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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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werde einfach scheiße zu dir sein.«
    Der Tag nimmt keine entscheidende Wendung. Unterhalten wir uns über den dreijährigen Äneas. Der hat vor wenigen Stunden noch an einem Spielgerät gebaumelt und einem seiner Elternteile zugerufen: »Nein, Mann, ich will nicht ins Yoga!«
    Seine in einem cremefarbenen Nylonmantel steckende Mutter wurde von meiner Schwester zum Essen in unsere Wohnung eingeladen und hat ihn zu allem Überfluss mitgebracht. Er spielt jetzt gerade mit einer aus Legosteinen gebastelten Kanone, die kleine Zinnsoldaten quer durch das Wohnzimmer katapultieren kann und die ganze Welt erwartet von mir, dass ich ihm aus so komischen Abdichtungsfolien ein Ritterkostüm bastele. Ich biete nichts anderes als ein Bild des Chaos und der Auflösung und des Kinderhasses, und diese Mutter unterbricht mich und sagt:
    »Entschuldige, stört dich der Lärm?«
    »Nein, das ist doch nur ein Kind«, antworte ich.
    Wir essen Fischstäbchen. Äneas sitzt in seinem Ritterkostüm in einem Regal und wartet auf irgendwas. »Was machst du denn?«, frage ich und kriege keine Antwort. »Äneas, wo sitzt du denn da?« »Im ICE.«
    »Und wohin fährst du?« »Nach Barcelona. Kämpfen.«
    »O Annika, ich kenne außer dir niemanden, der wirklich alles tragen kann!« »Danke schön, das macht mich ja ganz ...« »Ernsthaft, du kannst echt alles tragen.«
    »Ach, ich wähle das alles einf ach immer sorgfältigst aus, des wegen wirkt das bestimmt nur so, als ob ich alles tragen könnte.« »Ja, du kannst einfach alles tragen.«
    Annika ist das, was man eine Mischung aus Beate Uhse, Alice Schwarzer und Mutter Teresa nennt. Sie hat sich eine Stellung erarbeitet, deretwegen zu ihr aufgeschaut wird, sieht umwerfend aus und isst am liebsten argentinisches Rindfleisch; das Ding ist: In neonfarbenen T-Shirts irgendwelchen traumatischen Odysseen durch den Berliner Szene-Untergrund nachzulechzen, leider bringt es das in ihren Augen nicht mehr so ganz. Äneas' Vater ist ebenfalls zu Besuch. Er sitzt mir da fett gegenüber, ist überfordert und hat keine Ahnung, wie man diesem sozial gestörten Kind zuliebe ein Familienleben aufrechtzuerhalten vortäuscht, das an seinem Mangel an Intelligenz und den überschwänglichen Emanzipationsambitionen seiner Exfrau gescheitert ist. Die spricht gerade darüber, dass ihre neue Affäre für vierhundert Euro Glaskaraffen auf eBay ersteigert hat.
    Die beiden haben in grauer Vorzeit mal bei uns gebadet, weil sie Handwerker am Start hatten bei sich zu Hause. Durch den Türspalt hat man dann immer gehört, wie sie sich so pseudoechauffiert über Feminismus gestritten haben und über die feministische Allianz mit dem Patriarchat und die weibliche, von Männern durch diese ganze Pornographie umstrukturierte Sexualität, die eigentlich gar keine mehr ist. Die Gebärmutter sei ja auch bloß was diskursiv Erzeugtes und so. Und das war so super, weil da währenddessen keiner von beiden aus der Badewanne rauskam, um sich kurz mal zu distanzieren, sie wollten ja nicht nackt durch unsere Wohnung laufen.
    Schreckliche Leben sind der größte Glücksfall.
    Als er bemerkt hat, dass ich ihn bemerkt habe, röchelt er plötzlich: »Hey, Mifti, warst du heute da auch mit bei Luther in dem Store in der Schönhauser? Die haben da so 'ne bescheuerte Sitzrave-Party abgezogen.«
    »Oh, hallo, nein, wie kommst du darauf, Edmond war da ja nur alleine und so, ich weiß auch nicht mal, was du mit Sitzrave-Party meinst.«
    »Was?«
    »Wie jetzt?«
    »Die Zeitverschiebung und alles. Du siehst aus, als hättest du so 'nen Mini-Jetlag und auf den Zigaretten steht alles auf Englisch.« »Bitte?«
    »Die Zigaretten, woher hast du die?«
    »Die Zigaretten hat Edmond halt einfach mitgebracht.«
    »Ach so, cool, als ich so alt war wie du, habe ich noch nicht geraucht, sondern gelernt, wie man einen Luftballon zuknotet.« »Als ich so alt war wie du ... ha ha ha.« »Ha ha ha ha ha!«
    Wie mich das alles ankotzt, diese Erwachsenenschwadroniererei, diese Unterhaltung darüber, dass der kleine Äneas mal im Restaurant auf jemanden am Nachbartisch gezeigt hat und die blöde Mutter sagen musste: »Äneas, mit nacktem Finger zeigt man nicht auf angezogene Leute!«, und Äneas hat dann seinen Finger in eine Bratkartoffel gesteckt und gemeinsam mit der Kartoffel weiterhin schonungslos draufgezeigt. Null Pointe, aber: »Ha ha ha ha ha ha ha!«
    Annikas Handy klingelt. Mein Vater wurde von Frau Pegle r dar über in Kenntnis gesetzt, dass ich die letzten

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