Heliosphere 2265 - Band 1: Das dunkle Fragment (German Edition)
nicht daran denken. Der Weg vom Helden, der eine Kolonie gerettet hatte, zum Paria, der einen neuen Krieg eingeleitet hatte, war verdammt kurz. „Maschinenraum an Captain Cross“, erklang die Stimme von Lieutenant Commander Lorencia aus dem Interkom. Ihr Unterton verhieß nichts Gutes. „Cross hier. Ich nehme nicht an, dass Sie gute Nachrichten für mich haben, Commander?“ „Ich fürchte, damit liegen Sie richtig, Sir.“ Seine L.I. atmete schwer aus. „Wir haben das Problem am Helix-Konverter gefunden. Prinzipiell ist es keine große Sache, doch um es zu beheben, muss ein bestimmtes Element rekonfiguriert werden. Und das geht leider nur, wenn wir den Konverter abschalten.“ „Das ist ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, Commander“, sagte Jayden. „Damit sitzen wir auf dem Präsentierteller und können nicht mal verschwinden, falls wir Besuch bekommen.“ „Das ist mir klar, Sir. Doch wenn ich das Problem nicht behebe, läuft es auf das Gleiche hinaus. Dann verlieren wir die Antriebsenergie nach einem Flug von weiteren ein bis zwei Lichtjahren. Bei einer Flucht wäre das eine Katastrophe. Wenn ich mich jetzt sofort um das Problem kümmere, ist es in einigen Stunden erledigt. Wir leeren den Speicherring, um eine Rückkopplung zu vermeiden, deaktivieren den Konverter und ...“ „Definieren Sie ‚einige‘“, unterbrach Jayden. Lieutenant Commander Lorencia neigte zu ausschweifenden technischen Erläuterungen. Und während er diese in der Regel mit einem Lächeln und einem Nicken überstand, blieb dafür jetzt keine Zeit. „Da die gesamte Interlink-Technik noch experimentell ist, kann ich mich nicht so genau festlegen. Meine Schätzung liegt bei fünfzehn Stunden.“ „Tun Sie es.“ „Aye, Sir.“ Lorencia unterbrach die Verbindung. Mit einem Mal fühlte Jayden sich verdammt müde.
*
Vier Stunden später
„Wir haben die Servo-Suits mit einem regenerativen Nano-Polymer überzogen. Die Marines werden für einige Stunden vor jeglicher bekannter Strahlung am Boden geschützt sein. Ich empfehle jedoch, den Aufenthalt auf maximal eine Stunde zu beschränken“, sagte Lieutenant Commander Lorencia. Neben ihr stand Doktor Petrova, die Arme im Rücken verschränkt. „Mir gefällt das Ganze noch immer nicht. Aber Sie kennen meine Bedanken ja bereits.“ „Die kenne ich, Doktor. Und ich bin für andere Vorschläge offen.“ Jayden fixierte die resolute Ärztin. „Wir müssen so schnell wie möglich aus diesem System verschwinden. Es steht außer Frage, dass wir das Artefakt dabei nicht zurücklassen können. Früher oder später werden wir Risiken eingehen müssen. Und diese Anzugsbeschichtung scheint mir ein guter Ansatz.“ „Entschuldigen Sie, wenn ich so direkt bin, Sir , aber ohne ausreichende Tests könnte diese Legierung sich als hübscher, aber völlig unnützer Lack erweisen.“ Doktor Petrova funkelte ihn an. „Ich kann meine Hand für die Unversehrtheit der Marines nicht ins Feuer legen.“ „Es bleibt ein nicht zu unterschätzendes Risiko“, sagte seine L.I. Auch sie wirkte nicht gerade glücklich. „Wir konnten die von unseren Satelliten angemessene Strahlung begrenzt neutralisieren. Sollte dort unten aber irgendetwas sein, dass wir noch nicht kennen und das in Wechselwirkung mit der Strahlung tritt oder auf eine ganz andere Art funktioniert, wird die Legierung nicht viel nutzen.“ „Das ist mir bewusst“, sagte Jayden. „Doch uns bleibt keine Wahl. Ich werde es jedem Marine freistellen, ob er an der Mission teilnimmt.“ Lorencia lachte auf. Auf seinen fragenden Blick sagte sie: „Sir, wir sprechen hier von Marines. Die meisten kennen lediglich das Wort ‚Ehre‘. Keiner von ihnen wird den Einsatz ablehnen. Sie haben viel zu viel Angst, von ihren Kameraden als Feiglinge abgestempelt zu werden.“ „Das mag sein, ist jedoch nichts Neues. Und jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Grundsatzdiskussionen zu führen.“ Er wandte sich direkt an seine L.I. „Versehen sie die Servo-Suits mit der Legierung. Commander Ishida wird den Einsatz von der Kommandobrücke aus überwachen. Doktor Petrova, ich begleite Sie auf die Krankenstation. Wie ich hörte, gibt es Neuigkeiten.“ Mit diesen Worten machte er sich auf, den Maschinenraum zu verlassen. Die Chefärztin folgte schweigend, während von seiner L.I. ein gemurmeltes „Aye, Sir“ zu hören war.
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Ein Vibrieren auf seinem linken Handrücken ließ Jayden aufmerken. Die Displayfolie war normalerweise nicht zu
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