. Der Fahrer erzählt von seinem Sohn, der sich nach zehn Jahren von seiner Frau getrennt hat und von seiner eigenen Frau, die fremdgeht, und von Gott, zu dem er angeblich eine ziemlich gute Verbindung hat. Deswegen verzeiht er Schwulen auch, dass sie schwul sind, weil die können da ja eigentlich nichts für. Ich habe Fieber, Koordinationsschwierigkeiten, ein Promille im überhitzten Blut und mich zum wiederholten Mal auf eine Verabredung an einem Ort der absoluten, opportunistischen Hemmungslosigkeit eingelassen. Es geht um meine Achtungswürdigkeit, um Stahl und Beton, um eine riesige Fensterfront, die mit beweglichen Rollläden verschlossen werden kann, um meine Angst vor dem Tod, es geht um die Explosion der Wahrnehmung und vielleicht auch ein bisschen um eine organisierte Form von Schallereignissen.
    Meine Wildheit ist eine charakteristische Eigenart. Ich kann entweder tun, was ich will und meine Eigenschaften befriedigen oder es einfach lassen.
    Es ist gefährlich, das zu tun, was ich will, weil mich das wirklich verletzbar macht. Es zu lassen ist vollkommen unmöglich. Deshalb lüge ich dich an. Ich sage:
    Es geht hier gerade in allererster Linie um das Prinzip.
    Ich bin sechzehn Jahre alt und momentan zu nichts anderem mehr in der Lage, als mich trotz kolossaler Erschöpfung in Zusammenhängen etablieren zu wollen, die nichts mit der Gesellschaft zu tun haben, in der ich zur Schule gehe und depressiv bin. Ich bin in Berlin. Es geht um meine Wahnvorstellungen.
    Unfassbar, wie ich mi ch hier schon wieder auf cognac farbenen 9-cm-Absätzen dem ganzen Scheiß aussetze, Industriegebiet natürlich, von weitem sieht man ein ehemaliges Heizkraftwerk, in dem es sich in spätestens einer halben Stunde diesem Zwang zur Selbstvergessenheit auszusetzen gilt. Ich bewältige einen von Neonröhren umzäunten Weg, der als der geilste der Welt gilt und mich aus einem mir unerfindlichen Grund nie interessiert hat. Ich finde meine dissoziative Identitätsstörung interessanter als alles, was diese Stadt mir ununterbrochen ins Gesicht kotzt.Vor einem Securitychef, der Syd heißt und drei Meter groß ist, tue ich so, als würde ich auf der Gästeliste eines Barkeepers stehen, der tagsüber mit zeitgenössischen Kohlezeichnungen die verwirrenden Ansichten unserer Urbanen Welt darzustellen versucht. Damit umgehe ich eine kilometerlange Schlange von overstylten Dreiundzwanzigjährigen aus geregelten familiären Zusammenhängen, in deren Augen ich kein Mensch bin, sondern ausschließlich underdressed und wankelmütig. Orale Inkontinenz. Mir wird Scheiße in die Fresse gefeuert. Ich bin eine motherfucking unmoralisch handelnde Fotze und soll auf mein Leben klarkommen, Alter.
    Die Frage des Abends: »Ey, was geht 'n hier?« Die Antwort des Abends: »Ey, hier geht doch nichts.«
    Das Resultat des Abends: »Geil, keine Schlange, Taxi steht da hinten, überall Definitionen der Weltgesundheitsorganisation, so.«
    Vom DJ-Pult aus gesehen links befinden sich hinter einer großen Glaswand ein langer Bartresen und diverse Sitzmöglichkeiten; rechts davon liegt hinter der Tanzfläche einer der unübersehbaren Darkrooms. So weit das Auge reicht versuchen sich diese pseudovergewaltigten Mittzwanziger die Seele aus dem Leib zu dancen. Ich sitze zu irgendeiner absurden Musikrichtung unbeeindruckt auf einem Lederpolster und bekomme bereits nach zehnminütiger, unspektakulärer Ausgelassenheitsscheiße

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