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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die wichtigste Frage des Abends gestellt. Achtzehn Meter Deckenhöhe, zweitausendfünfhundert Menschen und die HIV-positive Ophelia, mit der ich im Eingangsbereich verabredet bin. Sie sieht gleichermaßen umwerfend und magersüchtig aus, trägt eine halb offene Bomberjacke ohne was drunter zu schwarzen Leggins und Satinsandalen von Lanvin, mit verspiegelten Absätzen, und ich rede echt nur Scheiße zur Begrüßung.
    »Hauptsache, irgendeine schlichte Silhouette wird mal wieder in ein unverzichtbares Musthave verwandelt, nicht wahr, Schatz? Traditionelle klassische Eleganz.«
    »Ich würde jederzeit für dich in irgendeine Bresche springen, Mifti.« »Und der geraffte Fall eines Seidenvorhangs verbirgt den größten Teil deines Körpers.« »Ich wäre so gerne lustig heute.« »Aber es ist einfach zu heiß hier drin.«
    Sie fragt dann also irgendwann mit so einer Geste Richtung Damentoilette: »Siehst du den Typen da vorne?«
    Es ist der Typ, dessen Anwesenheit mich davon abgehalten hat, souverän an ihm vorbei zum Zigarettenautomaten zu rennen. Da werden mal zur Abwechslung keine sexuellen Gelüste wachgerufen, sondern nur ein paar emotionale Zuneigungsattacken, weil er so süß ist, weil er so bauchfrei ist und total gewaschen wirkt im Gegensatz zu all den aus der Form geratenen Chauvinistenhippies hier. Ich labere sowieso nur noch uninspirierte Scheiße. Ophelia sagt: »Der hat Ecstasy.«
    Ich gehe ungeachtet der Tatsache, dass sie auf eine schlagfertige Antwort wartet, in seine Richtung. »Kannst du uns eventuell zwei Teile klarmachen?« »Ahm ...«
    »Seit wann sind wir gute Freunde?« »Ahm?«
    »Achte mal bitte ganz kurz auf die Absätze von den Flechtoptikschuhen, die meine Freundin da anhat. Krass verspiegelt sind die.« »Und modeinteressiert bist du also auch?« »Seh ich so aus?«
    »Allein dieser Mantel, das ist wirklich - mit dem Gürtel dazu nämlich. Gehört das zusammen?« »Nein.«
    »Das hast du also zusammengebastelt.«
    »Ja, also, nein. Ich mag das ja auch bei Männern, wenn die so Anzüge anhaben und so was. Ausrangierte englische Minister zum Beispiel, ich finde das irgendwie geil.«
    Der Typ guckt sich meinen kaputten Polyesterrock an und erwartet zwei Fünfer von mir. Ich hole Geld aus meinem Schuh und wirke währenddessen gleichermaßen geistesgestört wie aufgeregt. Er gibt mir die Pillen unauffälliger als unbedingt nötig und mustert mich wie den dünnhäutigsten Menschen der Welt.
    Ich frage: »Hast du Lust auf Oralsex?«
    Er antwortet: »Wie alt bist du? Dreiundsechzig?«
    Damit werde ich zurück in diese nicht enden wollende Zeit der Traurigkeit entlassen.
    Ophelia ist äußerst attraktiv und eine phlegmatische Actionheldin. Wenn ich Ophelia suche, finde ich sie grundsätzlich gemeinsam mit einer Rasierklinge vor einem Ganzkörperspiegel, und da sitzt sie dann vollkommen fertig. Sobald sie länger als sechs Stunden keine Drogen konsumiert und deswegen einen hysterischen Anfall hat, der sie töten will, versucht sie sich dort ihrer Gesichtsmuskulatur zu entledigen.Wir haben uns kennengelernt, weil sie trotz Höchststeuersatz aus so einem halbherzigen Bedürfnis nach Wirklichkeitsnähe heraus manchmal in Schulkantinen jobbt.
    »Ich hätte hier gerne diese Rahmpolenta mit Spinat und kann ich statt Kartoffeln die Nudeln aus dem anderen Topf dazu haben, bitte?« Sie: »Aus was für einem Topf?«
    Ich: »Aus dem zweiten oder dritten von links da gegenüber.« »Es hätte auch gereicht, wenn du einfach draufgezeigt hättest.« »Und Nachtisch?« »Du hattest schon einen Nachtisch.«
    »Ich hatte definitiv noch keinen Nachtisch, ich bin hier eben gerade erst reingekommen, weil ich vorhin noch Gesellschaftswissenschaften im dritten Stock hatte.«
    »Trotz deiner motherfucking Gesellschaftswissenschaften hast du dir hier gerade schon einen Nachtisch genommen, Baby!« »Nein!«
    »Ich kann hier nicht einfach so rumrennen und jedem Teenager vierzig Scheißvanillepuddings ins Gesicht schleudern, für die niemand bezahlt hat. Wie soll ich dich jetzt nennen? Impotenter Wichser?«
    »Was reden Sie da?«
    »Halt deine Fresse, du scharfsinniges Dreckskind.«
    »Steh auf Fotze und verbeug dich.«
    »Wie bitte?«
    »STEH AUF FOTZE UND VERBEUG DICH!«
    Ophelia hat mich mit einer großen Kelle Buchweizenauflauf beworfen. Ich habe sie mit dem Vanillepudding meiner Klassenkameradin Olivia Stüter beworfen, sie hat eine für zweihundert Siebt- bis Zehntklässler gedachte Portion Blattspinat über meinem Kopf

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