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Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Titel: Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Kraus
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Also bitte nicht nach PISA-Werten einer Schule fragen. Denn erstens haben die allermeisten deutschen Schulen keine PISA-Werte, weil sie nicht an diesem Test beteiligt waren. Zweitens – wenn sie sie denn hätten – würden die Schulen ihre PISA-Werte seriöserweise nicht sagen, weil die Stichprobe von knapp 30 Schülern je Schule wenig repräsentativ ist. Falls einzelne Schulen doch mit Testwerten renommieren, dann geht es meistens in die Hose (siehe Kraus, 2005). Auch die Tatsache, dass jedes Jahr neu «Deutschlands beste Schule» durch die Medien gereicht wird, sagt nicht, dass es nicht zigtausend andere gute oder bessere Schulen gäbe. Schließlich bewerben sich um solche Schulpreise zumeist weniger als ein Drittel Prozent der 42000 Schulen in Deutschland.

Schulpolitik und Schulpädagogik mit Bodenhaftung und Inhalten
    Verwöhnung, Überbehütung, Verschonung und Förderwahn durch Eltern, vor allem durch Helikopter-Eltern, entspringen häufig einem mit Sorge unterlegten Wunschdenken, das geboren ist aus der Angst, das eigene Kind könnte mit der Masse identifiziert werden. So manche Bildungspolitik und Bildungswissenschaft ist nicht unschuldig an dieser Psychodynamik, denn in hyperaktiver Betriebsamkeit häufen Politik und Wissenschaft angstmachende Zahlen auf Zahlen und Quoten auf Quoten. Dadurch wird bei vielen Eltern geradezu ein Wettrüsten an Verwöhnung, Überbehütung, Verschonung und Förderwahn angestoßen. Wenn dann noch die Einflüsterungen einer Wirtschaftsorganisation, etwa der OECD, dazukommen, dann wird jede PISA-Debatte zur Abitur-Vollkasko-Propaganda. Teile der Bildungspolitik und Teile der Bildungsforschung fühlen sich offenbar wohl in der Rolle von Meistern der Erniedrigung deutscher Schulen, Schüler und Lehrer. Am Ende greifen Abstiegsangst und Bildungspanik um sich. Eltern meinen schließlich, ihr Kind sei nur dann fit für das globale Haifischbecken, wenn es über einen Hochschulabschluss verfügt.
    Keine Panik, es gibt keine PISA-Titanic
    Diese Panik ist unbegründet. Die Mittelschicht rutscht nachweislich nicht nach unten ab. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) stellte 2012 fest, dass Abstiege aus der Mittelschicht sehr selten sind, sie betreffen allenfalls zwei Prozent dieser Gruppe. Und wenn es dennoch vereinzelt zu einem Abstieg kommt, dann ist er meist nur von kurzer Dauer. Nicht einmal die Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 hat laut Institut der deutschen Wirtschaft nennenswert an der Mittelschicht gerüttelt. Auch eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung belegt Ende 2012, dass 80 Prozent der Bevölkerung zur Mittelschicht zu rechnen sind und dass es sieben Jahre zuvor, 2005, ebenso viele waren. Die Erosion der Mittelschicht findet also nicht statt. Die Angst vor dem Abrutschen ins Bodenlose ist irreal.
    Dabei gibt es in Deutschland erheblich mehr Bildungsaufsteiger als -absteiger. Alle gegenteiligen Horrormeldungen entbehren jeder Grundlage. Es ist einfach wahrheitswidrig, weil es die Hälfte der Wahrheit verschweigt, wenn etwa die Bertelsmann Stiftung im Oktober 2012 von deutschlandweit 50000 Bildungsabsteigern und nur 23000 Bildungsaufsteigern spricht. Damit ignoriert die Stiftung nämlich in skandalöser Weise, dass es laut Statistischem Bundesamt zuletzt in Deutschland (Stand: 2011) neben 324711 neuen Studierberechtigten aus allgemeinbildenden Schulen über 181319 Studierberechtigte gab, die ihre allgemeine bzw. fachgebundene oder ihre Fachhochschulreife über die beruflichen Schulen erwarben. Diese Möglichkeiten der vertikalen und sozialen Durchlässigkeit im deutschen Bildungswesen sind weltweit einmalig, sie passen offenbar aber nicht in das bildungspolitische Gedankengebäude mancher Leute.
    Vergessen bleibt dabei häufig: Es geht in Fragen von Bildung nicht um Quote oder schöne Zeugnisse, sondern es geht für den Einzelnen und insgesamt für das Gemeinwesen um die Qualität von Bildung, Ausbildung und Studium. Qualität und Quote stehen leider aber gerade im Bereich Bildung oft in einem reziproken Verhältnis. Ein blankes Quotendenken wäre planwirtschaftlich. Viele der deutschen Berufsabschlüsse unterhalb der formal-akademischen Schwelle haben überdies den gleichen Rang wie andernorts Hochschulabschlüsse. Es ist anzunehmen, dass das, was andere Staaten als «Abitur» oder als «Studium» deklarieren, in Deutschland oft nicht einmal einer Fachschulausbildung entspräche.
    Es gibt auch keine Korrelation zwischen Studierberechtigtenquote und

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