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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eine Tasse Tee, Wärme, Schlaf. Ich glaube, das alles würde ein bisschen so klingen wie das hier.«
    Sie drückt auf Play. Nur nach Hause, denke ich. Ganz klein auf dem Beifahrersitz und fange naheliegenderweise an zu heulen und zu schluchzen und höre lange nicht mehr auf. Weil ich es gefunden habe. Weil das echte Liebe ist und echter Hass und echte Abscheu und wirkliche Enttäuschung.
    Machine Gun
    (Portishead)
    Sie wohnt in einem Rigipspalast im Dachgeschoss. Die Wohnung ist in erster Linie cremefarben. Superalte Tische, superalte Sitzgelegenheiten und teure Bilderrahmen. Ich setze mich in die Küche. Wir trinken irgendeinen Scheißtee, dessen Blätter sich beim Aufgießen gelb gefärbt haben. Ich traue mich nicht, die Tasse zum Mund zu führen, weil ich genau weiß, dass ich sie fallen lassen werde.
    Ich lege mich total beängstigt auf ihr Bett. Das ist ein einziger Moment der Erwartung.
    Ich richte mich auf, sie beugt sich zu mir runter und sagt:
    »Du hast dich verändert.«
    Ich sage: »Nein, du hast mich verändert.«
    Ich knie auf dem Boden. Meine Handgelenke sind über meinem Rücken gekreuzt, mit stark haftendem Panzertape an den Hals geklebt. Den Rest des Klebebands führt sie von den Handgelenken zwischen meine Beine über die linke Schulter zurück zu den Fingerspitzen. Genau das Gleiche über die rechte Schulter. Wenn sie das wieder abzieht, sind wir, ich würde fast sagen, back to the roots with the Enthäutung. Das alles hat nicht das Geringste mit dem Begriff des »Coming of Age Dramolettes« zu tun. Damit sie sich nicht zersetzt, nachdem sie vom Organismus getrennt wurde, gerbt man Haut. Mit Kaliumzyanid und Alaune, das in Wasser aufgelöst und aufgetragen wird. Sie muss gespannt werden, das ist der Gerbungsprozess, nach einer kurzen Weile wird sie fest, man muss sie dann immer weiter spannen und währenddessen natürlich aufpassen, dass sie nicht zerreißt. Allerdings weiß ich nicht, ob ich das wirklich selber machen sollte, es ist, na ja. Meine Hände werde ich sowieso nicht brauchen.
    Es gibt Punkte in mir, die sie nicht berührt, zu denen sie keinen Zutritt hat.
    Sobald ich mich einen Zentimeter bewege, zerreißen die Sehnen in dem Bereich zwischen Schulter und Brustwand.
    Man kann ihr ja leider keine Gewalt antun. Sie schweigt in einer mit Verantwortungslosigkeit gekoppelten Geduld, sie schweigt einfach nur, absolut und total und ganz und gar mit ihren verborgenen, unvorhersehbaren Präferenzen, die sie immer ganz weit abbringen.
    Und das ist ein Sturm, der mich in eine Wüste verwandelt. Ein ziemlich stiller Sturm. Ich höre ausschließlich auf ihr Schweigen, ich sage ihr, dass ich bluten muss, ich lerne aus all ihren Schwächen und folge ihr überallhin.
    Sie löscht die Neugierde aus. Sie tötet sie gerade.
    Sprechen wir hier über Gefühle? Besteht irgendein Bedarf an Gefühlen? Was kann aus mir für sie entstehen?
    Ich muss mir vorstellen, und das ist grauenhaft, dass ich gezwungen werde, etwas zu empfinden, was ich nicht kenne. Dass sie mich an Bewegungen bindet, von denen ich keine Vorstellung habe.
    Ich bemerke auch nicht, dass sie mich von mir selber trennt. Sie fordert von mir weder Aufmerksamkeit noch den geringsten Gedanken. Sie lenkt mich einfach nur grenzenlos ab.
    Die Kehrseite eines Glaubens, die nicht der Zweifel ist sondern das Unwissen und die Fahrlässigkeit.
    Sie richtet sich nicht an mich. Sie richtet sich eigentlich an niemanden, so weit bin ich inzwischen. Sie spricht nicht mit sich selber und sie hat kein Gegenüber. Die weiträumigere und trotzdem einzigartigere Existenz eines wandelbaren Kerns hört ihr zu, eine fast allgemeine, so als wäre das, was ich bis jetzt gewesen bin, vor ihr zu einem »Wir« erwacht, Präsenz und vereinte Kraft geteilten Geistes. Ich bin etwas mehr, etwas weniger als ich. Jedenfalls mehr als alle Menschen.
    In diesem »Wir« stecken die Erde, die Gewalt der Elemente, ein Himmel, der nicht dieser Himmel ist, da ist eine Empfindung von Vornehmheit und Stille, darin steckt auch die Bitterkeit einer finsteren Nötigung.
    Das alles ist »Ich« vor ihr, und sie scheint fast nichts zu sein.
    Ich starre auf ihren Mund, auf die Matratze, auf den Sonnenaufgang, auf die zweiundvierzig Anrufe in Abwesenheit.Wenn ich irgendwann mal sterbe, wird vielleicht irgendetwas von mir übrig bleiben. Und dann verfault der ganze Dreck. Oder auch nicht. Ich mache mir darüber ehrlich gesagt keine Gedanken. Ich habe schon genug Probleme, und wenn ich jetzt auch

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